Ratgeber Exzessives Schreien, Schlaf- und Fütterstörungen Informationen für Eltern und Erzieher
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Margarete Bolten, Eva Möhler, Alexander von Gontard
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Ratgeber Exzessives Schreien, Schlaf- und Fütterstörungen Informationen für Eltern und Erzieher
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Hogrefe Verlag GmbH& Co. KG
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9783844423747
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1
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CHF 7.00
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Erkrankungen, Heilverfahren
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German
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48
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Wasserzeichen
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PC/MAC/eReader/Tablet
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ePUB
Säuglinge und Kleinkinder, die exzessiv schreien, quengeln und Probleme mit dem Schlafen und Essen haben, können Eltern an ihre Belastungsgrenzen bringen. Ziel des Ratgebers ist es, Eltern über die verschiedenen Verhaltensschwierigkeiten zu informieren und ihnen praktische Schritte zur Verbesserung der Situation mit ihrem Kind zu vermitteln. Der Ratgeber informiert über die verschiedene Erscheinungsformen, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Schrei-, Schlaf- und Fütterstörungen im Säuglings- und Kleinkindalter. Eltern und andere Bezugspersonen erhalten zahlreiche Anregungen, was sie selbst tun können, damit ihr Kind besser zur Ruhe kommt und weniger schreit, leichter ein- und durchschlafen kann und es seltener zu Problemen mit dem Essen kommt.
2 Allgemeine Informationen zum Schreien, Schlafen und Füttern im Säuglings- und Kleinkindalter
Schreien
Von den Ausdrucksmöglichkeiten eines Babys ist das Schreien die stärkste Form. Schreien ist das wichtigste angeborene Alarmsignal, mit dem der Umwelt eigene Bedürfnisse wie Hunger, Durst, Missbehagen, Schmerzen, Kontakt- und Nähebedürfnisse aber auch Übermüdung und Überreizung mitgeteilt werden. Durch das Schreien alarmiert ein Kind seine Umwelt. Das Schreien ruft bei den Bezugspersonen eine starke emotionale Erregung, eine Steigerung des Herzschlags und des Blutdrucks hervor und motiviert diese, so schnell wie möglich den Anlass für das Schreien herauszufinden, um dieses beenden zu können. Das Schreien in den ersten Wochen und Monaten hat also eine wichtige Funktion. Es soll in Situationen, in denen sich der Säugling nicht selbstständig wieder beruhigen kann, dazu führen, dass die Eltern ihm helfen, wieder zur Ruhe und in Balance zu kommen. Im Laufe seiner Entwicklung lernt das Kind sich zunehmend besser selbst zu beruhigen. Bei der Mehrzahl der Babys nehmen deshalb auch die Unruhe und Schreiphasen im Verlauf des ersten Lebensjahres ab. Das Schreiverhalten von Säuglingen verläuft also im Durchschnitt nach einem charakteristischen Muster.
Merke:
Die tägliche Schreidauer nimmt bis zur sechsten Lebenswoche des Kindes immer mehr zu und liegt auch bei gesunden Säuglingen bei bis zu 2,5 Stunden täglich, um dann bis zur Vollendung des ersten Lebensjahres auf etwa eine Stunde täglich abzufallen. Das Schreien von Säuglingen ist zwar über den Tag hinweg gleichmäßig verteilt, jedoch ist bei den meisten Kindern ein deutlicher Anstieg in den späten Nachmittags- bis Abendstunden zu verzeichnen.
Schlafverhalten
Während Kinder im ersten Lebenshalbjahr noch 16 bis 20 Stunden schlafen, nimmt das Schlafbedürfnis im Verlauf des ersten und zweiten Lebensjahres kontinuierlich ab. Zudem ist es individuell sehr variabel. Im Alter von 18 Monaten kann es zwischen 10 und 15 Stunden variieren. Der Schlaf-Wach-Rhythmus ist dabei anfangs sehr inkonstant und baut sich im Verlaufe der ersten vier Lebensjahre auf.
Merke:
In den ersten zwei bis drei Jahren ist mehrfaches Aufwachen in der Nacht vollkommen normal. Kinder, die nicht gelernt haben, selbstständig einzuschlafen, fordern dann natürlicherweise ihre angelernte und angewöhnte Einschlafhilfe wieder ein. Dies bedeutet in der Regel, dass die Eltern aufstehen müssen, um sich um das Kind zu kümmern.
Ab dem Alter von sechs Monaten brauchen Kinder während des Schlafes keine Nahrung mehr. Wenn sie diese jedoch über dieses Alter hinaus einfordern, ist das Ausdruck eines Lernprozesses.
Nahrungsaufnahme
Jedes Kind muss essen und genügend Nahrung aufnehmen, um zu wachsen und zu gedeihen. Dies gelingt am besten im Rahmen einer guten Beziehung zu seinen Eltern und Bezugspersonen. Das Kind muss mitteilen, wann es hungrig und wann es satt ist. Die Bezugspersonen wiederum müssen diese Signale erkennen und auf sie eingehen können. Wenn sich beide – Kind und Erwachsene – positiv aufeinander einstimmen können, kann das Füttern und Essen für alle zu einer höchst entspannten und befriedigenden Erfahrung werden. Stressfreies Stillen oder Flaschenfüttern im Säuglingsalter sind wichtige Voraussetzungen für zukünftige Veränderungen – nämlich wenn das Kind zunehmend selbstständig bestimmen will und beim Essen seine Unabhängigkeit entwickelt. Das Essen durchläuft viele verschiedene Phasen bei jungen Kindern. Nach der Geburt ernährt sich der Säugling ausschließlich von Flüssigkeit – entweder Muttermilch oder Flaschennahrung. Mit vier bis sechs Monaten kann die erste Beikost eingeführt werden. Mit sechs Monaten kann das Kind erstmals eine Flasche halten und erste Schlucke aus einem Becher trinken – die ersten Schritte der Selbstständigkeit beginnen. Mit neun Monaten kann es auch festere Nahrungsstückchen probieren und sitzt schon selbstständig. Bald wird es anfangen, eigenständig mit dem Löffel zu essen und sich für die Nahrung, die andere Familienmitglieder essen, zu interessieren. Erste Essversuche mit der Gabel und unabhängiges Essen sind bis zum Ende des zweiten Lebensjahres möglich. Ab dieser Zeit können Kleinkinder am Tisch sitzen und fast alle Nahrungsmittel zu sich nehmen. Drei Haupt- und zwei Zwischenmahlzeiten sind jetzt ideal – dazwischen muss kein Kind naschen. Bis zum Alter von fünf Jahren kann es frei mit geschlossenem Mund essen und sogar die meisten Nahrungsmittel mit dem Messer schneiden – das Kind ist jetzt richtig groß geworden und freut sich über seine Selbstständigkeit! Wenn Kind und Eltern sich in diesem langen Prozess nicht aufeinander einstimmen können, wird das Füttern und Essen anstrengend, frustrierend und...