: Ian Rankin
: Der diskrete Mr. Flint Roman
: Manhattan
: 9783641127459
: 1
: CHF 3.60
:
: Spannung
: German
: 352
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Miles Flint arbeitet für den britischen Geheimdienst MI5. Sein Job besteht darin, Menschen zu observieren, und er liebt diese Arbeit, die ihm Einblick in die privatesten Momente seiner Opfer gewährt. Doch nun sind ihm kurz hintereinander zwei Fehler unterlaufen, einer sogar mit tödlichen Folgen. Seine Vorgesetzten geben Miles noch eine letzte Chance, sich zu rehabilitieren. Doch der vermeintlich ungefährliche Einsatz entpuppt sich als Falle – eine Falle, in die ihn nur Verräter aus den eigenen Reihen gelockt haben können …

Ian Rankin, geboren 1960, ist Großbritanniens führender Krimiautor, seine Romane sind aus den internationalen Bestsellerlisten nicht mehr wegzudenken. Ian Rankin wurde unter anderem mit dem Gold Dagger für »Das Souvenir des Mörders«, dem Edgar Allan Poe Award für »Tore der Finsternis« und dem Deutschen Krimipreis für »Die Kinder des Todes ausgezeichnet. »So soll er sterben« und »Im Namen der Toten« erhielten jeweils als bester Spannungsroman des Jahres den renommierten British Book Award. Für seine Verdienste um die Literatur wurde Ian Rankin mit dem »Order of the British Empire« ausgezeichnet.

Mit »Ein Rest von Schuld« hatte Ian Rankin seinen Ermittler John Rebus nach 17 Fällen in den Ruhestand geschickt und ließ Inspector Malcolm Fox die Bühne betreten. Doch mit »Mädchengrab« kehrte Rebus wieder zurück.

Ian Rankin lebt mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in Edinburgh.

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Miles Flint trug eine Brille; das war sein einziges hervorstechendes Merkmal. Billy Monmouth musste lächeln, als er Miles hinterherschaute, während dieser den Club verließ und in Richtung seines Autos ging, das er bestimmt zur Sicherheit in einiger Entfernung geparkt hatte. Da Miles und Billy etwa zur selben Zeit von der Firma eingestellt worden waren, hatten sie sich im Lauf der Jahre fast zwangsläufig angefreundet, obwohl es echte Freundschaften unter ihresgleichen nicht gab.

Miles fühlte sich durch den Alkohol etwas behäbig. Billy hatte darauf bestanden, ihn einzuladen – »Als Junggeselle hat man das ganze Gehalt für sich allein« –, und Miles hatte sich nicht gesträubt. Er nestelte nun an seinen Mantelknöpfen und dachte an den bevorstehenden Abend. Er musste noch einen Zwischenstopp einlegen, ein paar Anrufe tätigen, aber anschließend würden Sheila und er das erste Mal in dieser Woche einen Abend gemeinsam verbringen.

Eine Aussicht, die ihn nicht gerade mit Vorfreude erfüllte.

Wie befürchtet hatte er einen Strafzettel fürs Falschparken bekommen. Er riss das Papier unter dem Scheibenwischer heraus, umrundete den Wagen wie ein unschlüssiger Kaufinteressent und beugte sich hinunter, um nach platten Reifen oder einem durchgebrochenen Auspuffrohr Ausschau zu halten. Zufriedengestellt schloss er dann die Fahrertür auf. Im Innenraum des Jaguars, dessen helle Lederausstattung farblich auf die cremefarbene Außenlackierung abgestimmt war, schien alles in Ordnung zu sein. Er rutschte auf den Fahrersitz hinüber, schob den Schlüssel ins Zündschloss und drehte ihn mit einem Ruck herum. Der Motor hustete einmal, dann sprang er surrend an. Miles ließ ihn im Leerlauf, dann lehnte er sich zurück und starrte vor sich hin.

Das war überstanden. Er war ein weiteres Mal nicht in die Luft gesprengt worden. Er wusste, dass die jüngeren Männer in der Firma, und sogar Leute wie Billy Monmouth, ihn hinter seinem Rücken belächelten, »Paranoia« und »Nervenflattern« flüsterten und sich selbst lässig und furchtlos gaben, als wären sie durch eine unsichtbare Mauer vor einem unnatürlichen Tod gefeit. Miles hingegen war ein vorsichtiger Mensch und der festen Überzeugung, dass man in seiner Branche niemals genug Acht geben konnte.

Er blieb ein paar Minuten lang reglos sitzen und dachte darüber nach, wie oft er im Lauf der Jahre Autos, Zimmer, Telefone und sogar die Unterseiten von Restauranttischen überprüft hatte. Manche Menschen hielten ihn bestimmt für ungeschickt, weil ihm vor jedem Essen ein Teil seines Bestecks auf den Boden fiel und er den Kopf unter die Tischdecke steckte, um es wieder aufzuheben. In Wahrheit befolgte er jedoch nur eines der ungeschriebenen Gesetze: überall nach Wanzen suchen.

Der Motor hörte sich gut an. Der Jaguar war ein Luxus, den Sheila entschieden ablehnte. Sie selbst fuhr einen zerbeulten VW Käfer, der ursprünglich orange gewesen war, den aber inzwischen ein Patchworkmuster aus den unterschiedlichsten Farben zierte. Sheila empfand es als Geldverschwendung, eine Werkstatt für Reparaturen zu bezahlen, für die man bloß ein Handbuch und ein paar Werkzeuge brauchte. Miles nahm ihr das nicht übel, denn er hegte eine heimliche Zuneigung für ihr Auto, allerdings nur wegen des Namens, nicht wegen der Fahrleistungen.

Miles Flints Hobby waren Käfer – nicht die Autos, sondern die Insekten. Er las mit großer Begeisterung Abhandlungen über ihre vielfältigen Lebensweisen, ihren Einfallsreichtum und die unendliche Anzahl verschiedener Arten, und er trug die Gegenden, wo sie heimisch waren, auf einer Wandkarte in seinem Arbeitszimmer ein, einem Zimmer, in dem Regale voller Bücher und Fachzeitschriften standen, sowie ein paar Vitrinen mit Exemplaren, die er früher eigenhändig gefangen hatte. Mittlerweile tötete er keine Inse