: Dean Karnazes
: 50/50 Wie ich in 50 Tagen 50 Marathons lief
: riva Verlag
: 9783864132827
: 2
: CHF 16.30
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: Leichtathletik, Turnen
: German
: 294
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Er läuft und läuft und läuft. Der Ultramarathon-Läufer Dean Karnazes, den das TIME Magazine im Jahr 2006 zu den hundert einflussreichsten Menschen der Welt zählte, verlangt seinem Körper und Geist schier Unglaubliches ab: Er läuft hunderte von Meilen oder 80 Stunden am Stück, ohne zu schlafen, durchschwimmt die Bucht von San Francisco oder fährt 24 Stunden Mountainbike. Im Jahr 2004 gewann er den härtesten Laufwettkampf der Welt: ein 217-Kilometer Rennen durch das Death Valley bei Temperaturen um die 50 C°. 2007 aber stellte er sich einer noch größeren Herausforderung: 50 Marathons an 50 aufeinanderfolgenden Tagen in allen 50 Bundesstaatender USA. Von diesem beeindruckenden Parforceritt erzählt Karnazes in seinem Buch »50/50«. Der fesselnde Erlebnisbericht sowie die vielen praktischen Ratschläge, Geheimtipps und Trainingspläne, die das Buch bietet, ermutigen jeden Sportler, ob Amateur oder Profi, für seine eigenen Ziele zu kämpfen - und helfen ihm, diese auch zu erreichen.

Dean Karnazes, Jahrgang 1963, studierte Wirtschaft, ist Ultramarathon-Läufer und Autor des New-York-Times-Bestsellers »Ultramarathon Man. Aus dem Leben eines 24-Stunden-Läufers« (riva Verlag, 2007). 2007 wurde er als bester Outdoor-Athlet mit dem renommierten ESPN Award ausgezeichnet. Karnazes lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in San Francisco.

EINFÜHRUNG
Wochenendausflug


Ein sonniger Samstagmorgen im Februar 2002; wieder einmal stand ein typischer Ausflug nach Art der Familie Karnazes auf dem Programm: Niemand hatte am Vorabend irgendetwas zusammengepackt, und kein Wecker klingelte für einen zeitigen Aufbruch. Jeder pellte sich nach Lust und Laune aus den Federn. Und dann brach das Chaos aus. In wilder Hast wurden Taschen vollgestopft und ins Mutterschiff verladen – unser treues 9-Meter-Wohnmobil. Rasch bereitete Speisen verschwanden in hungrigen Mündern, kaum dass sie vom Herd an den Tisch gebracht worden waren. Kinder lachten, und Bälle und manch anderes Spielzeug flogen durch die Luft.

Alle paar Minuten fragte mein Vater, ob jemand diesen oder jenen dringend benötigten Gegenstand gesehen habe – so auch die Wagenschlüssel. Er war gerade zur Küche hinaus, als meine Frau Julie hereinkam.

»Ist Popou so weit?« Wenn sie das griechische Wort für »Paps« in den Mund nahm, dann musste auch sie in Wochenendstimmung sein! Sie hatte es bei derlei Unternehmungen nicht immer leicht mit der levantinischen Unbekümmertheit ihrer griechischen Familienhälfte, aber meist ließ sie sich früher oder später doch davon anstecken und mischte kräftig mit.

»Popou sucht die Autoschlüssel«, meinte unsere siebenjährige Tochter Alexandria.

»Aber wo ist Nicholas?«, rief Julie entgeistert, der eben aufgefallen war, dass sie unseren Vierjährigen schon eine Weile nicht gesehen hatte.

»Popou sagt, er sei schon mit Yiayia im Wohnmobil«, meldete Alexandria, wobei sie für ihre Großmutter, meine Mutter, ebenfalls das griechische Wort benutzte.

So klein Nicholas noch war, zeigten sich bei ihm bereits erste Anzeichen für die unersättliche Wanderlust seines Vaters. Ließ man ihn auch nur für Sekunden aus den Augen, dann war er schon stracks zur Haustüre hinausspaziert.

»Warte mal …«, ging es Alexandria durch den Sinn. »Wenn Nicholas und Yiayia schon im Auto sind, dann müssen sie doch auch den Schlüssel haben. Wie hätten sie sonst hineinkommen sollen?«

Da hatte sie natürlich recht. Dass ihn ein Kind übertrumpfte, brachte Popou aber nicht aus der Fassung. So etwas kümmerte ihn nicht weiter; Hauptsache, das Abenteuer nahm endlich seinen Anfang und der verdammte Schlüssel, nach dem er seit zehn Minuten überall gesucht hatte, war endlich aufgetaucht.

Schließlich saßen dann doch alle auf ihren Plätzen im Mutterschiff und ließen die Sicherheitsgurte einschnappen. Wie ein erfahrener Kapitän steuerte Popou das Schiff mit sicherer Hand über den Highway nach Norden, während wir sangen, scherzten und Sprüche aus unseren Lieblingsfilmen zitierten.

Der Unterschied zwischen einem Jogger und einem Läufer ist mir erst im Lauf der Jahre richtig klar geworden: Der Jogger hat sein Leben noch im Griff. Wir waren noch keine Stunde unterwegs, als ich schon rastlos mit den Hufen scharrte und meinen Vater bat: »Halt mal kurz an.«

Ich hatte das kommen sehen und meine Laufsachen schon vorher angezogen. Dad dirigierte das Wohnmobil in die nächste Haltebucht, wie wir das im Lauf vieler Familie