Kompendium Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatische Medizin
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Harald J. Freyberger, Wolfgang Schneider, Rolf-Dieter Stieglitz
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Harald J Freyberger, Wolfgang Schneider, Rolf-Dieter Stieglitz
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Kompendium Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatische Medizin
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Hogrefe AG
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9783456949772
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12
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CHF 32.00
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Medizin
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German
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920
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Wasserzeichen/DRM
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PC/MAC/eReader/Tablet
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PDF
Das ganze Wissen über psychische Störungen und ihre Behandlung in einem Band: Dieses interdisziplinäre Kompendium wird in bewährter Zusammenarbeit von einem Psychiater, einem Psychosomatischen Mediziner und einem Klinischen Psychologen herausgegeben und verbindet die Sichtweisen der drei Fachgebiete auf psychische Krankheit. Es besteht aus: einem in der 12. Auflage erweiterten Teil über Untersuchung, Klassifikation, biologische und psychologische Diagnostik; der ausführlichen, an der ICD-10 orientierten Darstellung sämtlicher Störungsgruppen; einer aktuellen Übersicht über die pharmakologischen und psychotherapeutischen Therapieverfahren; sowie der Darstellung von Anwendungsbereichen und Ergebnissen. Entsprechend der immensen Weiterentwicklung der theoretischen, methodologischen und therapeutischen Grundlagen der psychosozialen Medizin wurden die Beiträge des Bandes wiederum von verschiedenen Autoren bearbeitet, um der Spezialisierung und Differenzierung des Faches Rechnung zu tragen. Mit seiner klar strukturierten und verständlichen Aufbereitung ist das integrative Lehrbuch ein unentbehrlicher Begleiter für Mediziner, Psychologen und alle anderen in der Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatischen Medizin tätigen Berufsgruppen.
Kriterium für den Schweregrad von Denkstörungen kann die Erschwerung des Interviews angesehen werden, wobei sich im Gespräch die formalen Denkstörungen manchmal erst bei längerem Verlauf oder im Zusammenhang mit emotionalen Belastungssituationen zeigen.
Von den formalen Denkstörungen sind die inhaltlichen Denkstörungen abzugrenzen, bei denen der Inhalt des Denkens und die Realitätskontrolle beeinträchtigt sind. Bei den Zwängen handelt es sich um immer wieder gegen inneren Widerstand aufdrängende Merkmale, die vom Patienten als weitestgehend unsinnig erlebt werden (vgl. Tab. 1-8). Sie lassen sich nicht oder nur schwer unterbinden, bei Unterdrückung dieser Phänomene tritt Angst auf. Die nicht-wahnhaften inhaltlichen Denkstörungen werden zudem in die in Tabelle 1-8 wiedergegebenen Merkmale unterschieden.
Als Wahn wird eine Fehlbeurteilung der Realität bezeichnet, die mit erfahrungsunabhängiger und damit unkorrigierbarer Gewissheit auftritt und an der apodiktisch festgehalten wird, auch wenn sie im Widerspruch zur Erfahrung der gesunden Mitmenschen sowie ihrem kollektiven Meinen und Glauben steht. Es besteht kein Bedürfnis nach Begründung dieser Fehlbeurteilung. Bei den Wahnphänomenen lassen sich formale und inhaltliche Merkmale unterscheiden (vgl. Tab. 1-9).
Zu dem Merkmalsbereich der Sinnestäuschungen werden Illusionen, Halluzinationen und Pseudohalluzinationen gerechnet (vgl. Tab. 1-10). Differenziert werden können die Sinnestäuschungen anhand des Vorhandenseins oder der Abwesenheit einer Reizquelle und/oder der Fähigkeit bzw. der Unfähigkeit zur Realitätskontrolle.
Unter Ich-Störungen werden Störungen des Einheitserlebens, der Identität im Zeitverlauf, der Ich-Umwelt-Grenze sowie der Ich-Haftigkeit aller Erlebnisse verstanden (vgl. Tab. 1-11).
Die Störungen der Affektivität werden teilweise aus dem Gesprächsverlauf erschlossen und teilweise gezielt exploriert (vgl. Tab. 1-12).
Antriebsund psychomotorische Störungen werden erkennbar am Aktivitätsniveau und der Psychomotorik. Antrieb ist dabei die vom Willen weitgehend unabhängige wirkende Kraft, die die Bewegung aller psychischen Funktionen bewirkt (vgl. Tab. 1-13).
Mit den sog. zirkadianen Besonderheiten sollen Schwankungen der Befindlichkeit und des Verhaltens des Patienten während einer 24-Stunden-Periode abgebildet werden (z.B. Befinden morgens schlechter).
Darüber hinaus sind Sozialund Krankheitsverhalten zu beachten sowie aggressive Erlebensund Verhaltensmuster im weiteren Sinne (vgl. Tab. 1-14).
1.4 «Primärpersönlichkeit» und Persönlichkeitsstruktur
Die Beurteilung der Persönlichkeitsstruktur, auf deren Grundlage sich psychopathologische Symptome entwickeln, ist in der psychosozialen Medizin seit jeher einer besonderen Beachtung geschenkt worden. In diagnostischen Interviews geht es zum einen darum, bestimmte strukturelle Dimensionen der Persönlichkeit zu erfassen und andererseits um die gezielte Exploration auffälliger Persönlichkeitszüge (vgl. Tab. 1-15). Als strukturelle Merkmale können nach dem Konzept der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik die kognitive Fähigkeit zur Selbstund Objektwahrnehmung, die Selbststeuerungsfähigkeit und die Steuerungsfähigkeit in Objektbeziehungen, die emotionale Fähigkeit zur Kommunikation nach innen bzw. nach außen und die Fähigkeit zur Bindung an innere bzw. äußere Objekte aufgefasst werden.
Die zu erfassenden eher deskriptiven Persönlichkeitszüge entsprechen den Typologien der Persönlichkeitsstörungen (vgl. Kap. 16). In diesem Zusammenhang wird auch das Konzept der «prämorbiden Persönlichkeit» verständlich, das die mögliche Veränderung der Persönlichkeitsstruktur durch oder als Folge einer psychischen Erkrankung impliziert. Hiermit ist also die Persönlichkeitsstruktur zum Zeitpunkt vor dem Auftreten der Störung gemeint.
1.5 Körperliche Untersuchung und apparative Verfahren
Zu jeder Erstuntersuchung gehört eine körperlich-neurologische Untersuchung, um die mögliche organische Ursache einer psychischen Störung zu diagnostizieren bzw. auszuschließen. Ergänzt werden sollte dies durch eine zumindest orientierende Labordiagnostik (Blutfette, -salze, Leberenzyme u.a.) und zusätzliche apparative Verfahren (EEG, CCT, MRT usw.; vgl. Kap. 3).