: Roman Pfefferle
: Schule - Macht - Politik Politische Erziehung in österreichischen Schulbüchern der Zwischenkriegszeit
: Tectum-Wissenschaftsverlag
: 9783828856448
: Wissenschaftliche Beiträge aus dem Tectum-Verlag
: 1
: CHF 18.00
:
: Politische Wissenschaft und Politische Bildung
: German
: 218
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Inhalte und Wertungen von Schulbüchern prägen das gesellschaftliche und politische Bewusstsein ganzer Generationen. Was die Großelterngeneration im Schulranzen mit sich herum trug, verrät viel darüber, wie sie sozialisiert wurde, welches selektierte Grundwissen sie mit auf den Weg bekam, wie nachhaltige Grundhaltungen und politische Einstellungen entstanden. Schulbuchforschung ist somit politische Kulturforschung. In der Zeit zwischen den Weltkriegen waren die Schulbücher in Österreich je nach dem herrschenden politischen System sehr unterschiedlich in Inhalt und Ausrichtung. Roman Pfefferle zeichnet in diesem Buch anschaulich nach, was die politischen Eliten der Ersten Republik und jene des Austrofaschismus für die Jugend wollten und wie sie es propagierten.

Teil I

1 Politische Kultur

1.1 Begriff

Der Begriffpolitische Kultur ist heute in zweierlei Bedeutung in Verwendung. Einerseits fand er Eingang in die politische Alltagssprache, andererseits bezeichnet er ein Konzept politikwissenschaftlicher Analyse.

In seiner alltagssprachlichen Bedeutung wird unter dem Begriff, analog zur Verwendung des Kulturbegriffs in anderen Bereichen (z.Bsp. Esskultur, Unternehmenskultur etc.), ein kultivierter politischer Stil verstanden. Er dient in diesem Zusammenhang zur Bezeichnung zwischenmenschlicher Umgangsformen im politischen Prozess und wird dementsprechend im Politiker- sowie Journalistensprachgebrauch meist wertend verwendet. So etwa dann, wenn Politiker einander einen Mangel an politischer Kultur unterstellen und damit auf ihr Unbehagen hinsichtlich des politischen Stils ihrer Kontrahenten hinweisen wollen.

Im Gegensatz dazu wurde der Begriff in der Politikwissenschaft für die Bezeichnung der subjektiven Dimension gesellschaftlicher Grundlagen der Politik oder politischer Systeme eingeführt, worunter unterschiedliche politische Orientierungsmuster einer Bevölkerung oder ihrer Teilgruppen aber auch solche innerhalb politischer Eliten zu verstehen sind. Politische Kultur ist in diesem Sinne keine kultivierte Umgangsform, die es zu erzeugen oder zu erhalten gilt, sondern meint die Existenz politischer Mentalitäten, die für eine bestimmte Zeit innerhalb eines bestimmten Territoriums charakteristisch sind. Es gibt daher nicht „die“ politische Kultur Öster