: Christoph Chorherr
: Verändert Über die Lust Welt zu gestalten
: Verlag Kremayr& Scheriau
: 9783218008310
: 1
: CHF 15.20
:
: Politikwissenschaft
: German
: 190
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Kaum ein Politiker hat derart viele unkonventionelle und richtungsweisende Projekte verwirklicht wie Christoph Chorherr aus der grünen Opposition heraus, von Energiepolitik und Green Technologies bis zu Bildungsinitiativen. Wenn alle rundum erklären, dass Gratis-Verleihräder binnen kürzester Zeit ohnehin gestohlen werden, kämpft er so lange um die Umsetzung der Idee, bis das Gegenteil bewiesen ist. 'Eine Siedlung ohne Frauen kann ich mir vorstellen, eine Siedlung ohne Autos sicher nicht', war der erste Kommentar zu seinem Projekt einer autofreien Siedlung - inzwischen ist sie längst verwirklicht und keiner zweifelt mehr, dass dieses Modell funktioniert. In seinem Buch beschreibt er offen und auf sehr persönliche Weise die Leitmotive seines Handelns. Sei es das größte Wald-Biomassekraftwerk Europas oder ein Schulprojekt in einem Township Südafrikas, das zu einer internationalen Initiative heranwuchs - Christoph Chorherr ist einer, der Ideen entwickelt, sie anpackt und in die Tat umsetzt, mit Kraft und unbändiger Lust am Gestalten. Ein Buch, das motiviert, begeistert und verändert.

Christoph Chorherr, geboren 1960, Studium der Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Umweltökonomie, seit 1991 Gemeinderat der Grünen in Wien, 1996/97 Bundessprecher der Grünen Österreichs, 1997-2004 Clubobmann der Wiener Grünen. Er gilt als einer der Mit-Architekten der ersten rot-grünen Koalitionsregierung in Wien. Arbeitsschwerpunkte: Energiepolitik, Verkehrspolitik, Stadtplanung und nachhaltiges Bauen, Mitbegründer von Schulen in Wien und Südafrika, Lehraufträge an diversen Universitäten.

Lernen – mitten im Leben


Meinen Eltern bin ich für sehr vieles dankbar – auch wenn wir politisch manches unterschiedlich sehen. Unter anderem verdanke ich ihnen meine Leidenschaft für Bücher. Die große Bibliothek meiner Eltern war ein besonders prägendes Erlebnis – sie war ein einziges Abenteuer. Jedes Buch war für mich eine eigene Welt, in die ich eintauchte. Von den Klassikern bis zur Fach- und Unterhaltungsliteratur. Besonders gerne erinnere ich mich an die amerikanischen Politthriller aus den 70er Jahren, die mir letztlich das Volkswirtschaftsstudium schmackhaft machten: Ölpreise, Manipulationen an Börsen, Mord im Wirtschaftsmilieu – das war einfach faszinierend.

Bis heute ist es für mich ein reines Lust-Erlebnis, in einem Buchgeschäft zu schmökern, zu „browsen“, wie man im Internetzeitalter sagen könnte. Vor jedem Urlaub gibt es bei mir das Ritual: Zwei Stunden werden freigeschaufelt, ich gehe in ein Buchgeschäft, suche aus, kaufe ein – und dann gehe ich mit vier, fünf oder zehn Büchern nach Hause. Das Gefühl dabei ist jedes Mal: Lust!

Oder wenn ich zu jemandem in die Wohnung komme, schaue ich mir unweigerlich seine oder ihre Bibliothek an – und es ist für mich wie der Geruch einer guten Küche.

Ein besonderes Element meiner Schulzeit, das mich meine ganze weitere Laufbahn begleitete, ist, dass ich im Schottengymnasium besonders gelernt habe, mich auszudrücken und mit Sprache umzugehen. Uns unterrichtete der wunderbare Pater Heinrich, der später Direktor und Abt wurde. Dieser Pater Heinrich hat dem 14-jährigen Christoph in der 6. Klasse die Lyrik nähergebracht. Goethe, Heine, Rilke, Trakl – ich erinnere mich beispielsweise an eine Schularbeit, bei der wir vier Stunden Zeit hatten, einen Sechszeiler zu analysieren. Herrlich! Für mich persönlich ist auch heute noch der Umgang mit Sprache eine elementare Bildungs-Errungenschaft.

Ich habe später immer wieder gern und viel geschrieben. Für einige Zeitungen – in jüngster Zeit kamen mein Blog, Facebook und Twitter dazu. Mich ausdrücken zu können, hat mir auf meinem Lebensweg viel ermöglicht.

Daher ist es für mich heute noch eines der Top-3-Ziele für eine gute Schule: Ebne den Kindern und Jugendlichen den Weg zum Buch. Vermittle ihnen die Lust am Lesen. Wenn 66 Prozent der Burschen heute beim Pisa-Test sagen, sie nehmen freiwillig kein Buch in die Hand, ist das für mich, als würde man den Stephansdom niederreißen oder die Hainburger Au niederbaggern.

Was Lernen bedeutet


Erzähle es mir – und ich werde es vergessen. Zeige es mir – und ich werde mich erinnern. Lass es mich tun – und ich werde es behalten.(Konfuzius)

Die österreichische Bildungspolitik ist an einem traurigen Tiefpunkt angelangt. Einerseits sind wir mit einem jahrzehntelangen, immer stärkeren Unbehagen gegenüber der allgemeinen Bildungssituation konfrontiert – gleichzeitig verstrickt sich die politische Bildungsdiskussion mehr und mehr in Kompetenzfragen. Sind die Schulen nun Bundes- oder Landessache, wann sind schulautonome Tage, wie lange sollen die Ferien sein, Gesamtschule ja oder nein. Und wenn alle paar Jahre ein neuer, vernichtender Pisa-Test präsentiert wird, schrecken alle kurz hoch, diskutieren heftig, wie viel Lehrpersonal nötig ist und wie viele Stundeneinheiten geschaffen werden sollen – und das war’s dann auch schon wieder.

Aber interessanterweise gibt es so gut wie keine Diskussion über Unterrichtsinhalte und die Art der Vermittlung. Also darüber, was eigentlich zwischen Jugendlichen und Lehrern stattfindet – oder stattfinden sollte.

Was heißt heute eigentlich Lernen? Diese Diskussion wird kaum bis überhaupt nicht geführt. Genauso wenig gibt es