Ich kenne den Ablauf. Ich kenne das alles, wenigstens diesmal keine Kontrastflüssigkeit schlucken. Sie müsste ja gleich zu Kopf steigen. Wie Alkohol. Wenn Alkohol Tumorzellen für Gehirnzellen halten könnte. Und ich das für eine Routineuntersuchung. Haben sie ja gesagt. Draußen. Routineuntersuchung. Wieso darf ich nicht mit den Füßen wackeln, wenn sie meinen Kopf in Scheiben zerlegen? Wieso mussten sie mich überhaupt so weit hinein? Wollen sie sehen, ob ich ein Herz habe? Bloß weil mir alles verschwimmt. Bloß wegen der Augen. Verregnete Fenster. Und findet nicht alles Leben in Röhren statt? Der Lärm, den dieses Gerät macht. Zwischen Baustelle und Maschinengewehr. Aber auch irgendwie unterirdisch. Das muss ich verdrängt haben. Mein Bauch jetzt. Kann das Ergebnis verfälscht werden, weil mein Bauch rumort? Und wenn es wirklich ein Tumor ist. Was bleibt denn noch? Was bleibt denn noch, wenn es nicht die Augen. Wenn die Augen gesund. Dann muss ja das Hirn. Aus wie vielen Scheiben besteht es denn? Die Bilder. Werden sie bunt sein? Und der Tumor dann rot. Er müsse mich überweisen. Er müsse mich überweisen, hat der Augenarzt gesagt. Als ob es ihm leid täte. Als ob er bedaure, dass er selbst nichts gefunden hat. Dass er aufgeben musste. Mich ziehen lassen, mit guten Augen. Ich kann mir das nicht mal vorstellen. Dass die Bilder erst im Hirn verschwimmen. Dass sie da scharf hineinwandern und erst der Tumor die Grenzen verwischt. Aber da wäre nichts bunt. Nichts rot. Er wäre ein weißer Fleck. Ein weißer Fleck mit schlechten Werten. Immerhin ist niemand hier. Das würde ich nicht wollen, dass jemand mit mir in diesem Raum wäre. Schlimm genug, dass sie von außen in meinen Kopf schauen. Dass sie da draußen an einem Bildschirm sitzen und kontrollieren, ob ich mich auch nicht bewege und was mit den Bildern anzufangen ist. Vielleicht ruft gerade jemand: Tumor. Schau, da, hinter den Augen, ein Tumor, schon so groß, kein Wunder, dass sie nichts sehen kann. Ich bin froh, dass Barto nicht da ist. Was hätte er tun sollen? Er hätte mir nur immer gesagt, dass es keinen Grund gibt, sich Sorgen zu machen. Dass ich auch auf den ersten Augenarzt hätte hören können. Und dass es mehr als unwahrscheinlich ist. Und ich hätte nicht gewusst, ob er es zu mir oder zu sich sagt. Ob er wirklich so sicher. Über den Dingen. Ob meine Schwäche ihn stark sein lässt. Meine Angst. Wo ich doch überhaupt nur allein an meine Stärke herankomme. So allein wie jetzt. In einer Röhre. Unerreichbar. Außer für diesen Assistenzarzt. Eben noch die Stimme des Arztes über die Kopfhörer. Dass es losgehe. Wiederholt, dass es eine Stunde dauere. Eine knappe. Dass ich auch schlafen dürfe. Bloß nicht bewegen. Bloß bewegen darf ich mich nicht, in der Spule.