: Heinrich Conrad
: Eingekerkerte und Ausbrecher (Komplettausgabe)
: e-artnow
: 9788074841675
: 2
: CHF 1.80
:
: Anthologien
: German
: 449
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dieses eBook: 'Heinrich Conrad: Eingekerkerte und Ausbrecher' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Die Abenteuer der Eingekerkerte und Ausbrecher: Freiherr Friedrich von der Trenck Fürst Peter Krapotkin Graf von Lavalette und seine Frau Masers de Latude Heinrich Conrad (1866 - 1919), auch Conradt, eigentlich Hugo Storm, war ein deutscher Schriftsteller, Verleger, Herausgeber und Übersetzer aus dem Italienischen und Französischen. Nach einem Bankrott, der ihn mit 100.000 Reichsmark verschuldete, verließ Conrad Anfang April 1898 Berlin mit unbekanntem Ziel, angeblich flüchtete er in die USA. Seit 1900 trat er auch als Übersetzer beispielsweise der Werke von Ralph Waldo Emerson und Henri Rochefort hervor. In Siena erschien im Selbstverlag und ohne Jahresangabe seine Übersetzung der Bilder aus dem Privatleben der römischen Cäsaren von Pierre-François Hugues d'Hancarville. Für den Stuttgarter Verlag Robert Lutz übertrug er Meisterwerke von Fritz Reuter ins Hochdeutsche. Hier und in anderen Verlagen erschien die gemeinsam mit Hanns Heinz Ewers betreute Reihe Rara. Eine Bibliothek des Absonderlichen. Bekannt wurde er unter dem Namen Heinrich Conrad auch in München. Er fand Arbeit als Lektor beim Verlag von Georg Müller, für den er weitere Reihen erotischer und kulturgeschichtlich interessanter Literatur konzipierte und den er auch in Fragen der Buchgestaltung beriet. Inhalt: Vorwort Freiherr Friedrich von der Trenck Fürst Peter Krapotkin Graf von Lavalette und seine Frau Masers de Latude

Fürst Peter Krapotkin




Fürst Peter Krapotkin ist 1842 in Moskau geboren. Er wurde im kaiserlichen Pagenkorps in St. Petersburg erzogen und dann Offizier eines Kosakenregiments in Sibirien; dort quittierte er den Militärdienst 1867 und widmete sich den Wissenschaften, vorzüglich der Geographie und Geologie. Sein ideales, für das Unglück anderer tief empfängliches, zu allen persönlichen Opfern stets bereites Wesen führte ihn in die soziale Reformbewegung. Als Angehöriger des Tschaykowsky-Kreises, der die sozialistische Propaganda heimlich unterm Volke trieb, wurde der Fürst verhaftet. — Die Schilderung seiner Flucht entnehme ich seiner Selbstbiographie, die deutsch unter dem Titel »Memoiren eines Revolutionärs« in zwei Bänden erschienen ist.

C.


In den zwei nächsten Jahren, von denen ich nun zu reden habe, wurden in Petersburg wie in den Provinzen viele Verhaftungen vorgenommen. Es verging kein Monat, ohne daß wir nicht einen oder den andern unserer Freunde verloren oder von dem Verschwinden verschiedener Mitglieder aus den Provinzialgruppen gehört hätten. Gegen Ende des Jahres 1873 häuften sich die Verhaftungen immer mehr. Im November drang die Polizei plötzlich auch in eines unserer Hauptversammlungslokale in einer Petersburger Vorstadt. Wir verloren damals die Perowskaja und drei andere Freunde und mußten fürs erste alle unsere Beziehungen zu den Arbeitern dieser Stadtgegend abbrechen. Wir gründeten darauf etwas weiter von der Stadt entfernt einen neuen Agitationsherd, mußten ihn aber bald wieder aufgeben. Die Wachsamkeit der Polizei steigerte sich, es konnte sich kein Student mehr unbemerkt in einem Arbeiterviertel zeigen, und überall waren die Arbeiter von Spähern umgeben, die ihr Tun und Treiben scharf kontrollierten. Wir drei, Dmitri Kelnitz, Sergei und ich, kamen in unsern Schafspelzen und mit unsern unverdächtigen Mienen immer glücklich durch und dachten nicht daran, den gefährlichen Boden zu meiden. Doch wurden Dmitri und Sergei, deren Namen in den Arbeitervierteln weithin bekannt geworden waren, von der Polizei eifrig gesucht, und hätte man sie zufällig bei einer nächtlichen Haussuchung in der Wohnung eines Freundes gefunden, so wäre ihre Verhaftung sofort erfolgt. Zu manchen Zeiten mußte Dmitri jeden Tag nach einem Platze herumsuchen, wo er die Nacht verhältnismäßig sicher zubringen könnte.

In den ersten Tagen des Januars 1874 ging uns ein weiterer Versammlungsort verloren, der den Mittelpunkt unserer Agitation unter den Webern gebildet hatte. Einige von unseren tätigsten Mitgliedern verschwanden hinter den Toren der geheimnisvollen Dritten Abteilung. Unser Kreis wurde enger und allgemeine Versammlungen immer schwieriger. Wir machten daher die äußersten Anstrengungen, neue Vereinigungen von jungen Männern zu bilden, die unser Werk fortsetzen könnten, wenn wir alle verhaftet wären. Tschaykowsky befand sich bereits im Süden, und Dmitri und Sergei wurden von uns geradezu mit Gewalt gezwungen, Petersburg gleichfalls zu verlassen. Es blieben nur fünf oder sechs von uns zurück, die nun alle Arbeit unseres Kreises auf sich nehmen mußten. Auch ich hatte die Absicht, sobald ich meinen Bericht an die Geographische Gesellschaft zum Vortrag gebracht hätte, nach dem Südwesten Rußlands zu gehen und dort eine Art Landliga, ähnlich der, die in Irland am Ende der siebziger Jahre so mächtig geworden ist, zu gründen.

Nachdem es zwei Monate verhältnismäßig ruhig gewesen war, erfuhren wir Mitte März, daß so ziemlich der ganze Verein der Maschinisten verhaftet worden sei und mit ihnen auch ein junger Mann, Namens Nisowkin, ein früherer Student, der unglücklicherweise ihr Vertrauen besaß, von dem wir aber ü