: Barbara Wood
: Traumzeit Roman
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104022352
: 1
: CHF 9.00
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: German
: 576
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eine fesselnde Familiengeschichte voller Geheimnisse und Liebe, die von England bis ins Herz Australiens führt. Als die junge Engländerin Joanna Drury im Jahr 1871 in Melbourne ankommt, ahnt sie noch nicht, welch schicksalhafte Reise vor ihr liegt. Vor vierzig Jahren waren ihre Großeltern nach Australien ausgewandert, um bei den Aborigines zu leben - doch dann verlor sich ihre Spur. Nur ihre kleine Tochter, Joannas Mutter, wurde verstört aufgefunden und nach England zurückgeschickt. Nun macht sich Joanna auf die Suche nach dem dunklen Geheimnis ihrer Familie. Eine Suche, die sie tief in den geheimnisvollen Fünften Kontinent führt, wo sie nicht nur Antworten findet, sondern auch der großen Liebe begegnet ... Bestsellerautorin Barbara Wood entführt die Leser in Traumzeit auf eine atemberaubende Reise durch Australien. Dieser Roman über verlorene Wurzeln und neu gefundenes Glück vor der faszinierenden Kulisse des Outbacks ist ein Lesegenuss für alle Fans von emotionalen Familiensagas und packenden historischen Liebesromanen.

BARBARA WOOD ist international als Bestsellerautorin bekannt. Allein im deutschsprachigen Raum liegt die Gesamtauflage ihrer Romane weit über 14 Millionen, mit Erfolgen wie ?Rote Sonne, schwarzes Land?, ?Traumzeit?, ?Kristall der Träume? und ?Dieses goldene Land?. 2002 wurde sie für ihren Roman ?Himmelsfeuer? mit dem Corine-Preis ausgezeichnet. Barbara Wood stammt aus England, lebt aber seit langem in den USA in Kalifornien. Literaturpreise: u.a. Corine-Leserpreis 2002

Teil Eins1871


Kapitel Eins


1


Joanna träumte.

Sie sah sich am Arm eines hübschen jungen Offiziers, war dankbar für den Halt, den er ihr bot, doch über dieses Gefühl hinaus unempfindlich gegenüber seiner fürsorglichen Aufmerksamkeit. Sie nahm auch die englischen Soldaten in ihren schnittigen Uniformen und die vornehmen Damen in den eleganten Kleidern und Häubchen nicht wahr. Offiziere zu Pferde hoben die Säbel zum Salut, als man die beiden Särge in die Gräber gleiten ließ. Joannas Gedanken kreisten nur um eines: Sie hatte die beiden einzigen Menschen verloren, die sie liebte, mit achtzehn Jahren stand sie plötzlich allein auf der Welt.

Die Soldaten legten die Gewehre an und feuerten in die Luft. Joanna hob überrascht den Kopf, als über ihr der blaue Himmel aufriß. Durch den schwarzen Schleier vor ihrem Gesicht sah sie die Sonne – viel zu groß, viel zu heiß und der Erde zu nahe.

Als der Regimentskommandant an den Gräbern von Sir Petronius und Lady Emily Drury den Nachruf verlas, sah ihn Joanna erstaunt an. Weshalb sprach er so undeutlich? Sie verstand seine Worte nicht. Sie betrachtete die Menschen, die ihren Eltern die letzte Ehre erwiesen. Von den Dienstboten bis zu den höchsten Rängen des Heeres und indischer Würdenträger waren sie alle erschienen. Niemand außer ihr selbst schien die Rede des Kommandanten als undeutlich oder ungewöhnlich zu empfinden.

Joanna spürte, daß etwas nicht stimmte, und plötzlich hatte sie Angst.

Dann erstarrte sie. Am Rand der Menschenmenge sah sie einen Hund. Dieser Hund hatte ihre Mutter umgebracht.

Aber man hatte das Tier doch erschossen! Joanna war mit eigenen Augen Zeuge, als ein Soldat das Tier tötete! Und doch war dieser Hund wieder da. Seine schwarzen Augen schienen sie zu durchbohren. Als er sich jetzt geduckt und drohend in ihre Richtung bewegte, wollte Joanna schreien. Aber sie konnte nicht schreien.

Der Hund rannte in großen Sätzen auf sie zu, er sprang, aber anstatt sie anzugreifen, flog er geradewegs in den Himmel, begann zu glühen, explodierte und wurde zu zahllosen heißen, weißen Sternen.

Die Sterne kreisten am Himmel wie ein strahlendes Karussell von überwältigender Schönheit und majestätischer Macht.

Dann formten sich die Sterne am Himmel zu einem langen, gewundenen und mit Diamanten gepflasterten Weg. Doch eigentlich war es kein richtiger Weg, denn er bewegte sich.

Aus dem Weg wurde eine riesige Schlange, die über den tiefschwarzen Nachthimmel glitt.

Der diamantene Körper der Schlange funkelte und leuchtete in den Farben des Regenbogens. Er entrollte sich langsam und kroch auf sie zu. Joanna spürte, wie die kalte Hitze des Sternenfeuers sie erfaßte. Der gewaltige Schlangenleib wurde größer, immer größer, bis sie mitten auf dem Kopf der Sternenschlange ein einziges feurig leuchtendes Auge sah. Die Schlange öffnete das Maul, und Joanna sah den schwarzen Schlund – ein Tunnel des Todes, der sie verschlingen wollte.

Sie schrie.

 

Joanna schlug die Augen auf und wußte zuerst nicht, wo sie sich befand. Dann spürte sie das sanfte Wiegen des Schiffs und sah im schwachen Licht die Wände der Kabine. Jetzt erinnerte sie sich: Sie war an Bord derEstella auf dem Weg nach Australien.

Sie setzte sich auf und griff nach den Streichhölzern, die auf dem kleinen Tisch neben ihrem Bett lagen. Ihre Hände zitterten so heftig, daß sie die Lampe nicht anzünden konnte. Sie legte sich das Umschlagtuch um die Schultern, stand auf und ging z