: Mara Laue
: Talisker Blues Ein Schottland Krimi von der Isle of Skye, nicht nur für Whisky Fans
: Dryas Verlag
: 9783940258182
: BritCrime
: 1
: CHF 7.90
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 358
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Kieran MacKinnon saß zwanzig Jahre im Gefängnis wegen Mordes an seiner Freundin. Völlig betrunken soll er sie eines Nachts am Strand erstochen haben, die Beweise sprechen dafür, er kann sich an nichts erinnern. Jetzt kehrt er zurück in seine Heimat auf die Insel Skye und versucht, sich ein neues Leben aufzubauen. Doch bald darauf wird wieder eine Frauenleiche gefunden. Und wie damals liegt eine Whiskyflasche mit Kierans Fingerabdrücken neben ihr ...

Mara Laue lebt als freie Schriftstellerin und Künstlerin am Niederrhein. Ihre Hauptgenres sind Krimis, Science-Fiction-, Fantasy- und Gruselromane sowie Lyrik. Einer ihrer Lieblingswhiskys, der 18-jährige Talisker, gab ihr die Inspiration für diesen Krimi. Weitere Infos unter www.mara-laue.de

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Freitag, 26. August 2011

Die Seeluft schmeckte würzig auf seiner Zunge und kitzelte im Rachen. Kieran hielt das Gesicht dem Wind entgegen und hoffte, dass niemand ihn beobachtete, wie er mit offenem Mund die Luft in die Lungen sog, weil er dabei wahrscheinlich nicht sehr intelligent aussah. Er hatte den Duft und den Geschmack seiner Insel so lange vermisst, dass er beides jetzt bis zur Neige auskosten wollte. Ebenso das Spiel des ständig wechselnden Lichts, das durch die Wolken erzeugt wurde, die der Wind über die Insel trieb und deren Schatten die bizarrsten Muster auf Wasser und Land malten.

Obwohl er Wind und Sonne auf seiner Haut tatsächlich ebenso genoss wie die ihm endlos erscheinende Weite um ihn herum, die nicht von Mauern beschnitten und von einem Zellengenossen in mehr als einer Hinsicht verpestet wurde, nutzte er das Bad in der frischen Seeluft in erster Linie als Verzögerungstaktik. Er war von Harrapool den bei Ebbe steinigen Strand entlang nach Broadford gewandert, um eine Reise in die Vergangenheit anzutreten, die ihm hoffentlich ein paar Antworten liefern würde. Wenn er den Ort aufsuchte, an dem Allison damals gestorben war – an dem er sie getötet hatte –, kehrte die Erinnerung vielleicht wieder zurück.

Wie sein Anwalt Bryce Logan damals befürchtet hatte, war kein Detail mehr aufgetaucht, das ihn entlastet hätte. Die Jury war nicht nur anhand der Beweislage von Kierans Schuld überzeugt gewesen, sondern sein Ruf als Raufbold hatte ein Übriges getan. Der Staatsanwalt hatte jeden einzelnen dokumentierten Fall vorgetragen, bei dem Kieran jemanden verletzt hatte, sogar solche Fälle, die noch aus seiner Grundschulzeit stammten. Die Liste war erschreckend lang gewesen und malte selbst für Kieran das Bild eines brutalen Menschen, der er doch gar nicht war. Zumindest damals noch nicht. Später im Knast …

Jedenfalls hatte das belastendste Detail, das Logan zu einem Entlastungsindiz umzubauen versucht hatte, ihm am Ende das Genick gebrochen. Die Stiche, mit denen Allison getötet worden war, waren äußerst präzise gewesen, weshalb der Staatsanwalt in Zweifel gezogen hatte, dass jemand sie ihr zugefügt haben könnte, der so betrunken gewesen war, dass das zu einem vollständigen Blackout geführt hatte. Logans gewagte These, dass das ein Indiz dafür wäre, dass jemand anderes den Mord begangen haben könnte, als Kieran schon besinnungslos betrunken war, hatte nicht nur beim Staatsanwalt für sarkastische Heiterkeit gesorgt, denn es gab dafür nicht den geringsten Beweis und nicht einmal den Hauch eines Indizes.

Stattdessen hatte das Gutachten die Jury davon überzeugt, dass Kieran keinen Totschlag in betrunkenem Zustand begangen hatte, sondern einen kaltblütigen Mord und sich erst nach der Tat betrunken hätte, um auf Unzurechnungsfähigkei