: Frank Naumann
: Die Kunst des Smalltalk Leicht ins Gespräch kommen, locker Kontakte knüpfen
: Rowohlt Verlag Gmbh
: 9783644466715
: 1
: CHF 10.00
:
: Briefe, Rhetorik
: German
: 240
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Er ist nichts für Apostel des Tiefsinns und bedingungslose Selbstoffenbarer, dagegen eine reizvolle Kunst für Neugierige, die ins Gespräch und zu mehr kommen wollen. Wer ihn beherrscht, wirkt souverän in sozialen Beziehungen. In der Kunst des Smalltalk ist bisher kein Meister vom Himmel gefallen, sie zu beherrschen jedoch lohnt sich. Wie dies geht, erfährt man bei Frank Naumann in einer kurzweiligen Mischung aus Tipps, Anregungen und Ratschlägen. Alle erprobt von Experten.

Frank Naumann, geboren 1956 in Leipzig, 1977 bis 1982 Studium der Philosophie, Psychologie und Biologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. 1984 Dissertation, 1989 Habilitation zu philosophischen Themen der Naturwissenschaften. Von 1989 bis 1998 arbeitete er als Kommunikationspsychologe an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seitdem ist er freier Autor.

Let’s talk about talk – Die Grundlagen


Keine Angst vor der Öffentlichkeit!


«Jeder Mensch gilt in dieser Welt nur so viel, als wozu er sich selbst macht.»

Dieser Satz stammt nicht etwa von einem amerikanischen Präsidentenberater oder einem Hollywoodstar, der durch gekonnte Selbstinszenierung immer wieder Schlagzeilen in der Presse bekommt, sondern von dem schon zitierten Freiherrn von Knigge, geschrieben im Jahre 1788.

 

Mehr Schein als Sein? In seiner Anwendung beweisen Karrieristen und Hochstapler, dass das dauernde Reden über die eigene Tüchtigkeit einem oft erspart, seine Leistungsfähigkeit praktisch unter Beweis zu stellen. Auch Ende des 20. Jahrhunderts war es möglich, dass ein psychisch Kranker es schaffte, zum wiederholten Mal als Arzt in einer Klinik zu praktizieren – ohne Zeugnisse oder irgendeine Art von medizinischer Ausbildung. Sein selbstbewusstes Auftreten im weißen Kittel reichte, die Leute in seiner Umgebung von sich zu überzeugen.

Die Werbeindustrie hat aus dem Satz längst gelernt, dass auch die unwahrscheinlichste Behauptung über das zu verkaufende Produkt schließlich akzeptiert wird, wenn man sie nur oft genug wiederholt.

Ein bekannter Bauunternehmer folgte Knigges Devise und erhielt von Fachleuten der Großbanken, die geschult sind, Betrüger zu entlarven, Milliardenkredite – und hinterließ einen Berg von Schulden, den einer der Bankmanager, um sein Versagen zu bagatellisieren, als «Peanuts» bezeichnete.

Selbst Wissenschaftler wissen inzwischen: Man erwirbt sich einen Ruf als Experte am leichtesten dadurch, dass man seine Meinung im Brustton der Überzeugung häufig im Fernsehen und auf Vorträgen verkündet. Für fleißige Genies, die von früh bis abends nur forschen und ihre Laboratorien kaum verlassen, interessiert sich außer ein paar Fachkollegen niemand.

Und wenn auf einer Party zehn Leute beieinander stehen, wird man sich an die ein oder zwei erinnern, die durch amüsantes Plaudern auf sich aufmerksam machten, während die stummen Zuschauer in der Erinnerung keine Spur hinterlassen.

Zum Glück lassen wir uns nicht schrankenlos manipulieren. Wer uns eine Rolle vorspielt, die nicht seiner wahren Persönlichkeit entspricht, wird früher oder später durchschaut. Nur in den Medien kann ein falsches Image über längere Zeit geschickt inszeniert werden. Im persönlichen Umgang lässt sich ein Schein ohne Sein nicht lange aufrechterhalten. Dazu müssten wir unsere Mimik und Gestik einer perfekten Selbstkontrolle unterwerfen. Das ist nicht nur sehr anstrengend, sondern auch beim besten Willen praktisch nicht lückenlos durchführbar. Einige Bereiche der Körpersprache steuert das Unterbewusstsein. Das heißt, die Mimik reagiert auf unsere augenblickliche Stimmung. Der Versuch, willentlich Zorn oder Freude auf das Gesicht zu zaubern, spiegelt äußerlich genau das wider, was er ist – ein kläglich gescheiterter Versuch, eine Laune vorzutäuschen, die nicht da ist. Versuchen Sie einmal zu lächeln, wenn Ihnen nicht nach Lächeln zumute ist, und schauen Sie sich das Ergebnis im Spiegel an.

Ei