: Alexandre Dumas
: Der Graf von Monte Christo Illustrierte Fassung
: Null Papier Verlag
: 9783954180684
: Klassiker bei Null Papier
: 4
: CHF 0.90
:
: Spannung
: German
: 379
: kein Kopierschutz/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF/ePUB
Diese Version mit 32 Graphiken ist eine überarbeite und mit Fußnoten versehene Fassung speziell für Elektronische Lesegeräte. Wegen einer Intrige 14 Jahre eingekerkert erhält Dantes von einem Mithäftling Kenntnis über einem verwaisten Schatz. Nach der Flucht nutzt er das Vermögen, um sich in der neuen Identität des geheimnisvollen Graf von Monte Christo an seinen Feinden zu rächen. Die Geschichte des jungen Edmond Dantes ist ein Klassiker der Weltliteratur und bietet mit seinem Sujet noch heute vielfach die Vorlage für Filme und Adaptionen. Zwischen 1844 und 1846 veröffentlichte Dumas den Graf von Monte Christo als Fortsetzungsroman in der Zeitschrift Le Journal des debats und erzielte damit ungeahnten Erfolg. Noch bevor der Roman fertiggestellt war, erschienen bereits die ersten Nachdrucke. Die Geschichte spielt in der Zeit nach der Französischen Revolution in den Jahren 1814 bis 1838. Napoleons Stern ist untergegangen, und die Restauration unter den Königen Ludwig XVIII. und Karl X. hat stattgefunden. Dann folgt die Julirevolution von 1830, in der der »Bürgerkönig« Louis-Philippe auf den Thron kommt. In den Wirren dieser Politik kann über Nacht aus dem Freund ein Feind werden, Vermögen vernichtet und ein Menschenleben plötzlich nur noch wenig Wert haben. Erleben Sie in geschliffene Dialoge den Vollzug einer perfiden Rache, die unter den Augen des Lesers langsam und unerbittlich ihr tödliches Netz über die Verräter auswirft. Werden Sie Zeuge, wie sich ein Mann in seinem Hass verliert. Der Graf von Monte Christo ist die zeitlose Geschichte von Verrat, Liebe und Rache. Null Papier Verlag

Alexandre Dumas der Ältere (geb. 24. Juli 1802 in Villers-Cotterêts, Département Aisne; gest. 5. Dezember 1870 in Puys bei Dieppe, Seine-Maritime) war ein französischer Schriftsteller. Heute ist er vor allem durch seine zu Klassikern gewordenen Historienromane bekannt, etwa Die drei Musketiere und Der Graf von Monte Christo.

6. Der Substitut1 des königlichen Prokurators2


Zur gleichen Zeit, da sich diese Tragödie abspielte, wurde in der Rue Grand Cours ein zweites Verlobungsfest gefeiert. Hatte es sich dort aber nur um Leute des bürgerlichen Mittelstandes gehandelt, fand man hier einen erlesenen Kreis der vornehmsten Marseiller Gesellschaft vor. Man saß bei Tisch, und die Unterhaltung wurde lebendig durch die Leidenschaften jener Zeit. Leidenschaften, die um so heftiger und zündbarer waren, als seit fünfhundert Jahren der religiöse Haß dem politischen fort und fort neue Nahrung gab.

Der Kaiser– damals König auf der Insel Elba -, der einen großen Teil der Welt beherrscht hatte und sich nun mit dem kleinen Elba begnügen mußte, schien dieser Gesellschaft ein toter Mann und für immer erledigt.

So erhob denn der greise Marquis von Saint-Méran, der heute seine Tochter Renée mit dem Substitut des königlichen Prokurators Herrn de Villefort verlobt hatte, sein Glas, um ein Hoch auf das Wohl Ludwigs XVIII. auszubringen. Das rief allgemein eine stürmische Begeisterung hervor. Man schwang die Gläser auf englische Manier, und die Damen lösten ihre Blumensträuße auf, um die Tafel mit Blüten zu bestreuen. In diesem Augenblick trat ein Kammerdiener ein, näherte sich dem Herrn de Villefort und flüsterte ihm einige Worte ins Ohr. Villefort entschuldigte sich bei seiner Braut und verließ eilends die Festtafel.

Villefort hatte kaum den Speisesaal verlassen, als er auch sogleich eine gestrenge Amtsmiene aufzusetzen sich bemühte. Es gelang ihm dies heute nicht so leicht, da er sich froh und glücklich fühlte, wie es ein Mensch nur sein kann. Er hatte auch allen Grund dazu. So jung er noch war, bekleidete er bereits eine ansehnliche Stellung, und durch seine Verlobung mit der schönen Renée de Saint-Méran kam er in eine Familie, die bei Hofe zurzeit das größte Ansehen hatte. Dazu war Renée das einzige Kind ihrer Eltern und brachte ihm eine Mitgift von fünfzigtausend Franken in die Ehe. Sollte er da nicht guter Dinge sein?

Er traf vor der Tür den Polizeikommissar, der auf ihn wartete. Er trat zu ihm heran und sagte:»Es ist gut, daß Sie den Mann verhafteten. Wissen Sie bereits Näheresüber dieses Komplott?«

»Von einem Komplott, mein Herr, weiß ich nichts. Alle Papiere, die man bei ihm fand, liegen versiegelt in Ihrem Bureau. Was den Verhafteten betrifft, so ist es ein gewisser Edmond Dantes, Kapitän des Handelsschiffes von Morrel& Sohn in Marseille.«

Auf dem Wege zum Justizpalast wurde Villefort von jemand angesprochen. Es war Herr Morrel.

»Ah, Herr von Villefort!« rief der redliche Mann, als er den Substituten erblickte.»Ich bin sehr erfreut, Ihnen hier zu begegnen. Man hat eben den seltsamsten und unerhörtesten Mißgriff getan und Edmond Dantes verhaftet, den Kapitän meines Schiffes.«

»Ich weiß es, mein Herr!« entgegnete Villefort.»Und ich gehe, um ihn zu verhören.«

»Ach, mein Herr«, fuhr Morrel, voller Angst und Sorge um seinen jungen Kapitän, dringend fort,»Sie kennen ihn nicht, den man beschuldigt; aber ich kenne ihn. Denken Sie sich den friedlichsten, rechtschaffensten Menschen, ich möchte fast sagen, den Mann, der bei der ganzen Handelsmarine seinen Platz am besten ausfüllt. Oh, Herr von Villefort, ich empfehle Ihnen den Mann aufrichtig und von ganzem Herzen.«

Wie man weiß, gehörte Villefort der Adelspartei der Stadt an und Morrel der bürgerlichen; der erste war Ultra-Royalist, der zweite des geheimen Bonapartismus verdächtig. Villefort blickte mit Geringschätzung auf Morrel und sprach zu ihm mit Kälte:

»Sie wissen, mein Herr, man kann friedlich sein im Privatleben, rechtschaffen im Handelsverkehr, geschickt in seinem Berufe und, politisch gesprochen, dennoch ein großer Verbrecher. Sie wissen das, Herr, nicht wahr? Imübrigen mögen Sieüberzeugt sein, daß man Ihrem Schützling Gerechtigkeit widerfahren lassen wird.«

Damit grüßte er frostig und ließ den gütigen Mann auf der Straße stehen.

Der Vorraum des Justizpalastes war voll von Gendarmen und Polizeiagenten. Mitten unter ihnen stand regungslos der Gefangene.

Als Villefort eintrat, warf er einen scheelen Blick auf Dantes. Dann nahm er das Bündel Schriften in Empfang und sagte:»Man führe den Gefangenen vor!«

Als Dantes vor dem Richter stand, grüßte er höflich.

»Wer sind Sie? Wie ist Ihr Name?« fragte Villefort.

»Ich nenne mich Edmond Dantes, mein Herr«, antwortete der junge Mann mit einer ruhigen, klangvollen Stimme,»und bin Kapitän an Bord des Schiffes›Pharaon‹ der Herren Morrel& Sohn.«

»Ihr Alter?« fragte Villefort weiter.

»Neunzehn Jahre«, entgegnete Dantes.

»Was haben Sie in dem Augenblick getan, als Sie verhaftet wurden?«

»Ich hielt mein eigenes Verlobungsmahl, mein Herr«, versetzte Dantes mit bewegter Stimme.

»Sie waren bei Ihrem Verlobungsmahl?« fragte der Substitut, unwillkürlich zitternd.

»Ja, mein Herr, ich stehe im Begriff, ein Mädchen zu heiraten, das ich seit drei Jahren liebe.«

Wie unempfindlich auch Villefort gewöhnlich war, so wurde er doch durch dieses Zusammentreffen der Umstände erschüttert.»Man beschuldigt Sie starkübertriebener politischer Gesinnungen«, fuhr er nun fort.

»Was meine politischen Gesinnungen betrifft, mein Herr, so schäme ich mich beinahe, es zu sagen; ich habe nie das gehabt, was man solch eine Gesinnung nennt. Ich zähle kaum neunzehn Jahre, weiß nichts und bin nicht dazu bestimmt, irgendeine Rolle zu spielen; das wenige, was ich bin, habe ich Herrn Morrel zu verdanken. Sonach beschränken sich alle meine Gesinnungen einzig auf drei Empfindungen: ich liebe meinen Vater, ich achte Herrn Morrel und bete meine Mercedes an. Das ist alles, mein Herr, was ich dem Gericht sagen kann.«

Villefort grübelte vor sich hin.»Haben Sie Feinde?« fragte er dann.

»Ich bin noch zu wenig, um Feinde zu haben«,äußerte Dantes bescheiden.

»Nun– oder Neider«, forschte Villefort.»Sie sind mit neunzehn Jahren zum Kapitän ernannt, ein schönes Mädchen hat Ihnen seine Neigung geschenkt, zwei Tatsachen, um die Sie wohl beneidet werden könnten.«

»Bisher habe ich nie an dergleichen gedacht; indessen, Sie mögen recht haben. Sollte ich die Neider aber unter meinen Freunden suchen müssen, wünschte ich sie lieber nicht zu kennen, um nicht genötigt zu sein, sie zu hassen.«

»Das ist töricht, mein Lieber. Wohl dem, der klar sieht. Ihnen wäre vielleicht all dies erspart geblieben, denn Sie scheinen mir