MEINE JUGENDZEIT
Empfange hier, meine Geliebte, diesen Strauß seltsamer Blumen, gepflückt im Garten meiner Erinnerungen. Er gehört Dir.
Als ich den Kinderschuhen entwachsen war, blieb ich im Elternhaus. Ich studierte und wählte ganz von selbst das Lehrfach, um mich der Erziehungsarbeit zu widmen. Wie stets vorher, war ich auch in diesen Jahren gespannt,»Etwas« zu hören, zu sehen und zu erfahren. Natürlich sehr vorsichtig, denn ich glaubte, daß man es mir ansehen könnte, wenn meine sinnlichen Gedanken bei den Ruten und den nackten Gesäßen weilten. In der Seebadeanstalt, wo ich im Sommer täglich badete, konnte ich— ach, leider nur platonisch!— viele pralle, reizende, runde Formen hübscher junger Mädchen genießen, die in nassen straffen Trikots vor meinen Augen und meinen trunkenen Sinnen vorbeiwogten.
Ich erduldete dabei Qualen, die nur Du, meine Geliebte, zu verstehen vermagst. Wenn ich wegen Platzmangels die Badekabine mit einem hübschen großen Schulmädel teilen mußte, genoß ich ihre Entkleidung und die Unbefangenheit, mit der sie sich vor mir splitternackt zeigte. Ich trank in vollstem Maße die plastischen Schönheiten ihrer kallipygischen Reize in mich hinein. Bisweilen konnte ich es auch wagen, ihr scherzend einen kleinen Klaps auf das schöne nackte Gesäß zu geben, und ihre warmen, samtweichen und doch so festen Halbkugeln in meine Hand zu nehmen.
Ich bestand mein Examen, als ich zweiundzwanzig Jahre alt war. Nun folgt eine Epoche meines Lebens, die vielÄhnlichkeit mit der gleichen Periode Deines Lebens aufweist: Die Berührung mit dem Mann.— Ich habe Dir ja versprochen, daß Du alles wissen sollst, und daher auch das.
Gleich Dir, war auch ich niemals von Gedanken an Männer oder an erotische Verbindungen mit ihnen erfüllt. Schon als junges Mädchen wehrte ich männliche Begehrlichkeit in jeder Form von mir ab. Es war ein Instinkt in mir, der mich vor denüblichen Enttäuschungen zu bewahren wußte. Ich sahüberall so viele arme Mädchen der gewissenlosen Geschlechtsgier der Männer zum Opfer fallen und sah, daß mit ihrer Seele auch ihr Körper zerbrochen wurde. Was wäre aus meinen wunderschönen Jugendträumen geworden, wenn ich sie einer so häßlichen, erbärmlichen Wirklichkeit geopfert hätte?!
Zwar hatte ich in meinem zweiundzwanzigsten Lebensjahr auf meinem Weg den Mann getroffen, der mir die Hand zur Ehe reichen wollte. Ich traf diesen hübschen dreißigjährigen Mann in einer befreundeten Familie. Er sah mich an, wie es noch kein Mann vorher getan hatte. Er hypnotisierte mich geradezu mit seinem Blick, er zog mich an wie ein Magnet. Ich sträubte mich dagegen mit Händen und Füßen, ich wollte einfach nicht nachgeben, denn ich hatte ja andere Zukunftspläne, in denen ich mein persönliches Glück zu finden wußte. Doch— er blieb der Stärkere.
Seine sinnlichen Augen zogen mich mehr und mehr in seinen Bann, bis ich ihm g