2. Greenfranchising– vom Anspruch zur Wirklichkeit
Wie im ersten Kapitel dargestellt, sind für das Klassische Franchising verschiedene Faktoren für den Erfolg unbedingt erforderlich. Eine aktive und anspruchsvolle Würdigung dieser obligatorischen Voraussetzungen ist Pflicht, um ein entsprechendes System zum Erfolg zu führen. Erfolg, wohlgemerkt, wird hierbei als eine rein wirtschaftliche Zieldefinition und Zielerfüllung betrachtet. Das Klassische Franchising und damit das ganzheitliche Franchise-System in seiner Gesamtheit ist nämlich einzig und allein auf Gewinnmaximierung ausgerichtet. Alle Systembestandteile– von der Gesamtkonzeptionüber die ganzheitliche Markenpositionierung bis zu den Partnern und Partnerinnen– müssen sich dieser Gesamtzielsetzung unterordnen.
Die Erfolgsfaktoren des Klassischen Franchisings möchten wir Ihnen deshalb an dieser Stelle nochmals wiederholt ins Gedächtnis rufen. Sie lauten:
- Standardisierung
- Markenprofilierung
- Organisationsaufbau
- Multiplikation
- Dokumentation
- Kontrolle
- Reflexion
- Wirtschaftsinnovationen
Die Erfolgsfaktoren sollten so gut wie irgend möglich beachtet und immer wieder erfüllt werden, um eine guteökonomische Basis zu schaffen und zu halten. Welche Schritte dazu notwendig sind, können Sie tiefergehend in unserem»Praxisbuch Franchising« nachlesen. Dort führen wir Sie, anhand von acht Franchise-Wahrheiten unseres Franchise-Oktogramms, durch den Aufbau und die Optimierung eines Franchise-Systems sowie einer starken Marke und schildern dieses anschaulich und detailliert.
In diesem zweiten Kapitel gehen wir einen wesentlichen Schritt weiter. Wir erklären Ihnen, was das im ersten Kapitel angesprochene»Neue Franchising« ist, das wir seit 2008»Greenfranchising« nennen. Wir eröffnen Ihnen einÜbersichtsbild zum Greenfranchising. Wir stellen Ihnen dar, welche Aspekte Greenfranchising umfasst und welche Ziele mit ihm verfolgt werden. Dazu haben wir Ihnen vier weitere Erfolgsparameter des Greenfranchisings definiert, die zusätzlich zu den Erfolgsfaktoren des Klassischen Franchisings für eine nachhaltige Systemausrichtung sorgen. Wir haben Ihnen unsere Bedürfniswerte-Analyse, die Sie vielleicht aus unserem»Praxisbuch Franchising« kennen, zur Greenfranchise-Pyramide weiterentwickelt. Anhand der verschiedenen Bedürfnisebenen der Pyramide erklären wir Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie Ihre Greenfranchise-Marke unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten jeweils unterschiedlich positionieren können. Um Ihnen auch das ganzheitlich räumliche Einfühlen in die Positionierungsalternativen zu ermöglichen, haben wir mithilfe des Storytellings verschiedene Franchise-System-Positionierungen erzählend dargestellt.
2.1 Vom Klassischen Franchising zum Greenfranchising
Der wohl wesentlichste Unterschied zwischen dem Klassischen Franchising und dem Greenfranchising besteht in der unterschiedlichen Auffassung und Bewusstheit der ganzheitlich verantwortlichen Tätigkeit. Insofern ist Greenfranchising zuallererst eine Geisteshaltung und ein Bewusstseinszustand. Dieser hat auf das ganze System eine ordnende und gestaltende Wirkung und ist maßgeblich für den Gesamterfolg des Systems verantwortlich. In letzter Konsequenz erkennt man Greenfranchise-Systeme an dem, was sie tatsächlich tun, wie verantwortlich sie handeln, wie sie sich darstellen und wie transparent sie kommunizieren und interagieren.
Lassen Sie uns aber noch einen Moment bei dem wesentlichen und erfolgsbestimmenden Unterschied zwischen dem Greenfranchising und dem Klassischen Franchising verweilen. Die Geisteshaltung bzw. der Bewusstseinszustand bestimmt in erster Linie, ob ein Franchise-System nachhaltig ausgerichtet ist oder wird und ob es erfolgreich am Markt agiert. Geisteshaltung und Bewusstseinszustand sind Erfolgstreiber. Nachhaltigkeit im Franchising und damit Greenfranchise-Systeme sind somit nicht ganz einfach, sondern eher differenziert zu betrachten. Schwarz-Weiß-Denken reicht nicht aus, das vielschichtige Nachhaltigkeitsbild mit seinen unterschiedlichen Facetten zu erfassen.
Wir möchten an dieser Stelle deshalb ein Franchise-Denkwerkzeug aus unserem»Praxisbuch Franchising« zu Hilfe nehmen, um tiefer in die erfolgsbestimmenden Möglichkeiten und Chancen einer nachhaltigen Franchise-System-Positionierung einzusteigen. Es handelt sich um die Bedürfniswerte-Analyse. Wir haben sie in Anlehnung an die Bedürfnispyramide des amerikanischen Psychologen Abraham Harold Maslow speziell für das Franchising weiterentwickelt. A. H. Maslow (1908–1970) gilt als»Gründervater der Humanistischen Psychologie«, 19