: Ingrid Gilcher-Holtey
: Die 68er Bewegung Deutschland, Westeuropa, USA
: Verlag C.H.Beck
: 9783406625060
: Beck'sche Reihe
: 4
: CHF 8.80
:
: Zeitgeschichte (1945 bis 1989)
: German
: 136
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Berkeley, Berlin, Rom, Paris - dieses Buch bietet einen prägnanten Überblick über den Aufstieg, die Ziele und den Zerfall der 68er Bewegung, deren Aktionen auf dem Weg in eine 'andere' Gesellschaft bis heute Debatten über ihre Wirkungen und ihre historische Rolle provozieren.

Ingrid Gilcher-Holtey ist Professorin für Allgemeine Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der Zeitgeschichte an der Universität Bielefeld.

I. Alte Linke – Neue Linke:
Die kognitive Konstitution der Bewegung


Soziale Bewegungen entstehen aus sozialem Handeln, das Konflikte und Spannungen innerhalb einer Gesellschaft sichtbar werden läßt. Doch gibt es stets mehr strukturelle Spannungen und soziale Antagonismen als soziale Bewegungen. Eine Mobilisierung sozialen Handelns tritt erst ein, wenn es auf bestimmte Orientierungsmuster und Zielvorstellungen gerichtet wird. Entscheidend für eine erfolgreiche Mobilisierung sozialer Bewegungen ist daher ihre kognitive Konstitution. Es kommt darauf an, daß zumindest die Trägergruppen eine kognitive Identität gewonnen haben, ein symbolisches System der Selbstverständigung und Selbstgewißheit. Diese kognitive Konstitution wird in der Regel bestimmt durch Ordnungsentwürfe von Intellektuellen, die es ermöglichen, Ereignisse und Strukturprobleme zu deuten, Protestursachen zu definieren sowie Unzufriedenheit und Unbehagen zu lenken, auf Ziele zu orientieren. Betrachtet man die 68er Bewegungen, die, ihrem Selbstverständnis nach, neue linke Bewegungen waren, ging dem Mobilisierungsprozeß dieser Bewegungen – in den Vereinigten Staaten, in der Bundesrepublik, in Frankreich und Italien – jeweils die Formierung einer intellektuellen New Left, Neuen Linken, Nouvelle Gauche und Nouva Sinistra voraus.

1. Ausbruch aus der A