: Wolfram Dorn
: So heiss war der kalte Krieg Fallex 66
: Dittrich Verlag
: 9783943941180
: 1
: CHF 8.90
:
: Zeitgeschichte (1945 bis 1989)
: German
: 192
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Fallex 66 Die Geheimdokumente zur NATO-Ubung Fallex 66 sind frei. Wolfram Dorn hat sie ausgewertet: Die damalige Bundesregierung hat die Parlamentarier belogen und so die Verabschiedung der Notstandsgesetze erreicht. Die Bundesrepublik Deutschland war nach ihrer Gründung viele Jahre Zuschauer der weltpolitischen Entwicklung. Aber sie wurde, durch ihre Bündnisbeteiligung in der NATO, auch Zielobjekt militärischer Gedankenspiele. Im Deutschen Bundestag standen die Abgeordneten 1966 vor der schwierigen Aufgabe, ein Notstandsrecht zu schaffen, das den Staat und seine Bürger wirksam gegen die Bedrohung von außen oder innen schützt; und das zugleich den Grundprinzipien des Grundgesetzes entspricht. Das Parlament beriet die erforderlichen gesetzlichen Regelungen in drei Legislaturperioden. Die Ausschussberatungen brachten eine Einigung darüber, dass ein 'Notparlament' (Gemeinsamer Ausschuss) die letzte parlamentarische Instanz sein muss, wenn der Deutsche Bundestag nicht mehr funktionsfähig tagen kann. Weil Parlament und Regierung die Praktikabilität einer solchen Lösung ausprobieren wollten, nahmen die Mitglieder des Gemeinsamen Ausschusses an der NATO-Stabsrahmenübung Fallex 66 im Regierungsbunker an der Ahr beratend und entscheidend teil. Während dieser Ubung stimmten nur zwei der Abgeordneten gegen einen Atomwaffeneinsatz gegen den Warschauer Pakt. Das Buch zeigt anhand der geheimen Dokumente der NATO und persönlicher Erinnerungen des Autors an diese Ubung, wie das Parlament irregeführt wurde. Assoziationen zum Golf-, Kosovo- und Afghanistankrieg drängen sich auf. 'Ich habe die dramatischen Entwicklungen, die in der NATO-Planung für die Ubung Fallex 66 von Anfang an vorgesehen waren, in den Einzelheiten erst nach Kenntnisnahme des NATO Geheimmaterials erfahren. Es ist ein Tagebuch des Grauens, das Gott sei Dank nie Wirklichkeit wurde.' Wolfram Dorn

Geboren 1924, von 1951-1967 gehörte er dem Stadtparlament Werdohl an und wurde mit 29 Jahren Bürgermeister der Stadt. 1952-1968 Kreistagsabgeordneter des Landkreises Altena. 1954-1961, 1975-1980 und von 1985-1995 Landtagsabgeordneter in NRW. 1961-1972 Mitglied des Deutschen Bundestages und von 1969-1972 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Inneren H.-D. Genscher. Veröffentlichte politische Sachbücher, u.a.: 'Mehrheitsmacher oder mehr?', 'Geschichte des deutschen Liberalismus', 'NPD - neuer Anfang eines furchtbaren Endes', 'Der Regierungssturz in Düsseldorf 1956', 'Notstandsrechte und Demokratie', 'Der Freiheit gehört die Zukunft', 'Der Bundestag von innen gesehen', 'Freiheit in Verantwortung'. Mehrere Lyrikbände und Biografien. 1996 erschien seine Autobiografie im Auftrage des wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages.

AM ANFANG WAR DIE NATO


Bereits am 20. Mai 1965, eineinhalb Jahre vor Beginn der Übung, informiert der Vorsitzende des Nordatlantikrates, Mario Brosio, die NATO-Mitgliedsstaaten ausführlich über die Planungen zu Fallex 66.

Das NATO-Geheimdokument C – M (65) 45 hat folgenden Wortlaut:

 

GEHEIM

Ausfertigung

Übersetzung zu VII B 5 - 726 112 - 66 - 261/65 geb. v.3.6.65

NORDATLANTIKRAT

ORIGINAL ENGLISCH

NATO GEHEIM

20. Mai 1965

DOKUMENT C-M(65)45

BETEILIGUNG DES RATES AN FALLEX 66

Schreiben des Generalsekretärs, Vorsitzender des Rates

Der Rat wird sich erinnern, daß er bei der Beratung meines Berichtes über seine Beteiligung an der Übung FALLEX 66 unter anderem zugestimmt hat, “sich an künftigen Übungen dieser Art zu beteiligen und die militärischen Stellen der NATO darauf hingewiesen hat, daß es wünschenswert ist, den Rat in einer frühen Planungsphase zu konsultieren, um vor allem festzustellen, ob eine vorgesehene Beteiligung des Rates zweckmäßig ist und welcher Art diese Beteiligung sein soll“.

2. SHAPE hat als Koordinator für die Übung FALLEX 66 in Zusammenarbeit mit SACLANT und CINCHAN jetzt einen ersten Entwurf der Übungsbestimmungen ausgearbeitet. Dieser Entwurf wird in einer Konferenz über NATO-Übungen besprochen werden, die im Juli dieses Jahres stattfinden soll. Bis zu diesem Zeitpunkt werden die ersten Stellungnahmen der Verteidigungsministerien vorliegen. Es ist beabsichtigt, die endgültigen Übungsbestimmungen für FALLEX 66 bis Oktober dieses Jahres herauszugeben.

3. FALLEX 66 soll in der Zeit vom 22. Oktober bis 5. November stattfinden. Eine Vorübung soll in der Zeit vom 12. bis 22. Oktober ablaufen. Die gesamte Übung wird in drei von einander getrennte und unabhängige Teile unterteilt werden, und zwar:

(a)Vor D-Tag - TOP GEAR

TOP GEAR schafft die Grundlage, nach der die Kriegspläne und besonderen Verfahren zu erproben sind. Ziele und Ausgangslage sind in Anlage A aufgeführt..

(b)D-Tag bis D+2 - JOLLY ROGER

Während JOLLY ROGER wird ein plötzlicher weltweiter nuklearer Feuerwechsel zwischen ORANGE und BLAU stattfinden. Die grundlegende Ziele für JOLLY ROGER bestehen darin, die Notstandspläne und Verfahren zu üben, die für einen Weltkrieg mit Kernwaffen vorgesehen sind. Zwischen TOP GEAR und JOLLY ROGER besteht kein Zusammenhang mit Ausnahme der Beibehaltung der Kräfteverteilung und den Tätigkeiten für den Bereich der Schiffahrt. Die Lage und die Ziele sind in Anlage B aufgeführt.

(d)D+29 bis D+3 - FULL MOON

Die Übung FULL MOON