: Michaela Karl
: Streitbare Frauen Porträts aus drei Jahrhunderten
: Residenz Verlag
: 9783701742189
: 1
: CHF 8.80
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 272
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Lebenswege rebellischer Frauen, die ihr Gewissen über das Gesetz stellten. Wenn sie kompromisslos für ihre Überzeugung eintreten und sich über gesellschaftliche und politische Konventionen hinwegsetzen, sind Männer Helden - und Frauen fanatisch. Michaela Karl porträtiert Frauen, die wie Antigone im antiken Mythos ihr Gewissen über das Gesetz stellten. Die sich couragiert für Frauen- und Menschenrechte, für Freiheit und Frieden einsetzten - wenn nötig, auch mit Gewalt. Ihr hoher moralischer Anspruch an sich selbst und andere bewahrte sie jedoch nicht vor Fehlentscheidungen, doch trugen sie ohne Furcht die Konsequenzen ihres radikalen Handelns. Mit feinem Gespür für innere Widersprüche und Selbstzweifel zeichnet Michaela Karl auf der Grundlage von Briefen, Tagebüchern, Schriften und Erinnerungen beeindruckende Lebenswege gegen den Strom nach: Charlotte Corday, die Mörderin Jean Paul Marats Mathilde Franziska Anneke, die badisch-pfälzische Amazone Harriet Tubman, der Moses ihres Volkes Bertha von Suttner, die Streiterin für den Weltfrieden Vera Figner, die Gefangene des Zaren Clara Zetkin, die Grande Dame der deutschen Arbeiterbewegung Emmeline Pankhurst, die Queen der Suffragetten Constance Markievicz, die rebellische Gräfin Emma Goldman, die gefährlichste Frau der Vereinigten Staaten Tina Modotti, die Jeanne d'Arc mit der Kamera Tamara Bunke, die Companera Che Guevaras Phoolan Devi, die Königin der Banditen

geboren 1971, promovierte 2001 mit einer Arbeit über Rudi Dutschke. Sie ist Lehrbeauftragte an der Hochschule für Politik in München und Mitglied der Münchner Turmschreiber. Zuletzt erschienen: 'Bayerische Amazonen' (2004), 'Die Münchner Räterepublik. Porträts einer Revolution' (2008), ''Wir fordern die Hälfte der Welt!' Der Kampf der englischen Suffragetten um das Frauenstimmrecht' (2009).

»Heiß ich doch, weil ich fromm war, Frevlerin!

Ja, wenn es den Göttern wohlgefällt,

Dann seh ich ein: Ich leide, weil ich fehlte.

Doch fehlten diese, treffe sie nichts Ärgeres,

Als was sie wider Recht an mir getan!«

Sophokles, Antigone2

Zu diesem Buch


Sophokles erzählt in seinem Drama von Antigone, der Tochter des Ödipus, über die sich der Fluch der Götter legt, nachdem ihr Vater seinen eigenen Vater getötet und seine Mutter geheiratet hat. Antigones Brüder Polyneikes und Eteokles erschlagen sich gegenseitig beim Kampf um Theben. Der neue König Kreon versucht die Ordnung wiederherzustellen und verbietet die Bestattung Polyneikes, der als Verräter gilt. Doch Antigone widersetzt sich den Gesetzen des Herrschers. Das Gebot der Götter, die Toten zu bestatten, gilt ihr als höheres Recht und auch die Androhung von Strafe kann sie nicht von ihrem Weg abbringen. Sie handelt gemäß ihrer moralischen Überzeugung und bestattet den Bruder. Damit stellt sie ihr Gewissen über das Gesetz; sie ist bereit, für ihr Streben nach Gerechtigkeit das eigene Leben zu opfern.

Im Mythos der Antigone, der schon Hegel als Symbol für das sittliche Recht galt, drückt sich der Widerstreit von gerechtem Handeln und positivem (vom Menschen gemachtem) Recht aus. Antigone wird gefasst und nach einem Verhör, in dem sie ihre Gründe darlegt, zum Tode verurteilt. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass sie die zukünftige Schwiegertochter Kreons ist. Noch im Kerker geht sie in den Freitod, ihr Verlobter, Kreons Sohn Haimon, und dessen Mutter, Kreons Ehefrau Eurydike, folgen ihr.

Antigone hatte gegen zwei Gesetze verstoßen, die nicht nur in der antiken Welt Gültigkeit hatten, sondern auch lange danach noch galten: Zum einen missachtete sie ein Gesetz der Regierung und zum anderen hatte sie die ihr zugedachte Rolle als Frau, wonach sie sich dem Mann unterzuordnen und sich von der politischen Bühne fernzuhalten hatte, verlassen. Statt sich den politischen und gesellschaftlichen Geboten zu beugen, kämpfte sie unbeirrbar, mutig und entschlossen für die Umsetzung eines höheren Zieles. Der Einsatz für ein höheres Gut überstrahlte alle menschlichen Beziehungen und stand über ihrem eigenen Wohl und Wehe.

Die in diesem Buch porträtierten Frauen gleichen ihr darin. Auch sie