: Frank Schneider
: Borderline Der Ratgeber für Patienten und Angehörige
: Herbig
: 9783776681840
: 1
: CHF 8.70
:
: Erkrankungen, Heilverfahren
: German
: 208
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Innere Leere, emotionale Instabilität, unbeständige Beziehungen, panische Angst vor dem Verlassenwerden, schwere Krisen mit mangelnder Impulskontrolle, wiederholte Selbstverletzungen: Borderline ist durch eine starke Störung der Gefühle gekennzeichnet - sich selbst und anderen Menschen gegenüber. Prof. Dr. Schneider klärt über Ursachen der Krankheit auf und erläutert, wie sich Borderline symptomatisch äußert und vor allem, was man dagegen tun kann. Fachkundig stellt er verschiedene spezifische Formen der Psychotherapie vor und legt dar, welche Möglichkeiten der medikamentösen und psychosozialen Behandlung es gibt. Mit hilfreichen Checklisten und vielen anschaulichen Fallbeispielen.

Prof. Dr. med. Dr. rer. soc. Frank Schneider, war Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde und arbeitet als Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Universitätsklinikum Aachen. Bei Herbig erschienen von ihm die Ratgeber 'Demenz', 'Depressionen im Alter' sowie in Kooperation mit der Robert-Enke-Stiftung 'Depressionen im Sport'. Zusammen mit Sigrid Falkenstein veröffentlichte er 'Annas Spuren. Ein Opfer der NS-?Euthanasie?.'

Borderline: Eine schwere Erkrankung

Fallbeispiel

»Aufgewachsen bin ich in einer Kleinstadt, zunächst bei meinen Großeltern, weil meine Mutter kurz nach meiner Geburt verstarb und mein Vater ein Säufer war. Nach dem Tod meiner Großeltern kam ich in verschiedenen Heimen und Pflegefamilien unter. Meine Kindheit und Jugend waren sehr turbulent, geprägt von Weglaufen, Schule schwänzen, ziemlichen Erfahrungen mit Alkohol und Drogen. Eine Ausbildung zur Altenpflegerin habe ich bis heute nicht abgeschlossen. Ich galt wohl schon immer als sehr launisch und konnte von der einen auf die andere Sekunde heftigste Wutausbrüche bekommen, wegen »nichts«. Inzwischen ist es eher so, dass ich mich innerlich leer fühle, wie tot – toter als tot. Sogar meinen Körper spüre ich dann nicht mehr. Ich habe das Gefühl, als würde mein Körper gar nicht mehr existieren, sondern irgendwie mit der Umgebung verschmelzen. In solchen Situationen ritze ich mich, meistens mit einer Rasierklinge, an Armen und Beinen – bis das Blut kommt, erst dann habe ich das Gefühl, dass ich wieder ich selbst bin.

Dann wiederum überkommen mich Phasen, da fühle ich mich ganz unruhig, kann keinen klaren Gedanken mehr fassen, könnte nur noch heulen und würde am liebsten mich und alles um mich herum einfach zerstören. Ich kann das Gefühl gar nicht benennen, es herrscht einfach Chaos in mir.

Mein Freund versucht in solchen Situationen, besonders lieb zu mir zu sein, mich in den Arm zu nehmen, mich zu trösten. Doch ich kann seine Nähe in solchen Augenblicken gar nicht ertragen. Ich habe ihn gar nicht verdient. Ich weiß nicht, wie er es mit mir aushält, wahrscheinlich ist da längst eine andere, mit der er mich betrügt. Vor vier Wochen habe ich ihm dies vorgehalten. Er wies meine Vorwürfe zurück, aber ich glaubte ihm nicht. Es wäre nicht das erste Mal, dass ich von einem Partner betrogen werde