: Nora Roberts
: Die Tochter des Magiers Roman
: Diana Verlag
: 9783641111670
: 1
: CHF 7,00
:
: Erzählende Literatur
: German
: 592
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Magische Frauenunterhaltung
Die temperamentvolle Roxy Nouvelle ist die Tochter eines legendären Zauberkünstlers. Von ihm hat sie nicht nur ihre außergewöhnliche Begabung für Magie geerbt, sondern auch die Kunst, reiche Rummelplatzbesucher um ihre Juwelen zu erleichtern. Luke, der als kleiner Junge von der Familie aufgenommen wurde, steht ihr dabei in nichts nach. Die beiden werden Partner - in der Zauberkunst und schließlich auch in Sachen Liebe. Doch auf dem Höhepunkt seiner Karriere holt Lukes Vergangenheit ihn ein und zwingt ihn, spurlos aus dem Leben der Nouvelles zu verschwinden ...

Nora Roberts wurde 1950 in Maryland geboren. Ihren ersten Roman veröffentlichte sie 1981. Inzwischen zählt sie zu den meistgelesenen Autorinnen der Welt: Ihre Bücher haben eine weltweite Gesamtauflage von über 500 Millionen Exemplaren. Auch in Deutschland erobern ihre Bücher und Hörbücher regelmäßig die Bestsellerlisten. Nora Roberts hat zwei erwachsene Söhne und lebt mit ihrem Ehemann in Maryland.

Unter dem Namen J. D. Robb veröffentlicht Nora Roberts seit Jahren ebenso erfolgreich Kriminalromane.

ERSTES KAPITEL


1973, in der Nähe von Portland, Maine

 

»Nur zu, nur herbei, treten Sie näher, meine Herrschaften! Sehen und staunen Sie! Der Große Nouvelle besiegt die Naturgesetze. Für einen kleinen Dollar erleben Sie, wie er Karten in der Luft tanzen lässt und vor Ihren Augen eine wunderschöne Frau zersägt.«

Während der Ausrufer seine Nummer abzog, glitt Luke Callahan durch die Menge der Jahrmarktbesucher und betätigte sich eifrig als Taschendieb. Er hatte geschickte Hände, flinke Finger und kannte zudem keinerlei Gewissensbisse, was die wichtigste Voraussetzung in diesem Gewerbe war.

Er war zwölf Jahre alt.

Vor fast sechs Wochen war er von zu Hause abgehauen und seitdem auf der Flucht. Luke hatte große Pläne. Ehe der feuchtheiße Sommer New Englands in einen klirrenden, kalten Winter überging, wollte er im Süden sein.

Geschickt angelte er ein Portemonnaie aus der Tasche eines weiten Overalls und dachte mit einem kleinen Seufzer, dass er nicht weit kommen würde, wenn die Ausbeute so mager blieb wie bisher. Nur wenige Besucher des Rummelplatzes hatten mehr als ein paar lumpige Dollar dabei.

Aber wenn er erst mal in Miami war, würde alles anders werden. Hinter einer Bude warf er das Portemonnaie aus Kunstleder weg und zählte die Beute dieses Abends.

Achtundzwanzig jämmerliche Dollar.

In Miami, wo es Strände gab, Sonne und Spaß, würde er dagegen richtig absahnen. Er musste nur erst mal dorthin kommen. Bis jetzt hatte er fast zweihundert Dollar erbeutet. Noch ein bisschen mehr, und er konnte es sich leisten, wenigstens einen Teil der Strecke mit dem Bus zu fahren. Mit einem Greyhound, dachte er, endlich mal nicht per Anhalter mit bekifften Hippies oder fetten Perversen, die ihre Finger nicht bei sich halten konnten.

In seiner Situation konnte er nicht sehr wählerisch sein, bei wem er einstieg. Er musste jederzeit damit rechnen, dass irgendwer eine Meldung bei der Polizei machte oder ihm wenigstens – was fast genauso schlimm wäre – einen Vortrag über die Gefahren hielt, die einem Ausreißer wie ihm drohten.

Dass es zu Hause sehr viel gefährlicher war als auf der Straße, würde ihm niemand glauben.

Nachdem er zwei Eindollarscheine aussortiert hatte, verstaute Luke sorgfältig den Rest seiner Beute. Er musste unbedingt etwas essen. Der Duft, der von den Imbissbuden herüberwehte, quälte ihn schon seit fast einer Stunde. Er würde sich einen dicken Burger und Fritten gönnen und alles mit einer kalten Limonade hinunterspülen.

Wie die meisten zwölfjährigen Jungen hätte auch Luke Lust zu einer Fahrt auf der Achterbahn mit ihren bunten Lichtern gehabt, aber er verdrängte diesen Wunsch rasch wieder. Diese Idioten bildeten sich ein, sie erleben wer weiß was für ein Abenteuer, dachte er mit einem höhnischen Grinsen. Doch während er heute Nacht unter freiem Himmel schlief, würden sie sich gemütlich in ihre Betten kuscheln, um sich gleich nach dem Aufwachen wieder von Mommy und Daddy herumkommandieren zu lassen.

Ihm würde das nicht mehr passieren. Nie wieder.

Mit einem Gefühl grenzenloser Überlegenheit hakte er die Daumen in die Taschen seiner Jeans und stolzierte auf die Imbissbuden zu.

Dabei kam er wieder an dem mannshohen Plakat vorbei. Es zeigte den Großen Nouvelle mit seiner schwarzen Haartolle, dem langen Schnurrbart und diesen hypnoti