: Nick Hornby
: Slam Roman
: Verlag Kiepenheuer& Witsch GmbH
: 9783462306538
: 1
: CHF 10.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 304
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
»Rührend und durch und durch überzeugend.« The GuardianSam, 15, kann kaum glauben, dass Alicia, die eigentlich eine Nummer zu groß für ihn ist, sich tatsächlich für ihn interessiert. Doch nach einer kurzen Zeit des Glücks kommt es knüppeldick: Könnte es sein, dass sie schwanger ist? »Eigentlich lief alles gerade ziemlich gut. Ich würde sogar sagen, dass die Entwicklungen der letzten sechs Monate durchgängig positiv gewesen waren. Zum Beispiel hatte Mum sich von Steve getrennt, ihrem bescheuerten Freund. Zum Beispiel konnte ich plötzlich zwei neue Skatingtricks, nachdem ich mich wochenlang öffentlich blamiert hatte. Das alles, und außerdem hatte ich noch Alicia kennengelernt.« Sam, selbst Sohn einer 32-jährigen Mutter, ist ein besessener Skateboardfahrer. Seine Bibel ist die Autobiographie des berühmten Skateboarders Tony Hawk, die für alle Lebensfragen das richtige Zitat bietet. Selbst als sich Sam in Alicia verliebt, läuft alles wie am Schnürchen und die beiden kommen tatsächlich zusammen. Doch dann droht die Glückssträhne zu reißen, denn Sam muss Angst haben, dass Alicia schwanger ist: Da mit der Angst zu leben immer noch besser ist, als zu wissen, dass die schlimmsten Befürchtungen Wirklichkeit geworden sind, nimmt Sam erstmal Reißaus. Mit wunderbarer Ironie schildert Nick Hornby in seinem neuen Roman Sams Sprung ins Erwachsensein. Das ist erbarmungslos ehrlich, rührend und saukomisch.

Nick Hornby, 1957 geboren, studierte in Cambridge und arbeitete zunächst als Lehrer. Er ist Autor zahlreicher Bestseller: »High Fidelity«, verfilmt mit John Cusack und Iben Hjejle, »About a Boy«, verfilmt mit Hugh Grant, »A Long Way Down«, verfilmt mit Pierce Brosnan, »How to Be Good«, »Slam« und »Juliet, Naked«, sowie weiterer Bücher über Literatur und Musik. Nick Hornby lebt in London.

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Eigentlich lief alles gerade richtig gut. Ich würde sogar sagen, dass die Entwicklungen der letzten sechs Monate durchgängig positiv gewesen waren.

Zum Beispiel hatte Mum sich von Steve getrennt, ihrem bescheuerten Freund.

Zum Beispiel hatte meine Kunstlehrerin, Mrs Gillett, mich nach der Stunde beiseitegenommen und gefragt, ob ich nicht Kunst studieren wollte.

Zum Beispiel konnte ich plötzlich zwei neue Skatingtricks, nachdem ich mich wochenlang öffentlich blamiert hatte. (Ich nehme mal an, nicht alle von euch sind Skater, also sollte ich eins lieber gleich sagen, damit es nicht zu schrecklichen Missverständnissen kommt. Skating = Skateboardfahren. Wir sagen nie Skateboardfahren, also hab ich das Wort hier in dieser Geschichte zum letzten Mal verwendet. Und falls ihr so blöd seid, euch vorzustellen, ich würde Faxen auf dem Eis machen, selber schuld.)

Das alles, und außerdem hatte ich noch Alicia kennengelernt.

Damit wollte ich eigentlich sagen, dass ihr vielleicht das ein oder andere über mich wissen solltet, ehe ich loslege mit Mum und Alicia und allem. Wenn ihr mehr über mich wüsstet, könnte es immerhin sein, dass euch einiges davon interessiert. Aber andererseits, wenn ich mir ansehe, was ich gerade geschrieben habe, wisst ihr schon eine ganze Menge oder habt es euch wenigstens zusammenreimen können. Zum Beispiel seid ihr wahrscheinlich schon drauf gekommen, dass meine Mum und mein Dad nicht zusammenleben, es sei denn, mein Dad wäre so einer, dem es nichts ausmacht, wenn seine Frau noch andere Liebhaber hat. Ist er nicht. Und ihr könnt euch denken, dass ich skate, und ihr könnt euch denken, dass Kunst und Design das Fach ist, in dem ich am besten bin, außer ihr habt angenommen, ich wäre so jemand, den die Lehrer ständig beiseitenehmen, um ihm zu sagen, er soll sich für ein bestimmtes Fach an der Uni einschreiben. Und sich darüber richtig in die Haare kriegen. »Nein Sam! Vergiss Kunst! Studier Physik!« »Vergiss Physik. Es wäre ein tragischer Verlust für die Menschheit, wenn du Französisch aufgibst!« Und dann fangen sie an, aufeinander einzuprügeln.

Na ja. Genau das würde mirnie passieren. Ich kann euch versprechen, ich hab nie einen Streit unter Lehrern provoziert.

Und man muss kein Sherlock Holmes oder so sein, um zu kombinieren, dass Alicia ein Mädchen ist, das mir etwas bedeutet. Ich bin froh, dass es einiges gibt, was ihr nicht wisst und worauf ihr nie kommen würdet, seltsame Sachen, die, soweit ich weiß, in der gesamten Geschichte der Menschheit außer mir noch keinem passiert sind. Denn wenn ihr euch alles schon nach dem ersten kleinen Absatz hättet denken können, würde mich das ungute Gefühl beschleichen, nicht unbedingt ein rasend komplizierter und interessanter Mensch zu sein, haha.

Liegt ein paar Jahre zurück, diese Zeit, als sich alles ganz gut entwickelte, ich war also fünfzehn, fast sechzehn. Ich will nicht auf die Tränendrüse drücken, und ich will euch auf keinen Fall leidtun, aber dieses Gefühl, mein Leben wäre gar nicht so übel, war neu für mich. Das Gefühl hatte ich bis dahin nicht gekannt und habe es seitdem auch nie wieder gehabt. Das soll jetzt nicht heißen, ich wäre unglücklich gewesen. Bloß hatte vorher immer irgendwas nicht gestimmt, einen immer irgendwas beunruhigt. (Ihr werdet sehen, dass es seitdem noch reichlich Grund zur Beunruhigung gab, aber dazu kommen wir später.) Zum Beispiel, dass meine Eltern sich scheiden ließen und andauernd zofften. Beziehungsweise geschieden waren, sich aber immer noch stritten, sie haben sich nämlich noch bis lange nach der Scheidung weitergestritten. Oder in Mathe lief es nicht berauschend – ich hasse Mathe –, oder ich wollte was von einem Mädchen, das nichts von mir wollte … das alles hatte sich plötzlich verzogen, ohne dass ich es mitbekommen hatte, wie es mit Regenwolken manchmal geht. Und in diesem Sommer schien mehr Geld da zu sein. Meine Mum hatte einen Job, und mein Dad war nicht mehr ganz so sauer auf sie, darum gab e