: Ursula Haucke
: Überraschung inbegriffen Familiengeschichten zum Schmunzeln
: dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
: 9783423404402
: 1
: CHF 6.10
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 160
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Heitere Geschichten um ein »doofes Bett« und eine zauberhafte Familie mit drei Kindern Heitere Geschichten um ein »doofes Bett« und eine zauberhafte Familie mit drei Kindern Er ist sieben Jahre alt, »sehr eigenwillig«, wie seine Mutter meint, »sehr verwöhnt« nach Ansicht des Vaters und »sehr verzogen« in den Augen der beiden älteren Schwestern. Aber alle lieben »Mutz«, der eigentlich Matthias heißt, ganz innig - auch wenn er immer wieder Mätzchen macht. Seinem Charme, seiner unerschöpflichen Phantasie und seinem Ideenreichtum stehen sie ziemlich machtlos gegenüber. Er ist und bleibt ein liebenswerter Knirps, auch wenn er sich und seine Familie samt Großmutter in manch verzwickte Situation bringt - wie zum Beispiel diese Sache mit dem Bett ...

Ursula Haucke, geboren 1924 in Berlin, war freie Schriftstellerin und außerdem bei Rundfunk und Fernsehen tätig. Bekannt als Hauptautorin der Sendereihe>Papa, Charly hat gesagt ...<. Ursula Haucke verstarb am 14.11.2014 in Berlin.

Die Bodenmaus


Als Mutz an diesem Tag aus der Schule kam, stand die Mutter mit einem großen Korb voll gewaschener Wäsche in der Tür. Die mußte auf dem großen Trockenboden des Hauses aufgehängt werden. Mutz warf nur schnell seine Schultasche in die Diele und lief dann hinter der Mutter her.

Er liebte den großen Boden, auf dem die Hausbewohner nicht nur Wäsche aufhängen, sondern auch alte Möbel abstellen konnten; Möbel, die sie im Augenblick nicht brauchten, von denen sie sich aber noch nicht trennen wollten.

Von Bergers gab es zum Beispiel eine alte Kommode dort oben und einen Großvatersessel mit rotem Samtbezug. In diesem alten Sessel hatte Mutz sich schon oft verkrochen, wenn er ein Buch angucken wollte, das ihm die Schwestern nicht hatten borgen wollen. Oder wenn er sich mit seinem besten Freund Willi verzankt hatte und überlegen mußte, ob aus diesem Krach eine Feindschaft auf ewig oder nur für einen Tag werden sollte. Bisher hatte er sich immer zur »Feindschaft für einen Tag« entschieden.

Auch heute machte es sich Mutz im alten Sessel bequem. Aber dann bemerkte er plötzlich etwas, und gerade, als seine Mutter dabei war, ihre beste Seidenbluse aufzuhängen, sprang Mutz mit einem lauten Schrei vom Sessel hoch und stürzte in eine der dunklen Bodenecken.

Der Mutter fiel vor Schreck die Bluse aus der Hand.

»Ich kriege deinetwegen noch mal einen Herzschlag!« rief sie ärgerlich, denn nun würde sie die Bluse noch einmal spülen müssen; aber gleich darauf fragte sie besorgt: »Was ist los? Hat dich was gestochen?«

Auf dem Boden gab es manchmal Wespennester, und wenn es irgend jemandem passieren sollte, sich ausgerechnet auf eine müde Wespe zu setzen, dann war das bestimmt Mutz. Aber von einem Wespenstich konnte keine Rede sein.

»Beinahe wäre sie reingerannt!« erklärte Mutz aufgeregt, und dann hob er ganz vorsichtig eine Mausefalle hoch, in deren Mitte sehr appetitanregend ein Stückchen Speck glänzte. Appetitanregend nur für Mäuse, versteht sich, und darum hatte sich eine kleine graue Maus auch ganz interessiert der Falle genähert, bis Mutz sie mit seinem Geschrei verscheucht hatte.

»Nun klemm dir nicht noch den Finger ein«, sagte die Mutter seufzend. Denn sie wußte, daß ihr nun nichts anderes übrigblieb, als wieder mal mit Frau Zwiesel zu reden, die ständig Mausefallen auf dem Hausboden versteckte.

Frau Zwiesel hatte es sich in den Kopf gesetzt, den Boden mäusefrei zu kriegen.

Mutz wollte den Boden überhaupt nicht mäusefrei haben. Ganz im Gegenteil. Er freute sich immer, wenn so eine kleine pelzige Winzigkeit angetippelt kam und er sie beim Hin- und Herhuschen beobachten konnte.

»Und sie hat wieder so eine gemeine Totschlag-Falle genommen!« sagte Mutz empört und hielt seiner Mutter die Falle unter die Nase. »Die werd ich ihr mal unters Bett stellen, und dann kann sie ihren eigenen Zeh fangen!«

»Den Gefallen wird sie dir nicht tun«, meinte die Mutter, »und jetzt komm, ich bin fertig.«

Aber Mutz nahm sich erst mal eine Wäscheklammer und stocherte damit so lange in der Mausefalle rum, bis die zuschnappte. Anschließend versenkte er sie in die Tiefen einer alten Standuhr, die schon so lange auf dem Boden war, daß niemand mehr wußte, wem sie eigentlich gehörte.

»Wo hast du denn nun die Fa