2
BO BEN NYANG
Trotz der Hitze nahmen sie ihr samstägliches Mittagessen unter freiem Himmel ein, am Ufer des träge dahinfließenden Mekong. Genosse Civilai hatte selbstgebackene Baguettes mitgebracht. Seit seiner Pensionierung verbrachte Civilai einen Großteil seiner Freizeit in der Küche. Als ehemaliges Politbüromitglied hatte er sein Haus in dem alten amerikanischen Militärkomplex bei Kilometer 6 behalten dürfen, samt dem darin befindlichen Gasofen. Civilai buk mit derselben Begeisterung, mit der ein Schwein sich im Schlamm suhlt. Sein wachsender Bauchumfang legte anschaulich Zeugnis ab von seinen kulinarischen Experimenten. Während das gemeine Volk morgens nicht selten einen leeren Markt vorfand, mangelte es hochrangigen Parteigenossen mitnichten an den nötigen Zutaten. Selbst Civilais großer, kahler Schädel schienzugenommen zu haben. Er gab freimütig zu, dass seine Baguettes sich im Vergleich mit denen der alten Tante Lah hinter der Moschee bescheiden ausnahmen, doch allmählich hatte er den Bogen heraus, und Siri diente ihm als offizieller Vorkoster.
»Na, wie schmeckt’s?«, fragte Civilai, während er zusah, wie sein bester Freund sich an der krossen Kruste fast die Zähne ausbiss.
»Nicht ganz so sehr nach Baumrinde wie sonst«, lobte Siri.
Siri hatte mit dem Gedanken gespielt, seine Essensverabredung abzusagen. Die Obduktion des heutigen Vormittagssteckte ihm noch immer in den Knochen. Seine Wut war keineswegs verflogen, aber er hatte gelernt, seine Gefühle für sich zu behalten, es sei denn, es diente der Aufklärung eines Falles. Die meisten Leute ließen sich problemlos täuschen, doch einem gerissenen Burschen wie Civilai k