Welche anderen seelischen Erkrankungen gibt es?
Depression ist nur eine unter vielen psychischen Erkrankungen. Bei Leistungssportlern treten auch häufig Angsterkrankungen, Zwangsstörungen, Substanzmissbrauch, Essstörungen und natürlich die große Gruppe der Folgen von traumatischen Einwirkungen auf das Gehirn auf. Letzteres ist aus dem Bereich des Boxens bekannt. Im folgenden Kapitel sollen die für Leistungssportler relevanten Erkrankungen vorgestellt werden. Sie als Leserin bzw. Leser sollen sich dadurch selbst einen Eindruck verschaffen können, ob eine wahrgenommene Auffälligkeit im Erleben und Verhalten einen Krankheitswert hat oder noch zum Bereich des Gesunden gehört.Dann können Sie die richtigen Konsequenzenziehen und je nach Einschätzung gegebenenfalls einen Facharzt oder den Hausarzt hinzuziehen.
Burnout durch Überforderung?
Schon in den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts wurde von einem New Yorker Psychotherapeuten der Begriff »Burnout« für einen Zustand des »Ausgebranntseins« durch höchste Arbeitsbelastung eingeführt. In Deutschland ist der Begriff in aller Munde, in anderen Ländern ist er ein Fremdwort. Wir verstehen darunter, dass der Arbeitsplatz uns depressiv gemacht hat. Wir haben uns aufgeopfert und können dem Druck nicht mehr standhalten. Dies ist allerdings eine etwas eigentümliche Definition: Wir wissen, dass Depressionen durch die Wechselwirkung von biologischen (besonders genetischen) und psychosozialen Faktoren (Stress am Arbeitsplatz, aber auch in allen anderen gesellschaftlichen und privaten Bereichen) ausgelöst wird. Depressionen auf eine einzige Ursache zu reduzieren, verkennt diese wissenschaftliche Tatsache dermultifaktoriellen Bedingtheit psychischer Erkrankungen.
Warum ist der Begriff »Burnout« so populär geworden?
Burnout, also »Übertraining« im mentalen Sinne (»Ich habe zu viel gearbeitet«), hört sich schöner an als der Name jeder psychischen Erkrankung: Man kann nichts für die Erkrankung, hat sich sogar noch aufgeopfert, bis man umgekippt ist. Dies ist ja gerade für Leistungssportler typisch, wenn sie in Krisen geraten. Aber auch hier gilt, dass Burnout ein unpassender Begriff ist. Nicht einmal im internationalen Klassifikationssystem für psychische Erkrankungen (ICD-10, F-Kategorie) erscheint Burnout als Diagnose. Jeder könnte sagen, dass er ein Burnout hat, ob er sich nun momentan schlecht fühlt im Sinne einer vorübergehenden »Laune« oder unter einer manifesten Depression leidet.
Leider wird aber in den Medien häufig der Eindruck erweckt, »Burnout« sei eine Erkrankung der hart arbeitenden Menschen, Depression dagegen eine Erkrankung der »Schwachen«. Es ist jedoch festzustellen, dass Burnout keine Depression des arbeitenden Menschen ist, diese Begriffe also auch nicht austauschbar sind.
Mit vie