: Marquis de Sade
: Juliette oder Die Vorteile des Lasters
: Null Papier Verlag
: 9783943466874
: Erotik bei Null Papier
: 4
: CHF 1.80
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: Erzählende Literatur
: German
: 527
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB/PDF
Überarbeitete Fassung mit einem aktuellen Aufsatz zu Autor und Werk und einem älteren Nachwort. Nach dem Tod der Eltern verlassen die mittellosen Schwestern Justine und Juliette die Klosterschule. Die bisexuelle, grausame und lasterhafte Juliette wird Prostituierte, lernt einflussreiche Freunde kennen, begeht eine Vielzahl von Verbrechen und erlangt Reichtum und Glück. Die tugendhafte Justine hingegen erlebt ein Unglück nach dem anderen und wird von den Menschen gepeinigt und für ihre Moral bestraft. Nachdem Juliette das Klosterstift verlassen hat, in dem sie aufgewachsen ist, wird sie zur erfolgreichen Prostituierten. Auf ihrem Weg durch die Betten der feinen Gesellschaft begegnet sie Noirceuil, dem Mörder ihrer Eltern. Der von ihr widerwillig bewunderte Giftmischer macht sie mit Staatsminister Saint-Fond bekannt. Durch diesen gelangt sie in einen Kreis hochmögender Perverser. Null Papier Verlag

Der 1740 geborene Donatien-Alphonse-François de Sade führt das exzessive Leben junger Aristokraten, bis seine Orgien selbst für die zügellosen Sitten jener Epoche untragbar werden. Er wird mehrfach zu Festungshaft und zum Tode verurteilt. Die Todesurteile werden wieder aufgehoben. Sämtliche Schriften verfasst der Marquis in Haft, verzeichnet jedoch kaum wirtschaftliche Erfolge, zumal er sich zu den einträglichsten Romanen, 'Justine' und 'Juliette', nicht bekennt. Das Ende seines Lebens verbringt er in einer Irrenanstalt, wo er Schreibverbot erhält und in Isolation gehalten wird. Dort stirbt de Sade im Jahr 1814. Seine Grabstätte ist heute nicht mehr auffindbar. Beeinflusst ist das literarische Schaffen de Sades einerseits vom Schrifttum der Aufklärung (unter anderem von Thiry d'Holbach und Voltaire), andererseits von seiner Wahrnehmung des Ancien Régime. Es herrscht das Recht des Stärkeren, der lediglich durch einen noch Skrupelloseren aufgehalten wird. Motivation ist der Trieb zum Bösen, der keiner Rechtfertigung bedarf: Ein Mord kann um des Tötens willen geschehen, ohne jeden Zweck, aus einer bloßen Laune heraus.

I.


Jus­ti­ne und ich wur­den im Klos­ter Pan­the­mont er­zo­gen, Sie wis­sen, dass die­se Ab­tei be­rühmt ist und dass aus ihr die hüb­sche­s­ten, aus­schwei­fends­ten Frau­en von Pa­ris her­vor­ge­hen; Eu­phro­si­ne, je­nes jun­ge Mäd­chen, das sich aus dem El­tern­haus ent­fernt hat­te, um sich in die Arme der Wol­lust zu wer­fen, war dort mei­ne Ge­nos­sin ge­we­sen, und da ich von ihr und ei­ner ihr be­freun­de­ten Non­ne die ers­ten Grund­sät­ze der Moral zu hö­ren be­kom­men hat­te, muss ich, wie ich glau­be, Ih­nen vor­erst so­wohl von der einen, wie von der an­de­ren er­zäh­len.

Die Non­ne, um die es sich han­delt, hieß Dél­ben. Sie war seit fünf Jah­ren Äb­tis­sin des Hau­ses und drei­ßig­jäh­rig, als ich ihre Be­kannt­schaft mach­te. Man konn­te un­mög­lich hüb­scher sein. Ihr Ge­sichts­aus­druck war sanft, ihre Haa­re blond, und große blaue Au­gen er­reg­ten das In­ter­es­se je­der­manns. Als Op­fer des Ehr­gei­zes ih­res äl­te­ren Bru­ders, der da­durch rei­cher wer­den woll­te, war die Dél­ben mit zwölf Jah­ren in ein Klos­ter ge­steckt wor­den, und erst nach lan­gen in­ne­ren Kämp­fen hat­te sie sich an den Ge­hor­sam ge­wöhnt; sehr früh reif und mit al­len Phi­lo­so­phen ver­traut, hat­te sich die Dél­ben in ih­rer Ab­ge­schie­den­heit bloß zwei oder drei Freun­din­nen be­wahrt; die be­such­ten und trös­te­ten sie, und da sie sehr reich war, konn­te sie sich alle Bü­cher und Er­leich­te­run­gen ver­schaf­fen, die sie woll­te.

Eu­phro­si­ne war fünf­zehn Jah­re alt, als ich Freund­schaft mit ihr schloss, und sie war seit acht­zehn Mo­na­ten Schü­le­rin der Dél­ben, als bei­de mir vor­schlu­gen, an mei­nem drei­zehn­ten Ge­burts­tag mich ih­rer Ge­sell­schaft an­zu­schlie­ßen. Eu­phro­si­ne war braun, groß und sehr schlank, hat­te sehr hüb­sche Au­gen und viel Geist und Leb­haf­tig­keit. Ich brau­che Ih­nen wohl nicht zu sa­gen, dass der Hang zur Wol­lust bei Frau­en, die von der Welt zu­rück­ge­zo­gen le­ben, der ein­zi­ge Be­weg­grund zum ver­trau­li­chen Ver­kehr ist. Die Obe­rin, die sich mit mei­ner Er­zie­hung be­fas­sen soll­te, lud mich ei­nes Ta­ges zum Früh­stück ein. Es war un­glaub­lich heiß, und die au­ßer­or­dent­li­che Glut der Son­ne diente so­wohl ihr wie der mit­an­we­sen­den Eu­phro­si­ne als Ent­schul­di­gung für die Be­klei­dung, in der ich sie vor­fand. Sie wa­ren näm­lich bei­de, von ei­nem Ga­ze­hemd ab­ge­se­hen, das durch ein großes ro­tes Band fest­ge­hal­ten war, ganz nackt.

»Seit Sie in die­ses Haus ein­ge­tre­ten sind«, sprach Ma­da­me Dél­ben zu mir und küss­te mich leicht auf die Stirn, »habe ich im­mer ge­wünscht, Sie nä­her ken­nen­zu­ler­nen; Sie sind sehr hübsch und schei­nen Geist zu be­sit­zen und der­ar­ti­ge jun­ge Mäd­chen ha­ben ein An­recht auf mich. Aber Sie er­rö­ten ja, klei­ner En­gel, das ver­bie­te ich Ih­nen; die Scham ist ein Hirn­ge­spinst, sie ist eine Ge­wohn­heit. Die Na­tur, die den Mann und das Weib nackt ge­schaf­fen hat, kann ih­nen un­mög­lich auch Scham für die­sen Zu­stand ein­ge­flö­ßt ha­ben. Aber wir wer­den über all dies noch plau­dern, jetzt ent­klei­den Sie sich, wie wir es sind.« Dann nä­her­ten sich die bei­den Schel­min­nen mir la­chend, und als ich mich in dem­sel­ben Zu­stand be­fand wie sie, be­gann die Dél­ben mich mit Küs­sen zu be­de­cken, die einen ganz an­de­ren Cha­rak­ter tru­gen. »Wie schön mei­ne Ju­li­et­te ist«, rief sie be­wun­dernd aus. »Wie ihre hüb­schen klei­nen Brüs­te schon zu zit­tern be­gin­nen. Sie sind grö­ßer wie dei­ne, Eu­phro­si­ne, ob­wohl sie erst drei­zehn Jah­re alt ist.« Die Fin­ger un­se­rer ent­zücken­den Obe­rin kit­zel­ten die Ro­sen­spit­ze mei­ner Brüs­te, und ihre Zun­ge wand sich in mei­nen Mund hin­ein. Sie be­merk­te bald, dass ihre Lieb­ko­sun­gen auf mich so stark ein­wirk­ten, dass mir bei­na­he übel wur­de.

»Teu­fel!«, rief sie aus, denn sie konn­te sich nicht län­ger hal­hal­ten. »Schä­men wir uns nicht län­ger mehr, mei­ne Freun­din­nen, weg mit al­lem, was die Rei­ze der Na­tur vor un­se­ren Au­gen ver­birgt!« Und sie warf den dün­nen Schlei­er, der sie bis­her be­deckt hat­te, von sich, so­dass sie nun­mehr un­se­ren Au­gen schö­ner als Ve­nus er­schi­en. Eu­phro­si­ne, die es ihr rasch nach­mach­te, zeig­te mir nicht eben­so­viel Rei­ze, aber da­für, wel­che Au­gen und wel­chen Geist be­saß sie. Sie kön­nen sich vor­stel­len, wie ich durch den An­blick der bei­den er­regt war. Im Tau­mel des sü­ßes­ten Rau­sches trug mich die Dél­ben auf ihr Bett, be­deck­te mich mit Küs­sen. »Ei­nen Au­gen­blick«, sprach sie mit glü­hen­dem Ge­sicht, »ord­nen wir un­se­re Ver­zückun­gen ein we­nig, denn nur so ge­nießt man wahr­haf­tig.« Bei die­sen Wor­ten spreiz­te sie mei­ne Bei­ne aus­ein­an­der, leg­te sich platt auf das Bett mit dem Kopf zwi­schen mei­ne Schen­kel und leck­te mich, wäh­rend mei­ne Ge­nos­sin ihr den glei­chen Dienst leis­te­te.

Die Hure war leb­haft er­regt und ver­schlang gie­rig die Er­güs­se, die ihre wol­lüs­ti­gen Be­we­gun­gen in mir her­vor­rie­fen. Manch­mal un­ter­brach sie sich, um mich in mei­nem Freu­den­tau­mel zu be­ob­ach­ten. »Wie schön sie ist!«, rief die­ses Freu­den­mäd­chen aus: »Kitz­le mich, Eu­phro­si­ne, ich möch­te in ih­ren Er­güs­sen er­trin­ken.« Ei­ni­ge Au­gen­bli­cke spä­ter rief sie aus: »Wech­seln wir jetzt ein we­nig, Eu­phro­si­ne, war­tet, mei­ne klei­nen En­gel, ich will euch jetzt bei­de gleich­zei­tig kit­zeln.« Sie leg­te uns eine ne­ben die an­de­re auf das Bett, und auf ih­ren Rat kreuz­ten sich un­se­re Hän­de, so­dass wir uns ge­gen­sei­tig er­re­gen konn­ten. Ihre Zun­ge drang zu­erst in die Schei­de Eu­phro­si­nes ein, dann ver­ließ sie mei­ne Ge­nos­sin, um sich in die mei­ne zu stür­zen. Nach ei­ni­gen Au­gen­bli­cken dreh­te uns die Schel­min um, so­dass wir ihr den Popo dar­bo­ten, und sie kit­zel­te uns von un­ten, wäh­rend sie uns den Popo leck­te. Dann er­hob sie sich wie eine Bac­chan­tin: »Ihr müsst mir jetzt den­sel­ben Dienst leis­ten!«, rief sie. »Ich wer­de in dei­nen Ar­men lie­gen, Ju­li­et­te, und dei­nen Mund küs­sen. Da­bei wirst du mir die­ses Go­de­miché in mei­ne Schei­de hin­ein­trei­ben», fuhr sie fort, und gab mir ein der­ar­ti­ges Ding, »und du, Eu­phro­si­ne, du wirst dich mit mei­nem Popo be­fas­sen. Du wirst ihn mit die­sem klei­nen Werk­zeug kit­zeln.« Dann wand­te sie sich wie­der zu mir: »Du darfst mei­ne Kli­to­ris nicht im Stich las­sen, Ju­li­et­te, rei­be sie, bis sie blu­tet, ich bin ab­ge­här­tet und er­schöpft und be­darf star­ker Din­ge. Ich will mich in eu­ren Ar­men auf­lö­sen, ich möch­te bei euch zwan­zig­mal nach­ein­an­der ent­la­den.«

O Gott, wie ar­bei­te­ten wir, un­mög­lich könn­te eine Frau bes­ser be­dient wer­den. Schließ­lich er­ho­ben wir uns.

»Ich kann dir nicht ge­nug mei­ne Freu­de aus­drücken«, sprach das ent­zücken­de Ge­schöpf zu mir, »dei­ne Be­kannt­schaft ge­macht zu ha­ben. Du bist ein rei­zen­des Kind und ich will dich an al­len mei­nen Ver­gnü­gun­gen teil­neh­men las­sen. Fra­ge nur Eu­phro­si­ne, ob sie zu­frie­den mit mir ist.«

»Oh, Ge­lieb­te, mei­ne Küs­se mö­gen es dir be­wei­sen«, sprach un­se­re...