: Daniela Rando
: Johannes Hinderbach (1418-1486). Eine »Selbst«-Biographie.
: Duncker& Humblot GmbH
: 9783428530229
: Schriften des Italienisch-Deutschen Historischen Instituts in Trient
: 1
: CHF 72.50
:
: Neuzeit bis 1918
: German
: 463
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Johannes Hinderbach (1418 - 1486), Bischof von Trient, hat die Texte seiner umfangreichen Bibliothek mit Tausenden von Randglossen versehen. Sie bieten in Inhalt und Form Gelegenheit, seinen geistigen und emotionalen Horizont weitgehend zu rekonstruieren: das Rechtsstudium in Wien und Padua, die Karriere als Sekretär und Diplomat am Hof Kaiser Friedrichs III., schließlich die Erhebung zum Reichsfürsten an der Nahtstelle zwischen germanischem und romanischem Kulturkreis. Die Randbemerkungen erhellen die Endphase des Basler Konzils, die Neuordnung des Verhältnisses von Reich und Kirche, das Kreuzzugsprojekt seines Kollegen aus der kaiserlichen Kanzlei Enea Silvio, Papst Pius II., nach der Eroberung von Konstantinopel 1453. Sie geben auch intime Auskunft über den Bruch in Hinderbachs Biographie: sein rabiates Vorgehen gegen die jüdische Gemeinde in Trient (1475), Kehrseite einer verheerenden Sehnsucht nach Erlösung als Versuch, einen Kinder-Kult um das 'Opfer', den kleinen Simon, zu etablieren. Diese letzte Erfüllung blieb ihm versagt - Hinderbachs Marginalien liefern uns Bausteine für seine Gefühls- und Gedankenwelt, sein Erinnerungsvermögen, sein Räsonieren über Gegenwart und Vergangenheit, Männer und Frauen, Türken und Juden, Sünde und Sühne, Schuld und Einsamkeit: eine echte 'Selbst'-Biographie. '... an important and intriguing study.' John Van Engen, in: Renaissance Quarterly 59 (2006)
Inhaltsverzeichnis6
Quellen des Selbst8
Erster Teil18
I. Anfänge20
1. An den Universitäten Wien und Padua20
Studiengang20
Hinderbach als Student25
Der Musterscholar31
2. Theorie und Politik im akademischen Milieu39
Konzil, Kaiser und Universität39
Zur Konzilsproblematik55
Das Konzil in der „Lectura“ Antonio Rosellis von 144462
Das „monarchische“ Denken78
„Imperialis celsitudo“: Begeisterung und Hingabe93
II. Am Hof Kaiser Friedrichs III.102
1. Der Berufsdiplomat102
Karrierebeginn102
Italien als Aktionsfeld106
Innerhabsburgische Auseinandersetzungen115
Am päpstlichen Hof122
Der Bürgeraufstand in Wien 1462129
Hinderbach als „gelehrter Rat“138
Freundschaften und Ämterpatronage143
2. Der Kleriker158
Im Benefizialsystem158
Kaiser, „natio Germanica“ und Papst im Konflikt: Die Wahl zum Bischof von Trient166
Zur „Germania“ Enea Silvios: Kommentar ohne Illusion176
„Ignobilis doctus“187
Zweiter Teil194
I. Stimmen der Bücher, Flüstern des Gedächtnisses196
1. Die Bibliothek196
Hinderbachs Textaneignung196
Der „hermeneutische Dialog“200
Das exegetische Verfahren201
Orte der „memoria“ und des Selbst204
2. Das Ich als „beschriebenes Blatt“207
Die Kalendare207
Die fiktive Bischofsgenealogie215
Der vorweggenommene Nekrolog221
II. Seele und Seelenheil228
1. Der Bischof und seine Vorbilder228
„Specula episcoporum“ im Spätmittelalter228
Ideal und Konvention236
2. Das unglückliche Bewußtsein253
Sünde und Angst253
Vermittler zwischen Himmel und Erde260
Frömmigkeit zum Anfassen269
Mittel und Wege der Heilsgewinnung278
3. Eifer und Riten285
Das Privatgebet285
Der liturgische Gestus294
4. Furcht und Wut313
„Weib“/Weiblichkeit313
Der Türke334
Die Juden356
Schluß388
Literatur394
1. Abkürzungen394
2. Bibliographie395
Verzeichnis der Archivalien, Manuskripte und Inkunabeln440
Personenregister444
Ortsregister460