: Sigi Kube
: Schmaus und Braus Genussvolle Geschichten rund ums Essen und Trinken
: Heyne
: 9783641080174
: 1
: CHF 4.60
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: Sprache: Allgemeines, Nachschlagewerke
: German
: 192
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Bekannte Redewendungen und geflügelte Worte rund ums Essen: die Crème de la Crème kulinarischer Wortgeschichten

Essen ist nicht nur eine Gaumenfreude, sondern auch das Salz in der Suppe unserer Sprache. Bei diesem charmanten Blick über den Tellerrand wird nicht um den heißen Brei herumgeredet, nicht auf Sparflamme gekocht und beileibe nicht alles in einen Topf geworfen, sondern Sigi Kube schenkt uns reinen Wein ein und erzählt unterhaltsam, woher die Redensarten und geflügelten Worte rund ums Essen kommen. Ein gefundenes Fressen für alle Gourmets und Sprachinteressierten sowie das Sahnehäubchen für die Abendeinladung!

Sigi Kube schreibt als Journalistin für verschiedene Frauen- und Wirtschaftszeitschriften. Sie war außerdem Redaktionsleiterin und Autorin der bekannten Hörfunkserie"Die wahre Geschichte" bei Klassik Radio, in der über viele Jahre hinweg interessante Rätselgeschichten aus dem Leben berühmter Persönlichkeiten sowie von fast vergessenen Ereignissen der Weltgeschichte erzählt wurde.

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Ach, du dickes Ei

Vielleicht zwitscherte das kleine Singvogelweibchen ein erstauntes »Ach, du dickes Ei!«, als es inmitten seines Geleges das große, gesprenkelte Ei des Kuckucks entdeckte. Der Kuckuck ist ein Brutschmarotzer, er raubt die Eier der Singvögel, um sie zu fressen, und weil er offenbar keine Lust hatte, seinem Nachwuchs ein eigenes Nest zu bauen, kam er irgendwann bei seinen Raubzügen möglicherweise auf den Trick, seine Eier ins fremde Nest zu legen. Das seltsame Verhalten des Kuckucks erstaunte die Menschen, und im Lauf der Zeit galt der Ausruf »Ach, du dickes Ei!« für jedes ungewöhnliche Ereignis.

Die rätselhaften Wege der Natur zeigen sich auch in den Eiern selbst. Unter seiner zerbrechlichen Hülle aus Kalk verbirgt das Ei zahlreiche Geheimnisse. Seine Zusammensetzung ist eigentlich entschlüsselt, es enthält die Vitamine A, B, D und E, tierisches Eiweiß, Mineralstoffe, gesättigte und ungesättigte Fette. In England gehört das Ei zum Frühstück wie die Butter zum Brot, während bei uns die darin enthaltenen etwa 200 Milligramm Cholesterin manchen den Genuss verdorben haben. Rätselhaft und ungeklärt ist allerdings noch, warum sich die Luftkammer im Ei immer am stumpfen Ende befindet. Ebenfalls nicht ganz geklärt ist nach wie vor die Frage, was kommt zuerst raus, das dicke oder das spitze Ende. Mittels Röntgenaufnahmen sah ein englischer Forscher das stumpfe Ende vorne, sein deutscher Kollege dagegen war sicher, das spitze Ende zuerst entdeckt zu haben. Das Gelbe vom Ei sind beide Ergebnisse nicht, und die Untersuchungen und Spekulationen werden wohl weitergehen.

Der Glibber im Inneren des Eis gilt als der Ursprung allen Lebens und faszinierte die Menschen zu allen Zeiten. Bereits in der Antike wurde die Frage diskutiert, was zuerst da war, das Ei oder die Henne. Vor allem im Frühling, wenn das Leben nach langem Winterschlaf erwachte, huldigte man dem Ei als Fruchtbarkeitssymbol, und mächtige Eierkronen oder auch die buntenEier zur Osterzeit erinnern in manchen Gegenden noch heute an alte heidnische Bräuche.

Das Ei war aber nicht nur ein Symbol für Leben und Fruchtbarkeit, sondern in erster Linie ein wichtiges Nahrungsmittel. Als Fastenspeise war es gar unverzichtbar.

In der Natur gibt es eine große Vielfalt an Eiern, doch das menschliche Begehren konzentrierte sich fast ausschließlich auf das Hühnerei. An zweiter Stelle stehen Enteneier, die vor allem in Holland und Belgien gern in die Pfanne geschlagen werden und auch in Asien zum alltäglichen Speisezettel gehören. Beim »hundert-« oder »tausendjährigen« Ei der Chinesen handelt es sich ebenfalls um ein Entenei. Der Name ist allerdings etwas irreführend, der Herstellungsprozess dauert etwa neunzig Tage, und danach ist das Ei nur noch einige Monate haltbar. Es hat eine graugrüne Farbe, ist butterweich und schmeckt angeblich besser, als es riecht. Die vielleicht berühmtesten, mit Sicherheit aber die kostbarsten Ostereier schuf der russische Hofjuwelier Peter Carl Fabergé, seine Prunkeier sind m