: Ulrich Ott
: Yoga für Skeptiker Ein Neurowissenschaftler erklärt die uralte Weisheitslehre
: O.W. Barth eBook
: 9783426420898
: 1
: CHF 10.00
:
: Entspannung, Yoga, Meditation, Autogenes Training
: German
: 256
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ulrich Ott verbindet Weisheit, Wissenschaft und Praxis des Yoga zu einem kompakten Basiswissen. Er stellt den Yoga in der gesamten Bandbreite mit seinen acht verschiedenen Aspekten dar. Nach einer kurzen Darstellung des Welt- und Menschenbildes werden im Hauptteil diese acht Punkte von der Ethik über die Körper- und Atempraxis bis hin zu den Stufen der Meditation systematisch entfaltet. Auf jeder Ebene gibt es zahlreiche Übungen, die die Konzepte konkret und anwendbar werden lassen. Der Schlussteil beinhaltet eine Vertiefung zu den Themen 'Reinkarnation', 'Kundalini', 'Yoga-Therapie' und 'Wissenschaft und Spiritualität'. Das Besondere sind hier vier sehr spannende Interviews mit Experten auf den jeweiligen Gebieten. Als Wissenschaftler bleibt Ulrich Ott immer kritisch, lässt nichts aus und zeigt, welche Anschauungen spekulativ und welche Übungen riskant sind. Auch die für den rationalen Verstand befremdlichen Aspekte wie sogenannte Kundalini-Erfahrungen werden hier nicht einfach umgangen, sondern sorgfältig beurteilt. Ein fundiertes und ausgewogenes Einsteigerbuch, das einen neuen Maßstab setzt.

Dr. Ulrich Ott ist Diplom-Psychologe und erforscht seit über zwanzig Jahren an der Universität Gießen veränderte Bewusstseinszustände und Meditation. Sein Forschungsschwerpunkt sind Effekte von Meditation auf die Funktion und Struktur des Gehirns, die er am Bender Institute of Neuroimaging (BION) mittels Magnetresonanztomographie untersucht. Außerdem lehrt er im Fachbereich Psychologie zu Yoga und Meditation.

Die Lehrsätze des Yoga nach Patañjali


Nach diesem Ausflug in die Geschichte kommen wir nun dazu, das vielfach erwähnte Yogasūtra genauer unter die Lupe zu nehmen. Das Sanskrit-Wort»sūtra« bedeutet »Faden«, »Kette« und bezeichnet eine spezielle Textform, bei der meist sehr kurze, einprägsame Lehrsätze bzw. Merksätze aneinandergereiht sind. Oft wird das Yogasūtra auch als »Leitfaden« des Patañjali bezeichnet. Die einzelnen Sätze sind auch deshalb so kurz, weil sie fast nur aus Nomen bestehen (Nominalstil). In den Übersetzungen werden die verbindenden Wörter üblicherweise in Klammern eingefügt, um das Verständnis zu erleichtern. Das Yogasūtra besteht aus insgesamt195 Sätzen, in manchen Fassungen sind es auch196, die auf vier Kapitel(pāda) verteilt sind:

 

I. Samādhipāda: Über die Versenkung (51 Sätze)

II. Sādhanapāda: Über die Übung (55 Sätze)

III. Vibhūtipāda: Über die übernatürlichen Kräfte (55 Sätze)

IV. Kaivalyapāda: Über die Freiheit (34 Sätze)

 

Das erste Kapitel definiert eine Reihe von Begriffen und gibt einen Überblick über den Weg des Yoga und sein Ziel: Selbsterkenntnis durch Versenkung. Auch der Begriff »Yoga« selbst wird definiert. Vielleicht haben Sie sich gewundert, dass bisher noch nicht erklärt wurde, was das Sanskrit-Wort»yoga« eigentlich bedeutet. Das ist bei einem Buch mit wissenschaftlichem Anspruch in der Regel doch immer der erste Schritt! In diesem Fall ist dieser Schritt bisher unterblieben, weil uns die technische »Arbeitsdefinition« Patañjali selbst liefert, und zwar – ganz im wissenschaftlichen Stil – gleich in den ersten Lehrsätzen.

Nachfolgend werden die ersten drei Lehrsätze des Yogasūtra zunächst in Sanskrit wiedergegeben (die römische Zahl gibt im Folgenden immer das Kapitel an, durch einen Punkt getrennt folgt dann die Nummer des Lehrsatzes innerhalb dieses Kapitels):

 

I.1atha yoga-anuśāsanam.

I.2yogaś citta-vṛtti-nirodhaḥ.

I.3tadā draṣṭuḥ svarūpe’vasthānam.

 

Nun folgen verschiedene deutsche Übersetzungen, die die Variationsbreite verdeutlichen und die Frage nach der »richtigen« bzw. »besten« Übersetzung aufwerfen, auf die im Anschluss eingegangen wird.

 

Bäumer (Patañjali,2010):

I.1 Nun (folgt) die Disziplin des Yoga.

I.2 Yoga ist jener innere Zustand, in dem die seelisch-geistigen Vorgänge zur Ruhe kommen.

I.3 Dann ruht der Sehende in seiner Wesensidentität.

 

Desikachar (2009):

I.1 Hier nun beginnt der Text, der uns Erläuterungen zum Yoga überliefert.

I.2 Yoga ist die Fähigkeit, sich ausschließlich auf einen Gegenstand, eine Frage oder einen anderen Inhalt auszurichten und in dieser Ausrichtung ohne Ablenkung zu verweilen.

I.3 Dann scheint in uns die Fähigkeit auf, etwas vollständig und richtig zu erkennen.

 

Feuerstein (2010):

I.1 Jetzt zur Erklärung des Yoga.

I.2 Yoga ist die Beherrschung (nirodha) der Fluktuationen im Bewusstsein (c