: Johanna Kiessig
: Senioren-Hausgemeinschaften: Genussvolles Altern dank Biografiearbeit
: Diplomica Verlag GmbH
: 9783842834019
: 1
: CHF 26.50
:
: Pflege
: German
: 100
: kein Kopierschutz/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Der Pflegeskandal 2012 verdeutlich die aktuelle Problemlage: Um Geld und Personal einzusparen werden unzählige Demenzkranke mit Medikamenten ruhig gestellt. Experten sprechen in diesem Zusammenhang sogar von 'chemischer Gewalt'. Die Krankheit Demenz ist ein gesellschaftliches Phänomen, welches auf Grund des demografischen Wandels immer präsenter wird. Bereits der Gedanke an einen Lebensabend im Altersheim ist für viele Menschen und deren Angehörige ein Alptraum. Dennoch ist der Umzug in eine stationäre Einrichtung oft unumgänglich. Zurzeit werden mehr als zwei Drittel der Pflegebedürftigen in Deutschland zu Hause versorgt, doch sind die Angehörigen mit der Pflege häufig überfordert. Auf dem Weg zur Seniorengesellschaft sind daher neue Lösungen gefragt - Alternativen zu Altersheimen und neue Umgangsformen mit Demenz. Das Ziel dieses Buches ist es, eine alternative Wohnform zum Altersheim für Menschen mit Demenz, die sogenannten Hausgemeinschaften, vorzustellen. Eine spezielle Problematik ist auch die Situation der Senioren: Die Zahl der mangelernährten Senioren hat in den letzten zwei Jahren um 52% zugenommen. Um der Mangelernährung entgegenzuwirken gibt es unterschiedliche Methoden. Die vorliegende Studie untersucht, ob Biografiearbeit auf die Speisenversorgung übertragen und so Mangelernährung verhindert und die Nahrungsaufnahme demenzkranker Personen in Hausgemeinschaften sichergestellt bzw. verbessert werden kann. Im Rahmen der vorliegenden Analyse wurden kulturelle Unterschiede bei der Umsetzung biografieorientierter Speisenversorgung in französischen und deutschen Hausgemeinschaften untersucht.
Textprobe: Kapitel 3.2, Begriffe: Cantou und Hausgemeinschaft: Der Begriff Cantou stammt aus dem Provenzalischen und bedeutet Feuerstelle. Damit ist die Ess-Ecke bzw. der Kamin gemeint, an welchem die Familienmitglieder im Südwesten Frankreichs in ihren Häusern zusammenkamen. Der Großteil des Familienlebens spielte sich vor dieser Feuerstelle ab und war damit ein Ort der Kommunikation und Begegnung. Neben diesem Wortursprung existiert auch die vor allem durch die Association Belge des Cantous weit verbreitete Definition 'Centre d'Activités Naturelles Tirées d'Occupation Utiles' ('Wohnbereich mit Animationen, die sich am natürlichen, Biographie gestützten Tagesablauf des Bewohners orientieren'). Diese Definition kommt dem noch häufiger verwendeten Ausdruck Unité de vie oder Unité Alzheimer etwas näher. Bei diesen Begriffsverwendungen für die französischen Hausgemeinschaften stehen vor allem die 'Einheit' und der Zusammenhalt im Vordergrund und sind, im Gegensatz zu 'Cantou', für jeden sofort verständlich und daher weiter verbreitet. Unter diesen Begriffen ist demzufolge eine Wohngemeinschaft zu verstehen, welche vor allem für demente Bewohner und Bewohnerinnen geschaffen wurde, um für diese Personengruppe eine familienähnliche Lebenssituation und sichere Umgebung zu schaffen. Als 'Feuerstelle' ist hierbei die '[...] an der Biografie der Bewohner orientierte, [....], für die Bewältigung des gesamten Haushaltsführung voll funktionsfähige Wohnküche' zu verstehen, welche als zentraler Aufenthalts- und Kommunikationsort für jeden Bewohner fungiert. Der deutsche Begriff 'Hausgemeinschaft' inkludiert, wie auch die Unités de vie, die im Vordergrund stehende Gemeinschaft. Anders als in einer Wohngemeinschaft hat in einer Hausgemeinschaft jeder seinen eigenen privaten Bereich sowie meist auch ein eigenes Badezimmer. Man teilt sich demnach ein Haus oder eine Wohnung und hat - daher auch das Wort 'Gemeinschaft' - untereinander Kontakt. Dadurch gibt sie den Menschen zum einen die soziale Sicherheit des Kollektivs und damit Geborgenheit, zum anderen schafft sie auch die vor allem für ältere Menschen wichtige Privatsphäre und Distanzmöglichkeiten. 3.3, Prinzipien: Das Konzept der Cantous stützt sich auf die Grundprinzipien Subsidiarität und Gemeinschaft. Durch Ersteres soll im Besonderen die Autonomie der Bewohner gewahrt werden. Eigenständigkeit und vor allem der Erhalt bzw. die Reaktivierung der Fähigkeiten sind Ziele dieses Grundsatzes. Gleichzeitig soll den Bewohnern Sicherheit durch feste Bezugspersonen und Mitbewohner sowie einer konstanten Umgebung gegeben werden. Unter dem Subsidiaritätsprinzip versteht man in diesem Kontext die Hilfe zur Selbsthilfe - jeder Bewohner erhält so viel Unterstützung wie nötig um die individuellen Fähigkeiten aufrecht zu erhalten und sich zu versorgen. Der Grundsatz der Gemeinschaft beinhaltet zum einem den familiären Zusammenhalt und zum anderen die Zusammenarbeit in der Gruppe. Das Miteinander zwischen allen im Cantou mitwirkenden Parteien - den dementen Personen, ihren Angehörigen und den Mitarbeitern - ist dabei von elementarer Bedeutung und soll ebenfalls die Selbstständigkeit unterstützen. Dabei wird jeder Bewohner in die Gruppe und damit in alle anfallenden täglichen Aufgaben integriert und zur Teilhabe a
Senioren-Hausgemeinschaften: Genussvolles Altern dank Biografiearbeit1
I. Inhaltsverzeichnis3
II. Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen5
III. Abkürzungsverzeichnis6
IV. Zusammenfassung7
1. Einleitung11
2. Demografischer Wandel12
3. Cantous und Hausgemeinschaften14
3.1 Der Entwicklungsprozess von Versorgungseinrichtungen15
3.2 Begriffe: Cantou und Hausgemeinschaft17
3.3 Prinzipien18
3.4 Struktur19
3.5 Zielgruppen20
3.6 Personal21
3.6.1 Präsenzkräfte: Die Alltagsmanager21
3.6.2 Pflegekräfte22
3.6.3 Angehörige23
3.7 Abgrenzung der Hausgemeinschaften zu anderen Wohnformen23
3.8 Chancen und Risiken von Hausgemeinschaften25
3.9 Fazit: Hausgemeinschaften und Cantous26
4. Umgang mit Demenz und Ernährung28
4.1 Demenz und Alzheimer28
4.1.1 Symptome und psychosoziale Auswirkung auf die Ernährung29
4.1.2 Behandlung von Demenz32
4.2 Ernährung älterer Menschen mit Demenz36
4.2.1 Veränderte Bedürfnisse und Empfehlungen für die Ernährung Demenzkranker37
4.2.2 Unterschiedliche kulturelle Essgewohnheiten und ihre Auswirkung auf die Ernährung im Alter43
4.3 Fazit: Demenz und Ernährung51
5. Biografiearbeit bei der Ernährung von Menschen mit Demenz53
5.1 Erinnerungsarbeit als Aufarbeitung53
5.2 Inhalt und Formen der Biografiearbeit55
5.3 Herausforderung Biografiearbeit56
5.4 Essbiografie57
5.5 Fazit: Biografiearbeit bei der Ernährung von Menschen mit Demenz59
6. Ein kultureller Vergleich der biografieorientierten Speisenversorgung von Menschen mit Demenz in Cantous und Hausgemeinschaften61
6.1 Praxiserfahrungen: Biografiearbeit in der Pflege61
6.2 Theoretische Unterschiede bei der biografieorientierten Speisenversorgung in Hausgemeinschaften und Cantous63
7. Methodisches Vorgehen64
7.1 Festlegung der Stichprobe64
7.2 Leitfaden65
7.3 Durchführung65
7.4 Gültigkeit der Befragung65
8. Ergebnisse der Untersuchung66
8.1 Struktur der untersuchten Einrichtungen66
8.2 Ernährung und Speisenversorgung in der Hausgemeinschaft / im Cantou69
8.2.1 Essen69
8.2.2 Kultur, Religion, Regionalität...70
8.2.3 Dauer des Essens70
8.3 Fortbildungen74
8.3.1, Qualitätsstandards76
8.4 Mitarbeit der Angehörigen76
8.5 Auswertung und Interpretation der Ergebnisse77
8.6 Diskussion der Ergebnisse82
9. Fazit84
V. Literaturverzeichnis87
VI. Anhang94