Prinz Heinrich blickte resigniert auf den letzten Brief des Bruders, der ihm die Kapitulation anheimstellte. Friedrichs Truppen standen vor Paris. Nach den ungeschriebenen Regeln ihres Federkriegs – einer Kriegsübung auf dem Papier, bei dem unter ihnen aufgeteilte Heere über die Landkarte zogen – durfte der Sieger Tribut fordern. Der König verlangte den hübschen Pjotr als Mundschenk. Henri erkannte die perfide Anspielung, denn in Remusberg gab es die Mythe als Gemälde: Zeus lässt Ganymed als Mundschenk auf den Olymp entführen. Henri fühlte die Schwäche in seinen Gliedern. Die Pocken, die er aus dem Kriege mitgebracht, hatten ein Schlachtfeld aus seinem Gesicht gemacht. Am liebsten hätte er das Bild von Pesne, das ihn als jungen Krieger mit glatten Wangen und geradem Blick zeigte, wie einen Schild vor sich hergetragen. Jetzt war er nur noch ein hässlicher Prinz von Geblüt, der in Selbstmitleid verfiel. Zu welchen Gipfeln der Hässlichkeit würde ihn das Alter noch emportreiben? Welche Schmach würde er noch von seinem Bruder ertragen müssen? Welche Demütigungen und Zurücksetzungen? Gerne ließ er in solcher Laune den Bruder und sich selbst in antike Rollen schlüpfen. Er war ein zweiter Remus, vom Bruder mit Gehässigkeit verfolgt. Wie der Bruder des Romulus würde er dereinst nach Remusberg fliehen, um die Sticheleien nicht länger ertragen zu müssen. Doch er konnte