: Sarah Lark
: Die Zeit der Feuerblüten Roman
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783838724317
: Die Feuerblüten-Trilogie
: 1
: CHF 8.90
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 912
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Mecklenburg, 1837: Der Traum von einem besseren Leben lässt Idas Familie die Auswanderung nach Neuseeland wagen. Auch Karl, der seit Langem für Ida schwärmt, will sein Glück dort machen. Doch als das Schiff Sankt Pauli endlich die Südinsel erreicht, erwartet die Siedler eine böse Überraschung. Das zugesagte Land steht nicht zur Verfügung ...

Grandios und unvergleichlich. Platz 7 der Spiegel-Bestsellerliste. Endlich im Taschenbuch!

KAPITEL 1

»Guten Morgen, Herr Lehrer!«

Fünfunddreißig Schüler zwischen sechs und vierzehn Jahren erhoben sich beim Eintritt von Lehrer Brakel artig von den einfachen Holzbänken und leierten den Gruß im Chor herunter.

Brakel ließ den Blick kurz über ihre Gesichter wandern. In der letzten Woche hatte er keine Schule gehalten, aber viele Kinder wirkten dennoch nicht ausgeruht, sondern eher übermüdet, abgehärmt und erschöpft. Kein Wunder, zumindest die Kinder der Tagelöhner und Bauern hatten die Kartoffelferien bei der Ernte auf dem Feld verbracht. Brakel wusste, dass sie von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang die Furchen der Felder auf Knien entlangrutschten, um die Erdäpfel aus der Erde zu graben. Den Kindern der Häusler ging es ein wenig besser. Auch die Handwerker hatten Kartoffeläcker, sie waren jedoch kleiner und schneller abgeerntet als die der Bauern.

»Guten Morgen, Kinder!«, grüßte Brakel zurück und wies die Schüler an, sich zu setzen. Er wunderte sich, als Karl Jensch, ein großer, aber schmächtiger Dreizehnjähriger, der Anweisung nicht nachkam.

»Was ist, Karl?«, fragte der Lehrer streng. »Willst du dem Unterricht im Stehen folgen?«

Der Junge schüttelte unglücklich den Kopf. »Nein«, sagte er dann. »Es ist … ich bin nur hier, um zu sagen … ich komm ab heute nicht mehr, Herr Lehrer. Es geht nicht, es gibt noch Arbeit auf den Feldern und dann auch beim Junker. Und mein Vater ist krank, wir brauchen Geld. Da kann ich nicht … da kann ich nicht mehr zur Schule gehen …«

Karls Stimme klang, als würde sie gleich brechen. Wahrscheinlich hatte sein Vater seinen weiteren Schulbesuch mit weit rüderen Worten verboten, und dieser letzte Gang in die Dorfschule fiel dem Knaben sicher schwer.

Auch der Lehrer empfand Bedauern. Er hatte das zwar vorausgesehen – die Kinder der Tagelöhner besuchten die Schule nie länger als wenige Jahre –, aber um Karl tat es ihm leid. Der Junge war klug und lernte schnell, und Brakel hatte sogar schon daran gedacht, mit dem Pastor über ihn zu sprechen. Vielleicht gab es Möglichkeiten, ihm über ein Priesterseminar den weiteren Schulbesuch zu ermöglichen. Allerdings war er noch zu jung dazu, und sein Vater würde es auch kaum erlauben. Karl hatte Recht, die Familie brauchte das Geld, das er verdiente. Und der Junker …

Raben Steinfeld gehörte zu einem Großherzogtum. Mit dem Herzog und sei