TEIL B
Schlafen– das Nachtprogramm des Gehirns
So viel Platz für den Schlaf– in einem Buchüber die Schule? Vielleicht haben Sie sich anfangs ein wenig gewundert. Vielleicht war Ihnen aber auch sofort klar: Natürlich hängt das eng zusammen.
Vom ersten Lebenstag an spielt der Schlaf eines Kindes eine große Rolle in der Familie. In den Jahren kurz vor und während der Pubertät, gibt er immer wieder Anlass zu Auseinandersetzungen. Empirisch gehört er zu den zentralen Auslösern von Unstimmigkeiten. Viele Eltern haben nämlich genaue Vorstellungen darüber, wie ihre Kinder schlafen sollten, und die werden von diesen Kindern nicht unbedingt geteilt.
Schlafforschung ist ein Bereich der Neurowissenschaft, der am frühesten sinnvoll anwendbare Ergebnisse gebracht hat. Schlafen und Wachen sind zwei Aktivitätsformen des Gehirns, die absolut gleichwertig sind. Das heißt: Die eine ist ohne die andere nicht zu haben. Sie müssen sich abwechseln, und zwar in einem regelmäßigen Takt und parallel zu Tag und Nacht. Deshalb kann man fast nicht»vorschlafen« und verpassten Schlaf nur teilweise nachholen. Der Schlaf ist sehr viel wichtiger, als man lange dachte. Bei Kindern und Jugendlichen gewährleistet er nicht nur Wachstum und Gesundheit, sondern auch, dass sie gut lernen können, was in diesem Lebensalter zu lernen angesagt ist.
Obwohl wir alle Schlaf brauchen, gibt es viele Gegebenheiten, die ihn behindern oder beeinträchtigen. Bis zu einem gewissen Grad können Eltern diese beeinflussen. Auch darum geht es in diesem Teil.
8.Jugendliche Nachteulen– Abend- und Morgentypen
Sie erinnern sich sicher: Nach der Geburt dauerte es eine Zeit lang, bis Ihr Kind durchschlief. Doch dann tat es eines zuverlässig: Es wachte morgens früh auf. So früh, dass es Sie gelegentlich genervt haben mag, vor allem am Wochenende.
Heranwachsende allerdings bevorzugen ein Schlaf-Wach-Muster, das viele Eltern noch mehr herausfordert. Mit der Pubertät werden Kinder nämlich tendenziell zu Nachtschwärmern. Sie sind noch spätabends nicht ausreichend müde und schlafen später, als Sie als Eltern das für vernünftig halten. Morgens kommen sie dann nicht aus den Federn.
Die erste Frage ist: Was führt zu dieser Veränderung? Die zweite: Ist es gefährlich? Und die dritte: Ist das Kind– und Sie als Eltern– dieser Veränderung ausgeliefert? Kann man gegensteuern und ist das sinnvoll?
Die Chronotypen in der Schlafforschung
Alle Menschen müssen ihren Schlaf-Wach-Rhythmus mit dem Tag-Nacht-Rhythmus koordinieren. Das gelingt nicht allen gleich gut, und das liegt an den Inneren Uhren. Eine dieser Uhren nennen wir»zirkadian«, weil sie für einen Durchgang etwa einen Tag benötigt. Sie taktet unter anderem den Schlaf-Wach-Rhythmus.
Bei den meisten Erwachsenen dauert der innere zirkadiane Rhythmus knapp 25 Stunden. Er kann aber auch nur 23 oder auch 26 oder gar mehr Stunden dauern. Die Sonne ist der wichtigsteäußere Faktor, der diese inneren Rhythmen an den Tag der Erde anpasst. Die meisten Menschen kommen damit ganz gut zurecht, manche sind morgens fitter, andere gegen Abend. Bei einigen allerdings ist diese Zeitorientierung eher extrem: Sie heißen in der Schlafforschung Morgentypen oder Lerchen beziehungsweise Abendtypen oder Eulen, im Deutschen sogar Nachteulen.
Lerchen kommen morgens leicht aus dem Bett, fühlen sich dann wach und können quasi sofort loslegen. Dafür werden sie abends relativ früh müde und sind dann zu nichts mehr zu gebrauchen. Täglich. Die Eulen dagegen drehen abends erst richtig auf, gehen am liebsten spät ins Bett, haben zumindest subjektiv auch kein Problem damit, jeden Tag zu einer anderen Zeit schlafen zu gehen. Morgens kommen sie nur sehr schwer aus dem Bett, und wenn sie es tun, brauchen sie schon mal Stunden, um allmählich in die Gänge zu kommen.
Diese Ausprägungen nennt man auchChronotyp, das kommt von dem griechischen Wort Chronos für die Zeit. Es scheint, dass ein starker genetischer Faktor daran beteiligt ist, welchem Chronotyp man angehört. Das ist das eine. Doch es hängt nicht nur an der Genetik. Auchäußere Einflüsse tragen dazu bei, welcher Chronotyp man ist, vor allem soziale Gegebenheiten und das Licht. Das Dritte ist das Lebensal