Wenn Sie mit einem Menschen, den Sie mögen,spazieren gehen, werden Sie erleben, dass IhreSchritte in einen gemeinsamen Takt kommen. Dieser verbindende Takt beim Gehen kann entweder identisch sein – also Ihr Partner macht einen Schritt mit dem linken Bein und Sie ebenfalls – oder gegenläufig. Wichtig ist nur der gemeinsame Rhythmus, denn das ist es, was Sie beide unbewusst wahrnehmen. Manchmal fällt einem sogar auf, dass der Rhythmus nicht stimmt und man passt seinen Schritt bewusst dem Partner an.
Irgendwann setzen Sie sich vielleicht zusammen aufeine Parkbank, um sich zu unterhalten und die Landschaftzu genießen. Während Sie sich über ein spannendes Thema austauschen, schlägt einer von Ihnen ein Bein über das andere. Kurz darauf schlägt auch der andere das gleiche Bein über das andere.
Später sitzen Sie vielleicht zusammen in einem Café. Einer holt sein Handy heraus, um nach Nachrichten zu sehen. Der andere macht ohne großes Nachdenken dasselbe.
Danach gehen Sie vielleicht zusammen einkaufen. Sie sehen sich die neueste Mode an und finden eine Jacke, die Ihnen besonders gut gefällt. Weil Sie tatsächlich eine Jacke brauchen, entschließen Sie sich, sie zu kaufen. Plötzlich bekommt Ihr Begleiter das Gefühl, er bräuchte eigentlich auch eine neue Jacke. Und obwohl er vielleicht genügend Jacken im Schrank hat, fehlt ihm jetzt etwas.Vielleicht wird er hin und her überlegen. »Eigentlich brauche ich es nicht, aber andererseits wäre es schon mal wieder nötig …« Am Ende kauft er vielleicht irgendetwas, nur um auch etwas Neues zu haben. So wie Sie.
Den Vorgang, sich dem anderen anzupassen, ohne je eine bewusste Entscheidung darüber zu treffen, nennt man »Synchronisieren«. Es ist ein natürliches Zeichen von Verbundenheit. Falls man Sie direkt darauf ansprechen würde, würden Sie wahrscheinlich erklären, sich dessen nicht bewusst zu sein. Und damit lägen Sie richtig, denn Synchronisieren macht nicht Ihr Verstand, sondern Ihr Unterbewusstsein.
- »Ich soll mein Bein genauso gehalten haben wie mein Freund? Kann schon sein, aber ich habe nichts bemerkt.«
- »Stimmt, jetzt wo ich darüber nachdenke, sehen wir immer gleichzeitig nach unseren Handys.«
- »Wir haben meistens zur selben Zeit Lust auf dieselben Sachen. Manchmal denken und sagen wir sogar im selben Moment etwas Identisches.«
- »Tatsächlich, wir ziehen oft am selben Tag unabgesprochen ganz ähnliche Kleidung oder Farben an.«
Synchronisieren ist etwas, das Sie wie von selbst mit dem anderen verbindet. Und weil es unbewusst, also ohne großes Nachdenken, stattfindet, verbinden sich sowohl angenehme Teile Ihres Unterbewusstseins mit Ihrem Gegenüber als auch solche, die zu Konflikten, Spannungen und unschönen Gefühlen führen können.
Sie wissen es nicht. Sie beschließen es nicht.
Vielleicht wollen Sie es nicht einmal.
Und dennoch beginnt etwas zwischen Ihnen
und dem anderen damit,
aufeinander zu reagieren.
Sie. Der andere. Und die unsichtbare Wolke
Solange sich zwei Menschen direkt sehen, könnte man noch vermuten, dass sie sich ihr Verhalten einfach nur gegenseitig abschauen. Deshalb hat man in aufwendigen Experimenten untersucht, ob die gegenseitige sichtbare Anwesenheit für das Synchronisieren zweier Lebewesen eine Grundbedingung ist.
Sie ist es nicht. Le