: Martin Olden
: Gekreuzigt Krimi
: mainbook Verlag
: 9783944124193
: Steiner-Krimi
: 1
: CHF 3.60
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 225
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Idylle des Dorfes Schwarzberg wird zerstört, als die Leiche einer Klosterschülerin gefunden wird - in unmittelbarer Nähe der altehrwürdigen Benediktinerabtei. Den Fall übernimmt Kommissar Bernd Steiner, der für seine unkonventionellen Methoden bekannt ist. Das Opfer, die 19-jährige Beatrice Tauscher, weckt in ihm Erinnerungen an einen unverarbeiteten Schicksalsschlag. Seither steht Steiner mit dem Glauben und der Kirche auf Kriegsfuß. Daher überrascht es ihn nicht, dass seine Ermittlungen zu einem Mönch der Abtei führen. Pater Thomas Mohr, angesehener Autor spiritueller Bücher, verband eine geheime Freundschaft mit Beatrice. War die junge Frau nicht so unschuldig, wie man in Schwarzberg glaubt? Kommissar Steiner versucht, ein Netz aus Sex, Gewalt und Gottesfurcht zu entwirren, während er gegen die Dämonen seiner eigenen Vergangenheit ankämpft

Martin Olden ist das Pseudonym des Journalisten und Kinderbuchautors Marc Rybicki. Er wurde 1975 in Frankfurt am Main geboren und studierte Philosophie und Amerikanistik an der Goethe-Universität. Seit mehr als zehn Jahren arbeitet Rybicki als Filmkritiker für das Feuilleton der 'Frankfurter Neuen Presse'. Ebenso ist er als Werbe- und Hörbuchsprecher tätig. Bei mainbook ist Martin Oldens Krimi-Reihe mit Kommissar Steiner erschienen: 1. Band: 'Gekreuzigt'. 2. Band 'Der 7. Patient'. 3.Band 'Wo bist du?'. 4. Band 'Böses Netz'. 5. Band 'Mord am Mikro'. 6. Band 'Die Rückkehr des Rippers'. 7. Band 'Vergiftetes Land'. Im Jahr 2013 veröffentlichte er zudem seinen ersten Thriller 'Frankfurt Ripper'. Sowie seine 70er Jahre-Krimi-Reihe Kommissar Platow in 15 Bänden: Band 1 'Sieben Schüsse im Stadtwald', Band 2 'Das Grab am Kapellenberg', Band 3 'Endstation Hauptwache', Band 4 'Der Westend-Würger', Band 5 'Blutnacht im Brentanopark', Band 6 'Frau Wirtins letzter Gast', Band 7 'Geiselnahme in der Goethestraße', Band 8 'Der Rächer aus der Römerstadt', Band 9 'Geschändet am Frankfurter Kreuz', Band 10 'Abrechnung in Bankfurt', Band 11 'Die Sünderin vom Schaumainkai', Band 12 'Das Phantom aus dem Palmengarten', Band 13: 'Zahltag auf der Zeil', Band 14 'Der Kerker im Kettenhofweg' und Band 15 'Letzter Halt Frankfurt Süd'. Weitere Titel von Marc Rybicki sind die Kinderbücher 'Mach mich ganz', 'Wer hat den Wald gebaut?', 'Wo ist der Tannenbaum?' und 'Graue Pfote, Schwarze Feder'

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Sie standen in der Mittagssonne auf dem Kirchhof. Thomas Mohr reichte den Kommissaren die Hand.Kräftiger Druck, dachte Steiner.Hat bestimmt auch einen starken Unterarm. Unter der Mönchskutte zeichnete sich eine athletische Figur mit ausgeprägten Schultern ab. Nach der Begrüßung versteckte Pater Thomas seine Hände wieder in den weiten Ärmeln seines Umhangs.

„Das war eine sehr schöne Zeremonie“, meinte Makourek.

„Freut mich, dass es Ihnen gefallen hat. Viele unserer Gäste berichten immer wieder davon, wie entspannend es für sie ist, das Stundengebet mit uns zu zelebrieren. Man gelangt nach einer Weile in eine meditative Stimmung.“ Mohr hielt beim Sprechen den Kopf leicht schief und betonte besonders die „s“ Laute.

„Wie oft machen Sie das? Wirklich jede Stunde?“, fragte Makourek.

„Nein. Fünfmal am Tag. Dieses Ritual soll uns daran erinnern, dass alles, was wir tun, unter dem Zeichen Gottes steht. Wir beginnen mit der Morgenhore um fünf Uhr fünf. Das Konventamt folgt um sechs Uhr fünfzehn. Die Mittagshore, die sie gerade besucht haben, um zwölf Uhr. Die Vesper um achtzehn Uhr und die Komplet um neunzehn Uhr fünfunddreißig.“

„Dann sind Sie sozusagencomplete – fix und fertig“, lachte Makourek.

„Ja, man hat schon die nötige Bettschwere, wenn man so früh auf den Beinen ist“, sagte Pater Thomas mit einem Lächeln.

Steiner hatte genug vom Small-Talk. „Was können Sie uns über Beatrice Tauscher sagen?“

„Ein tragischer Verlust für unsere Gemeinde. Unsere Gedanken und unsere Gebete gelten ihrer Familie und ihren Freunden.“

„Waren Sie auch einer ihrer Freunde?“

„Ich kannte Beatrice von Vorträgen an der Schule und von meinen Lesungen, die sie hin und wieder besuchte, so wie einige der Schülerinnen und Schüler aus dem Friedrich-Gymnasium. Sie war ein intelligentes Mädchen und ich fand ein Paar der Fragen, die sie mir stellte, durchaus nachdenkenswert. Aber von Freundschaft kann man da nicht sprechen.“

„Ich habe Ihr neues Buch gelesen. Ich fand einige der Gedichte … sagen wir mal … recht freizügig“, meinte Makourek.

Pater Thomas zeigte ein schelmisches Lächeln. „Inwiefern?“

„Na ja, Sie schreiben da von Brüsten und vom Schlafzimmer und sowas…“

„Dein Leib ist ein Weizenhügel, mit Lilien umstellt. Deine Brüste sind wie zwei Kitzlein, wie die Zwillinge einer Gazelle.“

„Genau das meine ich.“

„Das ist leider nicht von mir. Ich habe gerade aus dem Alten Testament zitiert. Genauer gesagt, aus dem Hohelied, das König Salomo zugeschrieben wird. Der Verfasser beschreibt die Liebe zwischen Mann und Frau. Wie sie sich begehren, finden und vereinigen. Ein wunderschöner Text, voller erotischer Bilder, den ich als Allegorie verstehe auf die Liebesbeziehung zwischen Mensch und Gott. In meinem Buch habe ich versucht, moderne Variationen des Hohelieds zu erfinden. Die Gedichte sollen die Leser hineinführen in das Geheimnis der Liebe – zum Partner und zu Gott. Deshalb die Wortwahl. Jedoch bin ich nicht so talentiert wie der Schöpfer des Hohelieds.“

„Haben Beatrice die Gedichte gefallen? War sie Ihre Inspiration? Oder warum haben Sie das Buch nach ihr benannt?“, fragte Steiner.

„Ach so … der Titel. Der Name Beatrice bedeutet: die Seligmachende. Getreu ihres Namens führt Beatrice den Erzähler in DantesGöttlicher Komödie am Ende des Fegefeuers durch das Paradies, hin zur Seligkeit. Zudem gilt Beatrice in der Literatur als Metapher für eine unerreichbare Geliebte. Dementsprechend huldigt das lyrische Ich in meinem Buch seiner Geliebten, die aber genauso unerreichbar bleibt wie der von uns geliebte Gott. Zugegeben, dieses Spiel mit den Bedeutungsebenen ist auf den ersten Blick schwer ersichtlich. Deshalb habe ich es im Vorwort erklärt.Das haben Sie wohl nicht gelesen.“ Pater Thomas zwinkerte Makourek freundlich zu.

„Ihr Buch lag in Beatrices Rucksack, als sie ermordet wurde. Mit einer persönlichen Widmung von Ihnen“, sagte Steiner.

„Ich habe es dort nicht hineingelegt, Herr Kommissar. Signiert habe ich es sicher bei einer meiner Lesungen, die Beatrice besuchte, wie ich bereits sagte. Der Großteil meiner Leserschaft ist weiblich. Möglicherweise haben Frauen eine ausgeprägtere Sensibilität für spirituelle Themen.“

„Frauen ist ein gutes Stichwort“, meinte Makourek. „Sie sind der erste Mönch, dem ich begegne. Was ich schon immer wissen wollte: Wie schaffen Sie es, ohne Frau zu leben?“