: Paul Auster
: Winterjournal
: Rowohlt Verlag Gmbh
: 9783644030510
: 1
: CHF 10.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 256
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dies ist ein emotional mitreißendes, mit den ersten Zeilen packendes Buch: eine Lebensbeichte ganz aus der Warte des Körpers. Man kommt darin dem Schriftsteller Paul Auster sehr nahe, aber auch und vor allem dem Mann an der Schwelle zum Alter. Paul Auster spricht aus, was seine Hand, seine Füße, seine Glieder im Verlauf eines langen Lebens getan haben. Er lässt seine Liebesbeziehungen Revue passieren: viele zunächst und dann - dreißig Jahre lang - nur noch die eine, große Liebe! Die Kinder, die Abtreibungen, die Krankheiten. Er spricht über die Begegnungen mit dem Tod: ein Sturz als Junge, eine Herzattacke, ein Autounfall. Über die Körperlichkeit auch, die unendliche Empfindlichkeit jenes physischen Systems, das uns am Leben erhält und über das wir so wenig nachdenken, solange es funktioniert. Alkohol, Zigarillos, Süchte - all die Versuchungen, dieses System auszutricksen, sich dem Verfall, dem Alltag zu entziehen. «Winterjournal» ist eine Art Autobiographie, aber keine konventionelle, sondern höchste literarische Kunst: voll philosophischer Betrachtungen, poetischer Impressionen, intimer Einsichten.

Paul Auster wurde 1947 in Newark, New Jersey, geboren. Er studierte Anglistik und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Columbia University und verbrachte nach dem Studium einige Jahre in Frankreich. International bekannt wurde er mit seinen Romanen Im Land der letzten Dinge und der New-York-Trilogie. Sein umfangreiches, vielfach preisgekröntes Werk umfasst neben zahlreichen Romanen auch Essays und Gedichte sowie Übersetzungen zeitgenössischer Lyrik. Am 30. April 2024 ist Paul Auster im Alter von 77 Jahren gestorben.

19. 10. 87.WANZEN: Dieses höchst unerfreuliche Thema wird von der versammelten Gemeinschaft mit äußerster Delikatesse angegangen. Mindestens ein Mitglied verwendet den Euphemismus «Problem». Marguerite geht so weit, von «Hunderten von Tierchen» zu sprechen. Dick empfiehlt ein Produkt namensCOMBAT. Siri wiederholt die Empfehlung. Des Weiteren wird vorgeschlagen, den Kammerjäger aufzufordern, sein Gift zu wechseln. Worauf die Mitglieder sich mit einem erleichterten Seufzer einem anderen Thema zuwenden.

7. 3. 88.DER ZAUN: Theo wurde von seinen Schülern ein Preis von 500 Dollar für den Zaun genannt. Gewisse Mitglieder finden das maßlos übertrieben; andere nicht. Es kommt zu einer vagen Vereinbarung – einer so schwammigen, so diffusen Vereinbarung, dass man kaum von einer Vereinbarung sprechen kann –, dass Theos Schüler, wenn sie versprechen, ihre Arbeit gut zu machen, ihre 500 Dollar haben sollen. Aber sicher ist das nicht …

18. 10. 88.ALTE ANGELEGENHEIT: Kurzes Zaudern. Ob die Mitglieder imstande sind, ihre Gedanken in die Vergangenheit schweifen zu lassen und sich zu erinnern, worin genau diese alte Angelegenheit besteht? Der Vorsitzende rettet die Situation mit einer Kopie des betreffenden Protokolls.

22. 2. 90.DECKE IN 3R: Paul teilt der Gruppe mit, dass die Decke in 3R kurz vor dem Einstürzen steht. Auf den Gesichtern seiner Mitbewohner breitet sich Schrecken aus. Seine Frau, auch als Protokollantin bekannt, versucht sie mit dem Hinweis zu beschwichtigen, dass ihr Gatte zu Übertreibungen neige. Schließlich lebe der Mann davon, Geschichten zu erfinden, und gelegentlich färbe sein Leben in der erdachten Welt auf das in jener anderen Welt ab, die mangels eines besseren Ausdrucks die Realität genannt werde. Hiermit wird zu Protokoll gegeben: Die Decke in 3R steht nicht kurz vor dem Einsturz, ferner haben die Bewohner bereits geeignete Maßnahmen ergriffen, die den Eintritt eines solchen Ereignisses verhindern werden. Stukkateure und Anstreicher werden sich unserer leicht durchhängenden Decke annehmen …

28. 3. 90.DECKE IN 3R: Sie wäre tatsächlich bald eingestürzt! Die Anstreicher, die die Wohnung in einen annehmbaren Zustand zurückversetzten, bestätigten Pauls düstere Vorhersage. Es war bloß noch eine Frage der Zeit, bis sie uns auf den Kopf gefallen wäre.

17. 6. 92.HOCHWASSER. Der Keller steht unter Wasser. Lloyds scharfsinnige Bemerkung, wir sollten entweder etwas gegen das Hochwasser unternehmen oder den Keller mit Forellen bestücken, trifft den Nagel auf den Kopf. Die Kostenvoranschläge für die Instandsetzung liegen zwischen 100 und 850 Dollar, je nachdem, was getan werden muss. Wir sind uns einig, dass niedriger besser ist als höher und dass wir niedrig mit Roto-Rooter anfangen sollten. Der Gentleman von Roto-Rooter, ein Freund, ein Bekannter oder jedenfalls jemand, den Lloyd schon einmalGESEHEN hat, heißt Raymond Clean, ein Name, der in Anbetracht seiner Tätigkeit Vertrauen weckt und, wer weiß, womöglich gar Mr. Cleans Berufswahl entscheidend beeinflusst hat.

15. 10. 92.FENSTER UND VERBRECHEN: Joe, der Fensterputzer, wurde in aller Form beschuldigt, sich mit den 100 Dollar der Protokollantin davongemacht und keine Anrufe entgegengenommen zu haben. Vielleicht hat er das Land verlassen. Theo und Marguerite beschuldigen ihn des Weiteren, ihre Waage im GrundeNICHT REPARIERT