: Rupert Smith
: Männerspiele Eine lustige und erotische Geschichte über eine Männerfreundschaft
: Bruno-Books
: 9783867872690
: 1
: CHF 8.80
:
: Erzählende Literatur
: German
: 272
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Robert lebt in London, er ist jung und attraktiv. Partys und anonymer Sex sind für ihn eine Selbstverständlichkeit. Dagegen konnte Michael, ein Soldat der Luftwaffe, in den 50er Jahren seine Sexualität nur versteckt ausleben. In Form von Michaels Tagebuch und Roberts Internet-Blog verwebt Rupert Smith zwei Biografien, zwei Generationen, die einander in vielerlei Hinsicht näher sind, als man zunächst glaubt. Männerspiele ist eine lustige, erotische und bewegende Geschichte über Freundschaft und Sehnsucht sowie darüber, was sich über die Jahre verändert - und was nicht.

Rupert Smith ist Autor von zehn Romanen, die er unter eigenem Namen sowie unter den Pseudonymen James Lear und Rupert James veröffentlicht hat. Außerdem schrieb er mehrere Biografien und Sachbücher über die Welt des Fernsehens. Neben der Schriftstellerei kann er auch auf eine lange Karriere als Journalist zurückschauen; er schrieb Artikel für Zeitungen und Magazine in England, Europa und den USA.

Eins

Als Erstes mussten wir heute unsere Infektionsfreiheit beweisen, indem wir mit nichts als unseren grünen Unterhosen am Leib antraten, damit der Oberstabsarzt und der Sanitäter uns untersuchen und belehren konnten. Es war eigentlich wie in der Schule, in der wir uns nach dem Sportunterricht in einer Reihe aufstellen mussten, um unter die Dusche zu gehen; es gab ebenso viel Blödeln, Rempeln und Schimpfen wie damals, nur mit dem Unterschied, dass wir nun alle junge Männer über achtzehn waren und keine Kinder mehr. Es gab so viele unterschiedliche Körperformen wie Dialekte. Einige sahen aus wie den Seiten vonHealth and Strength entsprungen. Andere mussten sich ihren Weg durch die medizinische Untersuchung erkauft haben, denn wenn die diensttauglich waren, würde ich nur ungern diejenigen sehen wollen, die man ausgemustert hatte. Manche waren klein, manche groß. Manche hatten breite Schultern und schmale Hüften, andere waren so breit wie hoch. Es gab behaarte und glatte, helle und dunkle Männer, sogar ein paar Schwarze, die besondere Neugierde erregten. Es hatte blonde Haare, braune Haare, schwarze Haare, rote Haare, lockige und glatte, dichte und schüttere Haare gegeben – und jedes davon war gestern vom Friseur auf einen Zentimeter Länge gestutzt worden. Auf die Wand hatte jemand mit Bleistift geschrieben: »Was für ’ne Scheißfarce, geschoren wie ’n Entenarsch.«

Ich wünschte, meinen Skizzenblock oder meine Kamera dabeizuhaben, denn das Anstehen vorm Stabsarzt war wie Anschauungsunterricht mit Hunderten von verschiedenen Modellen, mit jedem Körpertyp und in jeder erdenklichen Pose – solche, die sich an Pfeiler anlehnten, solche, die kerzengerade standen, verschränkte Arme, herabhängende Arme, solche, die saßen oder kauerten, solche, die auf der Stelle liefen, um nicht zu frieren, solche, die ihre kalten Finger in den Achselhöhen wärmten. Die Kälte gab Anlass zu jeder Menge Scherze darüber, wie sie gewisse Dinge zusammenschrumpfen ließ – den ›kleinen Freund‹, ›Pimmel‹ oder ›Willi‹ (so die etwas besser Erzogenen) beziehungsweise den ›Schwanz‹ oder die ›Rute‹ (so bei den Burschen aus London, Liverpool, Newcastle und so weiter). »Die Krankenschwester wird ziemlich enttäuscht sein«, meinte einer, warf einen Blick in seine Unterhose und runzelte die Stirn. Es gab jede Menge Gelächter, weil es sich bei besagter Krankenschwester natürlich um einen Mann handelte und es eine weitverbreitete Vorstellung war, dass alle Sanitäter warme Brüder seien. Ich stimmte in das Gelächter ein, doch einer der Gründe, warum ich froh bin, hier in Reville, einem medizinischen Zent