: Lynn Austin
: Ein Haus in Brooklyn
: Francke-Buch
: 9783868279719
: 1
: CHF 7.90
:
: Erzählende Literatur
: German
: 416
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In einem Haus in Brooklyn überschlagen sich Anfang der 1940er Jahre die Ereignisse. Die zwölfjährige Esther Shaffer muss nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter verkraften, dass ihr Vater freiwillig in den Krieg zieht, Penny Goodrich, die heimlich in Esthers Vater verliebt ist, eröffnet sich dadurch die Chance ihres Lebens und Jakob Mendel, der um seinen Sohn in Ungarn bangt, wird beschuldigt, die Synagoge seiner Gemeinde angezündet zu haben. Alle Bewohner des Hauses fiebern dem Frieden entgegen, doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Werden sie erkennen, dass Gott in ihrem Leben am Wirken ist - selbst wenn er schweigt? Werden sie erkennen, dass er sie liebt und auch heute noch Wunder wirkt? Ein mitreißender Roman über das Leben, die Liebe und das Festhalten an Gott auch in schwierigen Zeiten.

Lynn Austin ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt in Illinois. Ihre große Familie, die vier Generationen umfasst, ist ebenso Aufgabe wie Inspiration für sie. Wenn ihr nach dem Tagesgeschäft noch Zeit bleibt, ist sie als Vortragsreisende unterwegs und widmet sich der Schriftstellerei.

Kapitel 1

Brooklyn, New York, September 1943

Esthers Vater, der auf der Veranda gemächlich hin- und hergeschaukelt hatte, ließ die Hollywoodschaukel ausschwingen. „Hört zu“, sagte er. „Es gibt etwas, das ich euch allen sagen muss.“ Seine Stimme klang so düster, dass Esther eine Gänsehaut bekam. Die gleiche Formulierung, den gleichen Tonfall hatte er gebraucht, als er ihr gesagt hatte, dass Mama von jetzt an im Himmel leben würde.

„Ich habe nachgedacht …“ Er zögerte und massierte seine Stirn, als habe er Kopfschmerzen. Er sah furchtbar traurig aus. Esther wünschte, sie wüsste, wie sie ihn wieder zum Lächeln bringen könnte.

Sie waren nach dem Gottesdienst zum Essen zu Oma Shaffers Haus gegangen, und Papa hatte den ganzen Nachmittag kaum etwas gesagt. Aber das war nicht ungewöhnlich. Oma hatte die langen Pausen mit Neuigkeiten über Onkel Steve gefüllt, der gegen die Japaner kämpfte, und über Onkel Joe, der bald mit dem Schiff nach Nordafrika fahren würde. Omas Nachbarin von nebenan, Penny Goodrich, war auch gekommen, um mit ihnen auf der Veranda zu sitzen, und sie alle hatten zugesehen, wie Esthers Bruder Peter, Omas Hündin durch den Garten gejagt hatte. Es war ein schöner Nachmittag gewesen – bis jetzt.

Papa räusperte sich. „Ich … also … ich habe eine Entscheidung gefällt.“

Wieder hielt er inne, und es war ganz windstill, als wäre selbst die Brise verstummt, um zu lauschen. Woofer hörte auf zu bellen, und selbst der Verkehr auf dem Brooklyn Boulevards einige Häuserblocks weiter schien zum Stillstand gekommen zu sein.

„Was denn, Eddie?“, fragte Oma. „Du siehst so ernst aus. Geht es dir gut?“

„Ich werde mich freiwillig melden, Ma.“

„Was?“

„Ich sagte, ich werde mich freiwillig zum Militärdienst melden.“ Diesmal sprach er lauter, weil Oma schwerhörig war, aber Esther war sich sicher, dass Oma ihn auch schon beim ersten Mal verstanden hatte.

Esther schlang die dünnen Arme um ihren Oberkörper und fröstelte. Mit ihren zwölf Jahren war sie alt genug um zu wissen, was es bedeutete, sich beim Militär zu melden. Sie lauschte jeden Abend im Radio den Nachrichten über den Krieg. Sie sah die Wochenschau in Loew’s Brooklyn Theater, bevor der Samstagsfilm begann. Oh ja. Sie wusste, es bedeutete, dass ihr Papa weit fort sein würde, so wie ihre beiden Onkel – und dass er vielleicht niemals zurückkam. De