Beim Volksfest ging’s lustig zu
Bei der Ernte musste ich fleißig mithelfen. Aber mich reute es nicht, denn als die Ernte eingebracht war, sagte der Vater zu meiner Schwester und mir:„Am nächsten Sonntag fahren wir ins Volksfest.“ Wir zwei hatten natürlich eine riesengroße Freude und konnten es fast nicht erwarten, bis der Sonntag da war. Die Woche verging diesmal so langsam.
Endlich kam der langersehnte Sonntag. Wir mussten aber, obwohl wir fortfahren durften, zuerst in die Kirche gehen. Als wir nach Hause gekommen waren, aßen wir und gingen nach Altomünster zum Zug.
Nun aber hatten wir mächtige Angst, dass uns der Zug davonfahren könnte und wir zu Hause bleiben müssten. Als wir in den Zug einstiegen, richteten die Schwester und ich das Auge auf einen Fensterplatz. Es war zu unserem Glück noch einer frei.
Nun fuhren wir von einer Station zur anderen. Sooft der Zug hielt, stiegen Leute ein. Der Eisenbahnwagen, der ganz leer war, als wir einstiegen, wurde mit der Zeitübervoll. Endlich kamen wir in Dachau an. Der Vater hielt uns an den Händen fest, dass wir uns im Gedränge nicht verlieren konnten. Auf der Festwiese angekommen, war das Karussellfahren das Erste. Gleich danach musste uns der Vater„Gutseln“ kaufen.
Später gingen die Schwester und ich ins Kasperltheater.
Als die zum Kauf angebotenen Sachen angeschaut waren, besuchten wir die Kunst-, Gersten- und Landwirtschaftsmaschinenausstellung. Letztere interessierte mich gar nicht.
Die Preise, die bei der Braugerstenschau ausgesetzt waren, gefielen mir gut. Die Kunstausstellung und die Schau für die Bäuerin waren etwas für mich. Es waren viele Kochbücher ausgestellt und Maschinen, die der Hausfrau die Arbeit erleichtern. Dann verließen wir die Festwiese und gingen zum Zug. Als wir zum Bahnhof kamen, war der Zug schon losgefahren. Wir mussten warten, bis der Halb-neun-Uhr-Zug fuhr. An diesen schönen Volksfesttag werde ich nochöfter denken.
Feuerweihe
Am Karsamstag war die Feuerweihe. Meine Freundin Roswitha und ich machten aus, miteinander hinzugehen. Endlich war es Karsamstagmorgen. Um sieben Uhr fuhren wir los. Aber diesmal hätte mich das Radfahren bald verdrossen. Das Holzscheit, das ich zum Weihen tragen musste, verrutschte nämlich immer im Gepäckträger. So musste ich etliche Male vom Fahrrad steigen und mein Holz befestigen. Um 7.25 Uhr langten wir in Altomünster an. Hinter der Kirche brannte das Feuer schon lustig. Eine Weile dauerte es, bis der Geistliche Rat kam und das Feuer weihte. Als er es geweiht hatte, wäre er bald nicht mehr durch die Leute gekommen, so wurde er gedrängt. Mein Holz brachte ich lange nicht in das Feuer hinein. Als ich endlich nahe dort war, erlosch das Feuer. Als es dann wieder aufloderte, stand ich ganz vorn beim Feuer und konnte mein Holz schön hineinhalten. Als ich es später herauszog, war es ganz schön schwarz. Da ich nun heimgehen wollte, suchte ich die Renate, die ich während des Holzbrennens verloren hatte, und dann begaben wir uns auf den Heimweg. Wir dachten gleich an die nächste Feuerweihe und nahmen uns vor:„Nächstes Jahr sind wir aber früher dran.“
Heimische Bräuche zum Hochzeitsfest
Am vergangenen Samstag wurde bei uns eine große Bauernhochzeit gefeiert. Die alten Hochzeitsbräuche unserer bayerischen Heimat durften einmal alle wieder aufleben. Der große Festtag für die Brautleute wurde schon vor dem Gebetläuten angeschossen, damit sie nicht verschlafen. Um sieben Uhr erscheinen die Musikanten vor dem Hause des Bräutigams und der Braut, um den frohen Tag mit Musik anzufangen. Vor der Abfahrt muss vom Elternhaus Abschied genommen werden, was in rührender Weise geschieht. Der Hochzeitslader fängt das„Urlaubnehmen“, wie hier der Abschied genannt wird, mit Verslein an, denen ein Vaterunser für die Toten der Familie folgt. Nach dem endgültigen Abschied der Braut von Vater und Mutter tritt die Braut aus dem Haus mit einer mit Weihwasser gefüllten Tasse .Sie besprengt damit das Gefährt, das sie fortbringen soll, damit auf dem Weg kein Unglück geschieht. Während die Braut zum Hof hinausfährt, wird wieder geschossen, und die Musikanten spielen:„Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus.“ Der Bräutigam empfängt die Braut bei der Ankunft unter der Haustür undüberreicht ihr den Brautstrauß. Nach dem Entgegennehmen vieler Glückwünsche wird dann zur Kirche gezogen, wo die Brautleute getraut werden. Wenn die Braut so viel Glück hat, wie es geregnet hat, dann wird sieüberglücklich. Es wird nämlich gesagt, wenn es regnet, regnet es der Braut Glück.
Liebe Tante!
Im Juli werde ich aus der Schule entlassen. Das ist in meinem Leben eine große Wendung. Viele Gedanken beschäftigen mich, teils gute, teils schlechte. Habe ich in meiner Schulzeit so viel gelernt, dass ich die Aufgaben meines Lebens werde meistern können? Mein sehnlichster Wunsch ist es, einmal eine Bäuerin zu werden. Ich fühle mich jetzt schon wohl in der stilecht eingerichteten Bauernstube im Kreise meiner Familie, die recht groß werden soll. Im Stall erst soll Stück neben Stück stehen, jedes kerngesund und wohl genährt. Im Hühnerhof soll es recht lebendig zugehen. Hühner, Gänse und meine Lieblinge unter den gefiederten Tieren, die Enten, sollen in großer Anzahl den Hühnerhof bevölkern. Ein gepflegtes Blumengärtchen wird vor dem Hause sein. Den Tag werde ich mit Waschen, Nähen und anderen Arbeiten verbringen. Ob es so weit kommt, dass meine Luftschlösser Wirklichkeit werden, weiß nur unser Herrgott. Er wird mir Gesundheit und Arbeitsfreude schenken, die ich als zukünftige tüchtige Bäuerin dringend benötige.
Viele Grüße sendet Deine Nichte Rosa
Wie mein Schultag abläuft
Morgens, wenn ich aufstehe, ziehe ich mein Kleid an, und schnell wird mein Frühstück verzehrt. Denn es ist bereits 3/4 8 Uhr. Ein paar Schritte entfernt liegt das Schulhaus. Nun marschieren die Kinder mit den Mappen in der Hand dorthin. Jetzt sitzen wir in den Bänken. Nun kommt der Herr Hauptlehrer, und gleic