: Jack Slade
: Lassiter 2102 Der Pakt mit der Teufelin
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783838723082
: Lassiter
: 1
: CHF 1.80
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: Spannung
: German
: 64
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Der Vagabund Jim Kerry lehnte am Haltegeländer vor Leslie's Saloon. Er spähte zum Gebäude der Daily Post hinüber. Das Fenster neben der Vordertür bot Einblick in die Druckerei des Zeitungshauses. Tief über ein Manuskript gebeugt, war ein Setzer dabei, mit flinken Bewegungen Buchstaben im Winkelhaken aneinanderzureihen. Er arbeitete ohne Unterlass. Der Vagabund wandte sich schaudernd ab. Bei diesem Tempo wurde einem ja schon beim Zusehen schwindlig. Er angelte die halbvolle Flasche Brandy aus seiner Umhängetasche, schloss die Augen und trank. Als er die Augen wieder öffnete, war die Glasscheibe links neben der Tür voller Blut und der Kopf des Setzers unnatürlich verrenkt. Kerry erschrak. Sofort wusste er, dass der Mann tot war.

Eine Woche später

Cyrus Clark, ein Pferdezureiter aus Texas, schlenderte in La Fonda, New Mexico, die Main Street entlang. Zwei Mädchen mit blond gefärbten Haaren stießen sich an und kicherten, als der große Mann an ihnen vorbeiging.

Er trug kein Hemd, nur eine Weste, und auf seiner breiten Brust war eine nackte Frau tätowiert. Mit seinen rundlichen Formen erinnerte der Frauenleib an eine Bassgeige oder ein Stundenglas. Der Tätowierer in Fort Worth hatte sein Handwerk verstanden. Für Brustwarzen und Lippen hatte er eine Farbe benutzt, die heute noch so leuchtete wie vor zehn Jahren.

Clark ging an Wohnhäusern, Geschäften und Saloons mit lärmenden Zechern vorbei. Auf der Straße überholte ihn eine Postkutsche mit geschlossenem Verdeck. Hochmütig sah eine junge Dame mit blassem Teint durch die staubige Scheibe des Abteils.

Clark wandte ihr seine illustrierte Brust zu.

Die Augen der jungen Lady wurden rund wie Murmeln. Im Nu lief sie rot an. Hinter ihr erschien der Graukopf eines älteren Herrn. Verwirrt starrte er die Tätowierung an. Aber nur ganz kurz. Dann riss er den Vorhang vor das Fenster der Kutsche.

Die beiden blonden Mädchen hatten alles beobachtet und lachten laut.

Clark blieb stehen und sah zu ihnen hinüber. Die gleißende Mittagssonne blendete ihn. Er beschattete seine Augen.

Die Mädchen kamen näher.

„Ich bin Emily“, sagte die mit den langen Beinen.

„Und ich Gina.“ Ihre vollbusige Kollegin warf ihr Haar über die Schulter.

„Seid ihr Schwestern?“, fragte Clark.

„Nein, wir haben aber den selben Friseur“, antwortete Emily. Sie drückte an ihrem hochtoupierten Blondhaar herum. „Wenn du willst, können wir was trinken gehen. Um die Ecke gibt es eine Bar, wo die Drinks billiger sind als woanders.“

Clark fasste in seine Hosentasche. Er befühlte die Münzen darin. Viel war es nicht, was er noch besaß. Zehn, elf Dollar, wenn‘s hochkam. Für ein paar nette Stunden zu dritt reichte es aber allemal.

„Wie heißt du?“, fragte das Mädchen mit dem großen Busen.

„Clark.“

„Du bist aus Texas, nicht wahr?“

„Yeah! Woran hast du das gemerkt?“

„Ich weiß nicht“, sagte Gina. „Vielleicht ist es die Art, wie du