II. Was aus unseren Kommunen geworden ist
Aktionismus zwischen Problembewältigung und Besitzstandswahrung
In jeder menschlichen Gemeinschaft, sei es eine Familie oder eine von vielen Familien gebildete Kommune, gibt es so etwas wie ein inneres Band, das die Mitglieder der jeweiligen Gemeinschaft zusammenhält und miteinander verbindet. Wenn dieses innere Band zerreißt, zerfällt die Gemeinschaft. Was bleibt, ist eine Gruppe oder Ansammlung von Einzelpersonen, die alle ihre eigenen Interessen verfolgen. Die Familie oder die Kommune hat dann ihren gemeinsamen Geist verloren.
Dieser gemeinsame Geist stärkt den Zusammenhalt einer Gemeinschaft und definiert die Ziele, für die sich ihre Mitglieder einsetzen. Er entsteht durch all die Erfahrungen, die die Menschen im Verlauf ihrer Entwicklung als Gemeinschaft machen. Diese werden oft in Mythen und Sagen, in Geschichten und Erzählungen, in Liedern und Aufzeichnungen festgehalten, später als gemeinsame Wertvorstellungen definiert und in Regeln und Gesetzen festgeschrieben.
Normalerweise wird das Denken, Fühlen und Handeln einer Gemeinschaft durch diesen gemeinsamen Geist so gelenkt, dass die betreffende Gemeinschaft genau das zu leisten und weiterzuführen imstande ist, was sie zusammengeführt hat. Eine Fußballmannschaft sollte also einen Teamgeist besitzen, der den Spielern hilft, optimal zusammenzuspielen und möglichst viele Fußballspiele zu gewinnen. Ein gemeinsamer Schulgeist sollte Lehrern und Schülern helfen, das zu leisten, wozu die Schule da ist, nämlich die Potenziale der Schüler optimal zu entfalten: Er sollte sie einladen, ermutigen und inspirieren, sich all das Wissen anzueignen, das sie später im Leben brauchen.
Der gute Geist einer Familie sollte ihren Mitgliedern das Gefühl vermitteln, dass sie in dieser Familie eng miteinander verbunden sind und ihnen aus dieser Verbundenheit heraus die Kraft erwächst, ihre Potenziale zu entfalten, zu wachsen und über sich hinauszuwachsen.
Und der gute Geist einer Kommune müsste dafür sorgen, dass die Mitglieder dieser Kommune optimale Möglichkeiten finden, ihr Zusammenleben so zu gestalten, dass daraus etwas entstehen kann, was kein Einzelner und auch keine Familie für sich allein zu leisten vermag. Dazu zählt die Sicherung der gemeinsamen Lebensgrundlagen, die Bereitstellung und Aufrechterhaltung von Versorgungsleistungen, die Gewährleistung von Sicherheit und Ordnung und die Koordination von Verwaltungs- und Dienstleistungen. Vor allem aber zählt dazu die Sicherung der gemeinsamen Zukunft, die Aufrechterhaltung der Freude am gemeinsamen Entdecken und Gestalten, am Voneinander-Lernen und Einander-Ermutigen, am Sich-Einbringen und Füreinander-da-Sein. Und nicht zuletzt wird der gute Geist einer Kommune bestimmt von der gemeinsamen Sorge und der gemeinsamen Verantwortung aller Mitglieder für die in diese Kommune hineinwachsenden Kinder.
Wie sich der gute Geist aus Kommunen verflüchtigt
Bisweilen kommt es vor, dass die Mitglieder einer Familie oder einer Kommune sich nicht mehr vorrangig um das kümmern, was ursprünglich Sinn und Zweck ihrer Gemeinschaft war. Dann verschwindet auch ihr guter Geist, und an seine Stelle rückt ein anderer Geist nach, geradezu als hätte dieser die ganze Zeit nur darauf gewartet, die Geschicke dieser Gemeinschaft selbst in die Hand zu nehmen. Manchmal wird er »Verwaltungsgeist« genannt, manchmal beginnt er auch inkognito damit, das Klima in einer Familie oder Kommune zu bestimmen, bis die Mitglieder der betreffenden Gemeinschaft