: C.S. Steinberg
: Magie der Schatten - Band 1: Barshim und Cashimae Fantasy-Roman
: mainbook Verlag
: 9783944124148
: Magie der Schatten
: 1
: CHF 4.50
:
: Fantasy
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Alte Welt, zwei Länder, in denen Magie so selbstverständlich ist, wie das Atmen. In den Hallen Natriells schwebt ein in Leder gebundenes Buch. Mit einem Bann belegt. Man gab ihm den Namen 'Buch des Lebens'. In ihm ist eine alte Legende auf brüchigem Pergament geschrieben. Sie erzählt von den Wächtern, den Vigils, und von den Boten, zwei Elementar-Magier, die das Ende der Alten Welt bedeuten. In jener Nacht übergibt ein Drache zwei Kinder, Barshim und Cashimaé, in die Obhut der Alten Welt. Gezeichnet von der Angst der Worte und von der eigenen Vergangenheit fürchten die Magier, die um die alte Saga wissen, dies sei das Erwachen der Boten. Doch wo Furcht ist, ist der Wunsch nach Macht nicht weit. Tamin, ein Mitglied des Kreises Natriells, erkennt die unglaubliche Macht, die in diesen zwei Magier steckt und will sie sich zu eigen machen. Doch was ist, wenn eine alte Legende falsch interpretiert wird? Wenn jene, die die Elemente beherrschen, auf Rache aus sind? Wenn sich die letzten Seiten des Buches füllen, ziehen Schatten über das Land. Die Legende beginnt gerade erst. Am Ende wird nichts mehr sein, wie es einmal war.

C.S. Steinberg ist 1977 in Deutschland geboren. 2007 wagt sie die erste Veröf-fentlichung in der Autorenanthologie 'Handverlesen'. 2009 präsentiert sie 'Savinama - der Wächter', das Begleitbuch zur Trilogie 'Magie der Schatten' erstmals im Internetradio und baut sich damit eine Fangemeinde auf. 2011 erscheint 'Savinama' als Buch, 2012 als ebook

Kapitel 4


Es ging bereits auf die heißen Sommermonate zu. Der Wind hatte die Richtung gewechselt und trug von Norden trockene Luft über das Land.

Shorbo saß vor dem Haus und vertiefte sich in seine Aufzeichnungen und Schriften, die ihn oft stundenlang beschäftigten.

"Sha?"

Eine helle Mädchenstimme unterbrach die Konzentration des alten Mannes. Er runzelte die Stirn, hielt in der Bewegung inne und betrachtete den letzten Satz, den er soeben mit der Feder beenden wollte. Ein Prickeln auf der Haut verriet ihm, dass er beobachtet wurde, und so hob er den Kopf.

Vor dem Tisch stand ein kleines, aufgewecktes Mädchen, zierlich und schlank. Mit langen, braunen Haaren, die der Wind im leichten Spiel zurück wehte. In den Händen hielt sie einen Strauß wilder Blumen. Heute trugen ihre Augen ein tiefes Blau, klar wie der Himmel.

Shorbo spürte eine tiefe Wärme in sich, wie er sie so betrachtete. Sechs junge Jahre alt. Wo war nur die Zeit geblieben?

"Sha?!"

Sie legte den Kopf fragend zur Seite. Ein Lächeln zuckte um die Lippen des Kreisführers. Niemand außer Cashimaé nannte ihn Sha und es würde wohl auch niemand anderes wagen. Er liebte die Kleine über alles und manchmal fiel es ihm schwer, ihr Regeln oder Grenzen zu setzen, denn ihr Wesen hatte etwas Berauschendes, das jeden in seinen Bann zog, der in ihre Nähe kam. Ähnlich einem Aphrodisiakum. So tief und unschuldig, dass es fast schmerzte.

"Was möchtest du, Cashim? Du weißt doch, dass du mich nicht stören sollst, wenn ich am Arbeiten bin."

"Ja, ich weiß. Doch ich dachte, du möchtest gerne wissen, dass wir Besuch bekommen."

Er legte die Feder zur Seite und musterte sie."Woher weißt du das?"

Sie hob die Achseln und grinste verschmitzt, wobei ein kleines Grübchen auf ihrem Kinn erschien.

"Hm, weiß es einfach." Mit diesen Worten legte sie die Blumen auf den Tisch, drehte sich um und verschwand wieder in den hohen Gräsern, die das Haus umschlossen.

Verdutzt sah Shorbo ihr nach. Er schloss die Augen und öffnete seinen Geist. Eine Weile musste er suchen, bis er die Energieströme der Angekündigten fand.

Es war tatsächlich Besuch auf dem Weg zu ihnen.

Er schaute in die Richtung, in die das Kind verschwunden war. Sollte sie doch beginnen, ihre Fähigkeiten zu entwickeln? Noch war es viel zu früh, ein Urteil darüber zu fällen, doch es war ein Anfang und dieser Anfang machte ihn stolz.

Shorbo besaß noch genügend Zeit, seine Unterlagen in die Hütte zu bringen und etwas Ordnung zu schaffen. Darum beneidete er die Hexen und Hexer. Ihnen war es möglich, solch lästige Arbeiten mit Hilfe der Hexerei zu erledigen. Den Magiern blieb dies leider versagt und so musste er es von Hand erledigen. Natürlich konnte er Gegenstände allein mit den Gedanken bewegen, doch es erforderte enorme Energie und jede Anwendung entzog dem Körper einen Teil davon, der wieder aufgeladen werden musste. Alles besaß eben seine Waage. Er verzichtete auf die Anwendung von Magie, wenn es sich nicht wirklich als notwendig erwies.

Shorbo stellte gerade die Blumen von Cashimaé in eine Vase aus Ton, als er das Stampfen von Pferdehufen vernahm. Er wischte sich die Hände an seiner grauweißen, bodenlangen Tunika ab, ergriff den schwarzen Stab und eilte in freudiger Erwartung nach draußen.

Filyma rutschte gerade von der sandfarbenen Stute und wandte sich um. Das Gesicht gezeichnet vom Staub des Weges, ließ sie die Kapuze des Reisemantels nach hinten fallen. „Meine Liebe!“ Sie drehte sich um und ihre weißen, ebenmäßigen Zähne wurden sichtbar. Sie legte die Hände übereinander und verbeugte sich. „Circanprefect, ich grüße Euch.“

Missbilligung trat in seine weisen Züge. „Ich bitte dich, zu viel der Höflichkeiten an einem solch bescheidenen Ort, wo keiner der Kreise verweilt.“