: 101 Nacht Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums
: Manesse
: 9783641100988
: 1
: CHF 13.20
:
: Erzählende Literatur
: German
: 336
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein Juwel der arabischen Literatur!
Ein literarischer Sensationsfund: Die Arabistin Claudia Ott hat eine 800 Jahre alte Handschrift entdeckt - und damit ein gutes Dutzend funkelnagelneuer, bislang gänzlich unbekannter Schahrasad-Geschichten! Die betörende kleine Schwester von '1001 Nacht' feiert nun zweieinhalb Jahre nach dem Fund Weltpremiere. Eines der imposantesten Klassikerereignisse der letzten Jahrzehnte!

Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen.

Gott segne unseren Herrn und Gebieter Muhammad, seine Familie und seine Gefährten, und schenke ihnen Frieden.

Anfang des Buches mit der Geschichte von Hundertundeiner Nacht

Der Überlieferer dieser Geschichteerzählt:

Es war einmal ein König in Indien. Er herrschte mit Macht über sein Volk, genoss Ansehen unter seinen Zeitgenossen, lenkte die Geschicke seines Reiches wohl und war gerecht gegen seine Untertanen. Seine Gerechtigkeit beschirmte sie, und seine Güte umhüllte sie ganz.

Der König hielt jedes Jahr einen Festtag ab, an dem er das Volk mit Speisen und Getränken bewirtete. Wenn nun das Volk das Essen verzehrt und den Wein getrunken hatte und alle satt geworden waren, zog sich der König für eine Weile in seinen Palast zurück, um etwas später herrschaftlich geschmückt wieder vor sein Volk zu treten, eine Krone auf dem Haupt, zur Rechten und zur Linken seine Diener, und mit den prächtigsten Gewändern angetan. So zog er in den Thronsaal ein. Er ließ sich auf seinem Königsthron nieder, und auch seine Wesire und sein Hofstaat durften sich setzen. Nun pflegte der König nach einem Spiegel zu fragen, und dieser wurde vor ihn gestellt. Der König betrachtete darin sein Gesicht und fragte dann: ~ Kennt ihr irgendjemanden auf der Welt, der schöner ist als ich?

~ Aber nein, bei Gott! Einen solchen kennen wir nicht, pflegten sie zu antworten, und der König frohlockte und war zufrieden.

So verhielt es sich mit ihm, und so gefiel er sich selbst, bis eines Tages ein alter Scheich auf ihn zukamund ihn ansprach: ~ Hüte dich vor Eitelkeit, o König, solang noch Frauen Kinder kriegen. Ich habe alle Länder und Gegenden besucht, bin über Land gereist und über die Meere gefahren.In der Stadt Chorasân traf ich auf einen jungen Mann, einen von den Kaufmannssöhnen, der herzzerreißend schön ist und glänzt wie strahlendes Licht!

Er berichtet weiter:

~ Weißt du, was du da sagst, Alter?, ereiferte sich der König, als er das gehört hatte.

~ Ich sage nichts, als was ich selbst gesehen habe, mein Gebieter, entgegnete der Alte.

~ Wie kann ich es anfangen, fragte der König zurück, ~ diesen jungen Mann zu uns zu holen, um ihn mir ansehen und deinen Worten Glauben schenken zu können? Denn ich schwöre bei Gott, der allein würdig ist, verehrt zu werden: Ist er tatsächlich schöner als ich, wie du behauptest, so lasse ich dir Geld in Hülle und Fülle aushändigen und nehme dich zum Gesellschafter. Wenn es sich aber anders verhält, bekommst du meine Rache zu spüren!

~ Er wird nicht zu dir kommen, o König, gab der Alte zu bede