: Monika Schmidt
: Das verlockende Blau Eine Deutsche in Griechenland
: Größenwahn Verlag
: 9783942223454
: 1
: CHF 4.50
:
: Romanhafte Biographien
: German
: 80
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Du hättest dir eine Horiatiki aussuchen sollen!', warf ich ihm eines Tages an den Kopf. 'Eine Horiatiki wie Antonis' Maria würde viel besser zu dir passen', sagte ich wütend auf Griechisch und fing an zu weinen. Zu meiner Verwunderung brach Achilleas in schallendes Gelächter aus und erklärte mir dann auf Deutsch: ''Horiatiki' ist der griechische Bauernsalat, doch ein Bauernmädchen ist eine 'Horiatissa'.' Ich lachte mit, als ich endlich verstand, dass ich ihm gesagt hatte, ein Bauernsalat würde viel besser zu ihm passen. 'Monikouli', so nannte nur er mich, 'mir war schon immer das Sauerkraut lieber als der Bauernsalat', seine zärtliche Stimme verbreitete sich wie Balsam auf mein Herz, 'denn sauer hat Geschmack', fügte er hinzu und verjagte wieder einmal meine Zweifel. 1987 ging Monika Schmidt als Reiseleiterin auf die Insel Ägina. Doch sie sollte anschließend nicht nach Deutschland heimkehren, sondern in Griechenland ihr neues Zuhause finden. In ihrer Erzählung beschreibt sie die Konflikte, die entstehen können, wenn man sich in ein neues Land integriert. Eine Hommage an die Herausforderungen und die Schönheit des bikulturellen Zusammenlebens.

Monika Schmidt, 1963 in Forchheim / Oberfranken geboren, ging nach der Ausbildung zur Fremdsprachensekretärin 1987 als Reiseleiterin nach Griechenland und arbeitete über 20 Jahre bei der Vertretung einer deutschen Firma in Thessaloniki. Wegen eines sehr schweren Schlaganfalls im Jahr 2008 musste sie jedoch ihr anspruchsvolles Berufsleben und die geliebte Freizeitaktivität - Marathonlaufen - aufgeben und konzentrierte sich auf die Vervollständigung der vorliegenden Erzählung. Monika Schmidt hat zwei Kinder, wohnt in Thessaloniki und beschreibt aus erster Hand die Konflikte, die bei der Integrierung in eine fremde Gesellschaft entstehen können, selbst mit den besten Vorsätzen und völlig unvoreingenommen.
"Hast du an den Wein gedacht, Schatz?"
Mein Mann Achilleas steht in der Küche und brutzelt etwas in der Pfanne. Dazu gibt es seine Soße"Marke Eigenbau", die selbst den besten Koch vor Neid erblassen lässt. Was er gerade an Essbarem in der Küche findet, wandert in den Kochtopf; und so schafft er es selbst nicht, die gleiche Soße zweimal herzustellen. Ich bewundere ihn um seine Fantasie. Ich sollte ihn doch mal fragen, ob er das Kochen nicht ehrenamtlich übernehmen will.
"Hab ich!", rufe ich zurück."Und ich habe auch noch Mineralwasser eingekauft", füge ich hinzu. Von Achilleas habe ich gelernt, den Wein verdünnt mit Mineralwasser zu trinken, wie es schon die alten Griechen vor 2 500 Jahren machten und dabei philosophierten.
Heute Abend werden wir nicht zum Philosophieren kommen, denn heute ist mein Geburtstag. Und nun steht einem trauten Abend zu zweit nichts mehr im Wege.
Wir setzen uns an den Tisch auf unserer Terrasse. Die Kerzen flackern leicht im Wind. Über uns leuchtet der wundervolle Sternenhimmel, der mich schon bei meinem ersten Griechenlandurlaub so fasziniert hat. Nach vorne breitet sich das Meer aus, das der Mond genau im richtigen Winkel beleuchtet, sodass es den Strahl nach oben wieder abgibt - was wunderschön aussieht - und das Meer wie einen goldenen Teppich wirken lässt. In der Ferne am Horizont blinken die Lichter einiger Schiffe, die vorbeifahren ...
"Éla Koula, stin ijá mas" - Komm Koula, auf unser Wohl, sagt Achilleas und hebt sein Glas in die warme nächtliche Luft.
Koula, nur er nennt mich so. Von der Verniedlichung des Namens Monika in"Monikoula" bleibt dann einfach"Koula" übrig, und so ist aus mir eine der tausend Griechinnen geworden, die sich angesprochen fühlen, sobald jemand Koula, Noula, Roula, Soula, Toula oder Foula ruft.
"Jámas", erwidere ich auf seinen zärtlichen Blick. Aus diesen blauen Augen hatte ich schon immer Mut und Kraft schöpfen können. Unsere Weingläser ertönen beim Anstoßen zu einem angenehmen Klang, der Klang des Lebens, die ägäische Brise, die Liebesworte seiner Lippen, die köstliche Soße auf meiner Zunge, unsere Zukunftspläne ...
Meine Gedanken schweifen immer wieder zurück in die Vergangenheit, dort, wo ich die Welt mit den sorglosen Augen meiner deutschen Kindheit und Jugend betrachtete, damals, als ich nur Monika hieß und ohne zusätzlichen Kosenamen auskam, bevor so vieles und Unerwartetes auf mich einströmte, als Griechenland nur ein gezeichnetes Land in meinen Träumen war.
Damals ... bevor ich Koula wurde ...