: Hildegard von Bingen
: Wisse die Wege Scivias
: Otto Müller Verlag
: 9783701351572
: 1
: CHF 32.30
:
: Spiritualität
: German
: 433
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Leben und Schaffen Hildegard von Bingens (1098-1179) üben bis heute eine ungebrochene Faszination aus; Konsequenz im Glauben, Mut und persönliches Engagement machten sie über ihre Zeit hinaus zu einer Identifikationsfigur. Früh trat die in Bermersheim bei Alzey geborene Mystikerin in das Benediktinerstift Disibodenberg an der Nahe ein. Aufgestiegen zur Äbtissin schrieb sie in den Jahren 1141 bis 1151 ihre Visionen und Gespräche mit Christus nieder; es entstanden die Bücher 'Wisse die Wege', ein Lehrbuch der christlichen Sittenlehre, und 'Über die Schöpfung und Erlösung der Welt'. Hildegard von Bingen verfaßte mystisch-visionäre Schriften, war Heilpraktikerin und Naturwissenschaftlerin, Predigerin und Komponistin. Ihre Schriften lösten bereits unter ihren Zeitgenossen ein gewaltiges Echo aus und führten zu einem regen Briefwechsel mit den bedeutendsten Persönlichkeiten der damaligen Zeit. Der vorliegende Band versammelt die wichtigsten Schriften der Hildegard von Bingen: 'Ursachen und Heilungen', 'Das Buch der Physika', 'Das Buch Scivias', 'Das Buch vom verdienstlichen Leben' und 'Des einfältigen Menschen Buch von den göttlichen Werken'.

Die Naturheilkundige und Äbtissin Hildegard von Bingen (1098-1179) war die bedeutendste deutsche Mystikerin. Ihre mystisch-prophetischen Visionen, ihr fester Glaube, ihr vorbildliches Leben und ihr charismatisches Auftreten machten die Posaune Gottes schon zu Lebzeiten zu einer verehrten Volksheiligen. Auf den Menschen und die Schöpfung eröffnen ihre Werke eine ganzheitliche Sicht, in der auf faszinierende Weise theologische, kosmologische, naturkundliche und spirituelle Aspekte verwoben sind.

GELEITWORT ZUR ERSTEN AUFLAGE

EINBEZOGEN IN die mannigfachen Kreise stärkster Bewegung, die in der Stauferzeit eine neue Menschheitsepoche anzubahnen beginnt, steht die heilige Hildegard als geistige Größe dennoch einsam in ihrer Umwelt. Gesucht von allen, wird sie nur von wenigen verstanden, nicht einmal immer von ihren geistlichen Töchtern, die sie mütterlich führt. Kaiser und Fürsten, Bischöfe und Äbte erbaten von ihr Licht, Rat und Hilfe. Ritter und Kaufleute, Pilger und Kreuzfahrer, Scholaren und Bettler gehen auf dem Rupertsberg ein und aus. Vornehme Damen und heimatlose Mädchen, Gelehrte und Künstler, Fischer und Jäger, Bauern und Winzer, arme Frauen aus dem Volke, alle blicken zur Äbtissin auf, lauschen ihrem Wort wie einer Offenbarung, gehen getröstet von dannen oder stellen die Arbeit ihrer Hände fürs Leben in den Dienst der Heiligen.

Ihre Persönlichkeit war überragend. Erleuchtete und hochstehende Männer beugten sich dieser Frau. Ihr Wort und ihr Tun ließen ahnen, daß ihr Geist in anderen Welten weilte und doch weder Großes noch Kleines in dem sie umgebenden Bereich der natürlichen Erscheinungen übersah.

Sie hatte für alles, für Baum und Strauch, für Blume und Frucht, für den Vogel in der Luft und den Fisch im Wasser ein Auge, ein Ohr, ein Wort, einen Namen. Das Leben und Treiben der kleinen Welt war ihr aber nicht nur ein willkommener Gegenstand ernster Beobachtung, eine unversiegliche Bereicherung des Wissens, sie ordnete vielmehr die Einzelwesen stets organisch in den Makrokosmos der ganzen Natur ein.

Aber auch hiebei blieb sie nicht stehen. Jede äußere Erscheinung ward ihr zum Sinnbild. Sie lebte noch ganz in einer symbolischen Weltanschauung und sah in den Menschen sowohl wie in allem Naturgeschehen die Verwirklichung göttlicher Gedanken und daher die engsten inneren Beziehungen zwischen dem Menschen und den vernunftlosen Geschöpfen, insbesondere der Pflanzenwelt.

Die tiefe Bedeutung der Naturauffassung Hildegards liegt gerade in der charakterologischen und symbolischen Erfassung der sichtbaren Schöpfung, e