2
ABOUT A GIRL
The Academy Is ...
Die Sommerferien waren vorüber. Am vierten September begann die Schule wieder und ich fürchtete mich vor dem Tag. Exakt drei Monate waren seit dem Tod meiner Mutter vergangen und ich hatte bereits gelernt, den vierten jeden Monats zu hassen, die unerbittliche Art, mit der dieses Datum regelmäßig wiederkehrte und alles überschattete. Ich ging nach draußen, um darauf zu warten, zur Schule abgeholt zu werden. Dabei wäre ich beinahe über etwas – oder besser gesagt über jemanden – gestolpert.
Will Doniger stellte gerade den Rasensprenger in unserem Vorgarten auf. Als ich mit der Schuhspitze an seinem Rücken hängen blieb, blickte er unter seiner Lockenmähne zu mir hoch, sagte aber kein Wort.
»Entschuldigung«, murmelte ich und machte einen Schritt zur Seite.
Er nickte unmerklich, mehr nicht.
Will und ich gingen auf dieselbe Schule. Er war eine Klasse über mir in der Zwölften und half uns bei der Gartenarbeit, seit ich denken konnte. Und nun hatten er und ich noch etwas Wesentliches gemeinsam: Sein Vater war an Krebs gestorben, genau wie Mom auch. Dennoch sprachen wir nie miteinander und so machte ich einen Bogen um ihn und ging weiter.
Ehe meine Mutter starb, hatte Will lediglich den Rasen gemäht, doch nach ihrem Tod kam er jeden Tag zu uns. Er hatte die Firma seines Vaters übernommen –Doniger Garten- und Landschaftsbau stand auf seinem Lieferwagen – und wir brauchten jemanden, der uns bei der Pflege von Moms Garten half. Ohne Wills Hilfe wäre alles verdorrt oder verwildert, auch wenn ich ihm das nie gesagt hätte.
Kurz vor der Straße blickte ich noch einmal zurück. Will kauerte mit angespannten Muskeln in der gleißenden Sonne und hatte den Blick in die Ferne gerichtet. Ich überlegte gerade, ob ich doch noch etwas zu ihm sagen sollte, als ich eine leuchtend rote Gerbera entdeckte, die sämtliche Blumen im Nachbargarten überragte. Ich streckte die Hand aus, pflückte sie und schnupperte an den langen Blütenblättern, die mein Gesicht kitzelten. Das Bild meiner Mutter mit einem üppigen Blumenstrauß im Arm schoss mir durch den Kopf und meine Finger ließen den klebrigen, grünen Stängel so schnell los, als hätte er Dornen. Die Blume fiel zu Boden und ich starrte sie an. Ein Auto hupte. Chris Williams, seit zwei Jahren mein fester Freund, hielt vor unserem Haus am Straßenrand. Ich drehte mich um und lief eilig zu ihm, während die Sohlen meiner Schuhe die roten Blütenblätter der Gerbera auf dem Bürgersteig zertraten.
»Hallo, Schatz, du siehst umwerfend aus«, rief mir Chris über die Musik aus dem Autoradio hinweg zu. »Die offenen Haare stehen dir wirklich gut. Viel besser als dein ewiger Pferdeschwanz!«
Meine Hand lag auf dem Türgriff und ich zögerte einen Augenblick, während ich versuchte, meine Lippen zum Lächeln zu bringen. In letzter Zeit erschreckten mich Komplimente über mein Aussehen, und ich versuchte mir klarzumachen, dass Chris nur nett zu mir sein wollte. »Danke«, sagte ich schließlich, holte tief Luft und stieg ein. Ich war noch nicht angeschnallt, da trat Chris schon aufs Gas und begann ausführlich von seinem gestrigen Footballtraining zu erzählen. Dabei bemerkte er nicht einmal, dass ich das Radio ausstellte, jedenfalls nicht sofort.
»He, warum hast du die Musik ausgemacht?«, protestierte er schließlich.
Ich schwieg und sah