2. Kapitel,
das ziemlich lang ist, weil viel passiert.
(Fast) alles dreht sich um schnurrende Wollknäuel, viel Kleingeld klappert und ein alter Bekannter taucht auf.
Selbst nach fast zwei Monaten Chaos-WG hatte Ronja nicht verstanden, dass guter Wille allein nicht zählte. Jedenfalls wenn es darum ging, dass Lukas ein nützliches Mitglied der WG werden wollte. Das sagte er nämlich, als er beim Frühstück mit Bleistift und Radiergummi im WG-Plan herumpfuschte. Der WG-Plan hing am Kühlschrank und war Ronjas Idee gewesen. Paula hatte erst alles versucht, damit Ronja ihn wieder abschaffte. Zum Beispiel mit Muhackl als Spülhilfe. Er hatte schon vor dem Spülen den größten Schmutz mit seiner Zunge beseitigt – was für Ronja in Sachen Sauberkeit natürlich ein Graus war. Mittlerweile hatte sich Paula aber an den Plan gewöhnt. So, wie man sich an lange Unterhosen gewöhnt. Nicht unbedingt angenehm, aber manchmal ganz praktisch.
Rund um den WG-Plan hingen unzählige Fotos. »WG-Tagebuch« nannte Paula das. Besondere Augenblicke wurden darauf festgehalten. Aber viele der großen und kleinen Vorkommnisse waren auch ohne Schnappschuss unvergesslich. (Zum Beispiel der eingedellte Osterhase: Den hatte Ronja, weil er schon fast ein Jahr alt gewesen war, weggeworfen. Paula hatte ihn wieder aus dem Müll gefischt und gegessen.)
»Ich könnte Wäsche waschen«, sagte Lukas.
»Das steht doch bei mir in der Spalte.« Ronja schaute ihm über die Schulter.
»Du hast schon genug mit dem Hotel zu tun. Das wäre eine Entlastung für dich«, erwiderte Lukas. Er radierteRonja weg und schrieb seinen Namen hin. Dann drehte er sich zu Ronja um. Dabei stieß er ihr beinahe den Radiergummi ins Auge.
»Willst du mich auch in echt ausradieren?«, fragte sie und ging einen Schritt rückwärts. Lukas grinste entschuldigend.
»Sicher? Du und waschen?«, zweifelte Paula, die vor sich sah, wie Lukas alles Möglich