: David Livingstone
: Heinrich Pleticha
: Reisen und Entdeckungen im südlichen Afrika Von der Kalahari zu den Victoria-Fällen
: Edition Erdmann in der marixverlag GmbH
: 9783843803137
: 1
: CHF 17.60
:
: Afrika
: German
: 392
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eine schmucklose Platte im Boden der Westminster-Abtei in London kennzeichnet das Grab von David Livingstone. Was zunächst unspektakulär anmutet, ist in Wahrheit die höchste Auszeichnung, die neben Kolumbus keinem anderen Entdecker der Weltgeschichte zuteilwurde. Der furchtlose Schotte hat sie sich hart erarbeitet. Sohn eines Baumwollspinners, eignete er sich im Selbststudium medizinische und theologische Kenntnisse an und ging 1840 als Missionar nach Südafrika. In drei abenteuerlich-strapaziösen Reisen gelang ihm, was noch keinem Forscher vor ihm geglückt war: Er entdeckte den Ngamisee im Norden des ehemaligen Betschuanalandes, erforschte in einem 4000 Kilometer langen Marsch bis nach Luanda den oberen Sambesi, brach von dort zu einer Expedition quer durch den Kontinent zur Ostküste auf und stieß schließlich auf die nach Queen Victoria benannten Victoria-Fälle.

David Livingstone (1813 - 1873) wurde in Blantyre, Schottland, geboren. Seine Familie war arm und so musste er sich schon früh als Baumwollspinner verdingen. Zu Beginn der 30-er Jahre hatte er genügend Geld gespart, um in Glasgow die Universität zu besuchen. Hier widmete sich der Schotte neben dem Medizinstudium seinem bereits in der Kindheit geweckten theologischen Interesse. Tief beeindruckt von der Bekanntschaft mit dem Missionar Robert Moffat entschloss er sich daraufhin, als Apologet nach Afrika zu gehen. Der Herausgeber: Dr. Heinrich Pleticha (1924 - 2010) lebte und arbeitete in Würzburg als Lehrer und später als Honorarprofessor. Als anerkannter Experte auf dem Gebiet der Entdeckungs- und Reiseliteratur war er Autor und Herausgeber zahlreicher Sachbücher. In der Edition Erdmann ist er u.a. Herausgeber von Mungo Parks Reisen ins innerste Afrika und von Henry Morton Stanleys Wie ich Livingstone fand.

ERSTES KAPITEL


Die allgemeinen Weisungen, welche ich von den Direktoren der Londoner Missions-Gesellschaft erhielt, veranlassten mich, sobald ich Kuruman und Lattakoo erreichte, welches damals wie noch heutzutage ihre am weitesten vom Kap landeinwärts gelegene Station war, meine Aufmerksamkeit nordwärts zu richten. Ich hielt mich daher nicht länger in Kuruman auf, als für die Rast meiner Zugochsen notwendig war, die von der langen Reise von der Algoa-Bucht her ziemlich abgetrieben waren, brach dann in Begleitung eines anderen Missionars nach dem Bakuena- oder Bakwain-Land auf, und fand Setschele mit seinem Stamm in Schokuane angesiedelt. Kurz darauf kehrten wir wieder nach Kuruman zurück; da jedoch unsere Zwecke durch eine zeitweise Exkursion dieser Art durchaus nicht zu erreichen waren, so nahm ich mir vor, so bald wie möglich einen neuen Streifzug ins Innere anzutreten. Nach einem etwa dreimonatigen Aufenthalt in Kuruman, welches eine Art Hauptstation in diesem Land ist, kehrte ich nach einem Ort zurück, welcher ungefähr fünfzehn englische Meilen südlich von Schokuane liegt und Lepelole (jetzt Litubaruba) hieß. Um mir eine möglichst genaue Kenntnis der Landessprache zu verschaffen, schloss ich mich hier ungefähr ein halbes Jahr lang von allem Umgang mit Europäern ab und verschaffte mir durch diese mir auferlegte schwere Probe eine Einsicht in die Lebens- und Denkweise, die Gesetze und die Sprache jenes Teils der Betschuanas, die man Bakuena nennt – Kenntnisse, welche mir in meinem Verkehr mit denselben von unberechenbarem Vorteile waren.

Auf dieser zweiten Reise nach Lepelole – welches beiläufig gesagt von einer Höhle dieses Namens so heißt – begann ich Vorbereitungen zu einer Niederlassung und leitete einen Graben zur Bewässerung von Gärten aus einem Strom ab, welcher damals reichlich floss, jetzt aber ganz trocken ist. Als diese Vorbereitungen schon ziemlich weit gediehen waren, wandte ich mich nordwärts, um die Bakaa und Bamangwato sowie die Makalaka zu besuchen, welche zwischen dem 22. und 23. Grad südlicher Breite wohnen. Das Bakaa-Gebirge war vorher von einem Handelsmann besucht worden, der mit allen seinen Leuten dem Fieber erlag. Als ich den nördlichen Teil dieser Basalthügel in der Nähe von Letlotsche umging, war ich nur zehn Tage von dem unteren Teil des Zouga entfernt, welcher auch unter dem Namen Ngami-See bekannt ist; wäre ich also nur auf Entdeckungsreisen ausgegangen, so hätte ich schon damals (1842) jenen See entdecken können. Der größte Teil dieser Reise über Schokuane hinaus wurde zu Fuß gem