: Sam Cutler
: Live dabei Mein Leben mit den Rolling Stones, Grateful Dead und anderen verrückten Gestalten
: Hannibal
: 9783854454007
: 1
: CHF 8.90
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 400
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Er war mittendrin, und er kannte sie alle. Mit diesem Buch lässt Tour-Manager Sam Cutler die 1960er und 1970er wieder lebendig werden: die Anfangszeit der großen Open Air-Festivals, die ersten großen Erfolge der Rolling Stones in den USA, das Konzert im Hyde Park, die legendäre Festival-Express-Tournee von Grateful Dead, Auftritte von Janis Joplin, Jimi Hendrix, The Band, den Allman Brothers, Pink Floyd und Eric Clapton. Sam Cutler schildert in seiner Autobiografie interessante Innensichten der damaligen Musikindustrie, sehr persönlich, sehr ehrlich, aber immer auch mit einem Augenzwinkern und einem Schuss britischem Humor. Die legendäre Konzertbegrüßung 'Ladies and Gentlemen, the Greatest Rock and Roll Band in the World...The Rolling Stones!' geht auf Sam Cutler zurück. Aber es gab nicht nur schöne Momente in seinem Leben. War er schuld am Desaster von Altamont 1969? Cutler war damals Tour-Manager der Rolling Stones, als während ihres Auftritts ein junger Farbiger vor den Augen Mick Jaggers von einem Hells Angel ermordet wurde. Dieses Erlebnis hat Cutler 40 Jahre lang verfolgt. Er erzählt ausführlich und detailliert, wie es bei diesem Konzert mit 300.000 Zuschauern, das Cutler nicht organisiert hatte, zu diesem schrecklichen Ereignis kam. Eine spannende und informative Biografie voller Begegnungen und Erlebnisse mit legendären Stars von einem, der mittendrin war in diesem 'Psychedelic Circus' der frühen Jahre des Pop!

Sam Cutler, geboren 1943 in der Nähe von London, absolvierte in den Jahren 1963 bis 1966 ein Studium in Cambridge (Institute of Education) und unterrichtet seitdem Geschichte. Cutler arbeitete schon Mitte der 1960er Jahre als Production Supervisor, Stage Manager und Master of Ceremonies bei vielen Konzerten in ganz Europa mit Stars wie Pink Floyd, Eric Clapton, den Rolling Stones, Alexis Korner u.v.a. 1969 organisierte er das legendäre Rolling Stones-Konzert im Hyde Park und trat auch in dem Film 'Stones in the Park' auf. Nach ausgiebigen Welttourneen mit den Stones war er mit den Grateful Dead unterwegs, u.a. 1970 bei der legendären Festival Express Tour. Mit seiner Firma Out of Town Tours organisierte Cutler seither die Konzerte u.a. von The Band, Allman Brothers, Mike Bloomfield und The New Riders Of The Purple Sage.

1. Kindheitstage

Ganz im Gegensatz zu Michael Philip Jagger, der in einem ganz normalen Krankenhaus geboren wurde, erblickte ich das Licht der Welt in einem prunkvollen Anwesen. Mick mag jetzt zwar einige Nobelvillen besitzen, aber nein, er wurde in keinergeboren!

Zur Welt kam ich 1943 in Hatfield House, in einem nördlichen Randbezirk Londons in der Grafschaft Hertfordshire. Das Gebäude wurde 1608 von Robert Cecil, dem ersten Earl of Salisbury, gebaut und befand sich seit diesen Tagen ununterbrochen im Besitz seiner aristokratischen Nachfahren. Allerdings fließt in meinen Adern kein blaues Blut!

Meine Ankunft in solch hochherrschaftlichen Gemäuern hatte einen einfachen Grund. Die Regierung hatte Hatfield House während des Zweiten Weltkriegs beschlagnahmt und in eine provisorische Entbindungsklinik umgewandelt, denn dieser Teil Großbritanniens interessierte die deutsche Luftwaffe kaum.

Ich wurde in das heillose Durcheinander einer Welt der zerstörten Häuser, zerrütteten Leben, Millionen von Toten und des allgemeinen Tumults geboren. Mick beschrieb die Situation in dem Song „Jumpin’ Jack Flash“ als „crossfire hurricane“. Als Reaktion auf das überall tosende Chaos herrschte eine sexuelle Freizügigkeit, die zu einem steilen Anstieg der Geburtenrate führte, während gleichzeitig viele Menschen ihr Leben lassen mussten. Es lässt sich mit einer Lotterie des Wahnsinns vergleichen, bei der ein Soldat und ein Baby ungefähr dieselben Überlebenschancen hatten.

Erst mit 15 Jahren erfuhr ich, dass meine Mutter Irländerin war und aus einer Roma-Familie aus Cork stammte. Sie hatte als Schreibkraft für die Regierung gearbeitet, während mein jüdischer Vater seinen Militärdienst bei der Royal Air Force als Mathematiker ableistete. Meine Eltern verschwanden im industrialisierten Gemetzel des Krieges. Ein Mal Pech gehabt – und schon war man raus! Durch meine Adern floss also irisches und jüdisches ebenso wie Roma-Blut.

Die Blutlinien dieser drei verfolgten ethnischen und religiösen Gruppen vermischten sich in mir und bildeten die perfekte Kombination für eine Karriere in der Unterhaltungsindustrie. Allerdings konnte ich in der Kindheit noch nichts davon ahnen. Mein kulturelles Erbe und die ungewöhnliche Abstammung waren schon immer eine Quelle der Zufriedenheit und des Stolzes für mich gewesen, denn seit frühster Kindheit wusste ich – egal, wo denn nun meine Wurzeln lagen: Ich war auf gar keinen FallBrite!

In den Irrungen und Wirrungen der Pubertät klärte mich ein Freund der Familie über meine frühste Jugend auf. Mutter hatte alles unternommen, um das Beste aus ihrer schwierigen Lage zu machen. Sie war ein junges, strenggläubiges katholisches Mädchen, hatte ein uneheliches Kind zur Welt gebracht und lebte weit von der Familie entfernt, die mich vermutlich mit Abscheu betrachtet und ihre Tochter verstoßen hätte. Mit großer Wahrscheinlichkeit hatte sie den Eltern in Irland nichts von der Schwangerschaft oder der Geburt verraten.

Meine Mutter versuchte mich in London allein und im Geheimen groß zu ziehen. Doch sie konnte den gleichzeitigen Druck eines wütenden Krieges und des Überlebenskampfes mit nur wenig Geld und einem kleinen Kind nicht durchhalten. Unser Freund deutete an, dass sie mich selbstlos und mit schwerem Herzen zur Adoption freigab, um mir eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Ihr Liebhaber, also mein Vater, hatte sie sitzenlassen und war während eines Einsatzes gefallen.

Ich habe die Entscheidung meiner Mutter stets respektiert. Obwohl es mich heute noch schmerzt, unternahm ich nie den Versuch, sie aufzuspüren und zu ihr in Kontakt zu treten. Ich hoffe innigst, dass sie eine bessere Zukunft erlebt hat als viele der Iren, die in London leben. Ich kenne ihren vollständigen Namen, weiß aber nicht, ob sich noch lebt oder schon verstorben ist. Falls sie noch lebt, müsste sie mittlerweile schon über 80 sein. Im Grunde genommen gab sie viel für mich auf – Gott segne sie.

Man verfrachtete mich nach Swansea in Wales, wo ich in einem katholischen Waisenhaus landete, doch schon mit drei Jahren adoptiert wurde. Als ich herausfand, dass mein Geburtsname Brendan Lyons lautete und ich von Iren abstammte, war ich mehr als dankbar – zum Glück war ich kein Brite und hieß auch nicht Cyri