: Mark Twain
: Meine Reise um die Welt Beide Teile - Ein spannendes Reisebericht des Autors von: Die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn
: e-artnow
: 9788074841927
: 2
: CHF 1.60
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: Humor, Satire, Kabarett
: German
: 799
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dieses eBook: 'Mark Twain: Meine Reise um die Welt' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Ein Klassiker unter den Reiserzählungen. Mark Twain ist vor allem als Autor der Bücher über die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn bekannt. Er war ein Vertreter des amerikanischen Realismus und ist besonders wegen seiner humoristischen, von Lokalkolorit und genauen Beobachtungen sozialen Verhaltens geprägten Erzählungen sowie aufgrund seiner scharfzüngigen Kritik an der amerikanischen Gesellschaft berühmt. In seinen Werken beschreibt er den alltäglichen Rassismus; seine Protagonisten durchschauen die Heuchelei und Verlogenheit der herrschenden Verhältnisse.

Zweites Kapitel.



Im Zweifelsfall sprich die Wahrheit!

Querkopf Wilsons Kalender

Am fünften Tag nachdem wir Victoria verlassen hatten, wurde das Wetter heiß und alle männlichen Passagiere an Bord erschienen in weißen Leinwandanzügen. Einige Tage später passierten wir den 25. Grad nördlicher Breite, worauf sämtliche Schiffsoffiziere auf Befehl die blaue Uniform ablegten und sich in weiße Leinwand kleideten. Auch die Damen waren bereits ganz in Weiß. Auf dem Promenadendeck sah es so verlockend kühl und vergnüglich aus, von allen den schneeweißen Kostümen, wie bei einem großen Picknick.

*

Aus meinem Tagebuch:

Es gibt mancherlei Uebel in der Welt, denen der Mensch nie ganz entfliehen kann, er mag reisen so weit er will. Ist man dem einen glücklich entgangen, so fällt man dem andern sicherlich in die Klauen. Die Lügengeschichten von Seeschlangen und Haifischen sind wir endlich los geworden, das ist ein tröstlicher Gedanke. Aber nun kommen wir in das Bereich des Bumerangs, und es wird uns wieder weh zu Mute. Der erste Offizier erzählte, er habe einen Mann gesehen, der sich vor seinem Feinde hinter einem Baum versteckte; aber der Feind schleuderte seinen Bumerang hoch in die Luft, daß er weit fortflog, dann kam er zurück, fiel herunter und tötete den Mann hinter dem Baum. Der nach Australien bestimmte Passagier hatte gesehen, wie dasselbe Geschick zwei Männer hinter zwei Bäumen ereilte und zwar mit ein und demselben Wurf des Bumerangs.

Da bei dieser Behauptung alle schwiegen, weil sie ihnen zweifelhaft erschien, bekräftigte er sie noch durch die Mitteilung, daß sein Bruder einmal gesehen hätte, wie der Bumerang einen Vogel auf hundert Meter Entfernung getötet und ihn dann demWerfer gebracht hätte. – Es gibt keine Hilfe gegen derlei Uebel; man muß sie eben ertragen.

Vom Bumerang ging das Gespräch auf Träume über – gewöhnlich ein fruchtbares Thema zu Wasser und zu Land – aber diesmal war der Ertrag nur gering. Dann kam man auf Fälle von außerordentlichem Gedächtnis zu reden, das hatte bessern Erfolg. Jemand erwähnte den blinden Tom, einen schwarzen Klavierspieler, der jedes noch so lange und schwierige Stück richtig spielen konnte, nachdem er es einmal gehört hatte. Ein halbes Jahr später konnte er es abermals fehlerlos vortragen, ohne es inzwischen gespielt zu haben. Das auffallendste Beispiel erzählte uns aber ein Herr, der im Stabe des Vizekönigs von Indien gedient hatte. Er las uns vieles aus seinem Notizbuch vor, wo er die ganze Begebenheit auf frischer Tat eingetragen hatte, damit er sie, wie er sagte, Schwarz auf Weiß besäße und nicht in Versuchung käme zu glauben, er habe sie geträumt oder erfunden.