Griechische Komödie
Architektur und Dramaturgie des Amphitheaters. Ans zeitgenössische Publikum gelangten Komödien wie Tragödien der klassisch griechischen Epoche (fünftes Jahrhundert vor Christus) in Amphitheatern. Mustergültiges Vorbild – sogar noch etliche Jahrhunderte danach im weiten Herrschaftsbereich der Römer – war das Dionysostheater auf der Akropolis von Athen. Hier wurden die Tragödien des Aischylos, Sophokles und Euripides uraufgeführt, hier auch die Komödien des Aristophanes und seiner Nachfolger. Ausgegangen also sind diese Dichter von der besonderen Architektur eines Amphi-, eines Rundumtheaters. Auf dessen räumliche Gegebenheiten hin haben sie ihre Stücke konstruiert: die Abfolge der Szenen, das dramatische Widerspiel von handelnden Solisten und anteilnehmendem Chorkollektiv, den rhetorischen Wechsel zwischen streitbaren Dialogen und lyrisch-tänzerischen Gesangspartien.
Obwohl technisch einfacher ausgerüstet, ist dieser antike Spielraum beträchtlicher als bei den meisten Theaterarchitekturen, die im Lauf späterer Zeitalter entwickelt worden sind. Ein Rundbau ist es ohne Dach, also unter freiem Himmel, im Einklang mit den natürlichen Lichtverhältnissen der Tages- und Jahreszeit. Hufeisenförmig umgeben die ansteigenden Sitzreihen der Zuschauer eine kreisrunde Plattform, die Orchestra, wo der singende und tanzende Chor zugange ist. Zudem finden hier weitere pointierte Auftritte statt, so das erstmalige wie das mehrmalige Erscheinen der jeweils maßgeblichen Solo-Akteure. Letztere bleiben jedoch nicht auf der Orchestra, sondern begeben sich alsbald auf ihre eigentliche Aktionsplattform, die sich weiter oben ausbreitet, vis-à-vis zum Dreiviertelkreis der Zuschauerreihen.
Auf dieser Plattform, auch Proskenion genannt, erhebt sich ein hausartiges Gebäude, die Skenä, mit einer Mitteltür und zwei Seitentüren. Daraus treten die Solisten hervor, wenn sie, laut Spiel, soeben einen Palast oder einen andren Innenraum verlassen. Drinnen, so wird suggeriert, spielen sich aber auch jene Gewaltakte ab, deren traurige Resultate hernach aufgebahrt herausgefahren werden, jetzt erst sichtbar für die Blicke des Publikums. So die Leichen der selbstmörderischen Antigone und Jokaste, so auch der verstümmelte Ödipus, nachdem er sich die Augen ausgestochen hat. Von droben dagegen, vom Dach der Skenä, erfolgt – sofern es dazu kommt – der Auftritt dieses oder jenes Gottes, der von hoher olympischer Warte (mittels Hebekran) sich herablässt, um in die Wirrnisse unter den Sterblichen einzugreifen. Unversehens, als sprichwörtlicherdeus ex machina, gleitet er auf seiner Maschine hinab. Nirgends wohl so eindrucksvoll und folgenreich wie in derOrestie, wenn schließlich die Göttin Pallas Athene für eine sinnvolle Lösung sorgt, nachdem die Konfliktparteien dort unten sich blutig verrannt haben. Und in die Gegenrichtung, von drunten nach droben, lässt sich der tatkräftige Held von Aristophanes’Der Frieden* befördern: der Weinbauer Trygaios, der rittlings auf seinem gigantischen Käfer zum Olymp emporfliegt, um die dort gefangen gehaltene Gottheit des Friedens zu befreien und auf die Erde herabzuholen.
Derart verschafft das Amphitheater seinen Zuschauern im Lauf der szenischen Ereignisse ein energisches Mit- und Gegeneinander von horizontalen und vertikalen Richtungsimpulsen. Ergänzt noch durchs ebenso nachdrücklich ausgespielte Hinein