: Sigrid Hartong
: Basiskompetenzen statt Bildung? Wie PISA die deutschen Schulen verändert hat
: Campus Verlag
: 9783593416946
: Campus Forschung
: 1
: CHF 41.80
:
: Bildungswesen
: German
: 411
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Die PISA-Studie ist nur ein Teil des Paradigmenwechsels an deutschen Schulen. Sigrid Hartong untersucht, welche zentralen Ereignisse internationaler und nationaler Bildungspolitik außerdem unsere Schulen prägen. Sie zeigt den Wandel von einem kulturgebundenen Lehren von Wissensinhalten hin zu einer Vermittlung von Basiskompetenzen. Hartong untersucht an einem Fallbeispiel, wie sich dieser Wandel auf die Schul- und Unterrichtspraxis auswirken kann.

Sigrid Hartong arbeitet im Bereich Schul- und Bildungsforschung an der Universität Bamberg.
Beinahe explosionsartig ist binnen der letzten Jahre die Zahl von Studien und Schriften gewachsen, die sich mit den Themen Bildung und Schule auseinandersetzen. Ganze Zeitschriften, Konferenzen und Organisationen widmen sich der Verbesserung von Unterricht, Schülerleistungen und Inklusion oder aber technischen Fragen internationaler und nationaler Bildungsvergleiche. Weitere Schwerpunkte sind die Optimierung von Kompetenz-Testverfahren (siehe z.B. Sill/Sikora 2007) oder die so genannte Rezeptionsforschung, die sich empirisch mit Reformwirkungen, beispielsweise mit der Veränderungsbereitschaft von Lehrkräften, auseinandersetzt (siehe z.B. Lankes 2008, Hosenfeld/Groß Ophoff 2007, Nachtigall/Jantowski 2007, Tresch 2007). Die PISA-Studie ist dabei längst nicht mehr das einzige zentrale Schlagwort bzw. Narrativ, mit dem von unterschiedlicher Seite her argumentiert wird. Obwohl innerhalb der letzten zehn Jahre die Situation im Bildungsbereich immens komplexer geworden ist, sind die Nachwehen des 'PISA-Fiebers' (Karg 2005: 10) immer noch deutlich zu spüren. So wurde erst im Oktober 2010 das ZIB, das Zentrum für internationale Bildungsvergleichsstudien, in München gegründet, das unter der Leitung von Manfred Prenzel die kommenden PISA-Runden in Deutschland leiten und sich verstärkt mit Bildungsstudien großen Kalibers beschäftigen wird.

Neben diesen großen Erhebungen werden vermehrt auch einzelne Aspekte der jüngsten Bildungsreformen fokussiert - zum Beispiel der zunehmende Einfluss internationaler Akteure, die schulische Systemgestaltung in den so genannten Vorbildländern, Effekte nationenübergreifender Anpassung oder auch, aus einer Mikroperspektive heraus, die Situation der Schulen, die auf der einen Seite mehr Autonomie und damit mehr Freiheiten erhalten haben, auf der anderen Seite jedoch im Sinne des New Public Management Prinzipien wie der Accountability unterworfen werden. Wies

Inhalt8
1. Einleitung: PISA und die Forschungslücken12
2. Das Schulfeld im Mehrebenenmodell16
2.1 Grundproblem der Forschungsfrage16
2.2 Pierre Bourdieus Theorie sozialer Felder17
2.2.1 Überblick17
2.2.2 Das Schulfeld und seine Beziehung zum Feld der Macht21
2.2.3 Das Schulfeld als Zusammenspiel von Schulpolitik und Schulpraxis24
2.2.4 Anwendung des Feldansatzes25
2.3 Weltkultur als Messlatte der Anpassung27
2.3.1 Amerikanischer Neoinstitutionalismus27
2.3.2 Modernisierungsperspektive und Weltkultur: Die Standardisierung des Bildungssystems29
2.3.3 Erklärungspotentiale und -grenzen des Weltkulturansatzes32
2.4 Governance im Mehrebenenfeld Schule35
2.4.1 Hinführung: Studien zum gouvernement35
2.4.2 Mehrebenengovernance und seine Bedeutung für die Bildungsforschung38
2.5 Das Analysemodell40
2.5.1 Forschungsagenda und die Frage der Methodik42
3. Die Folgen der Internationalisierung: Emergenz einer neuen Ebene auf dem Feld der Schulpolitik54
3.1 Die Entstehung neuer Arenen und Strukturen56
3.2 Die Rolle der Internationalen Organisationen59
3.2.1 Die Ausgangssituation59
3.2.2 Wandel der Governancepraktiken: Vom Interessensinstrument zum Auftraggeber62
3.2.3 »Währungsreform«: Einführung des informationellen Kapitals und seine Transformation in symbolisches Kapital71
3.3 Leitbildwandel: Dominante Argumentationsmuster in den internationalen Arenen76
3.3.1 Die OECD76
3.3.2 Die EU100
3.4 Spannungslinien auf der internationalen Ebene im Feld der Macht108
3.4.1 Exkurs: Bildungsreform und PISA-Rezeption bei nahen und fernen Nachbarn113
3.5 Zusammenfassung117
4. Die Auswirkungen der Internationalisierung auf die nationale Schulpolitik122
4.1 Traditionelle Feldkonstellation: Institutionen, Akteure, Symbolsysteme123
4.1.1 Etablierung und Krisen des gegliederten Schulwesens129
4.1.2 Zwischenfazit: Leitbild und Governance des deutschen Schulfeldes135
4.2 Der »PISA-Schock« als Wendepunkt?138
4.2.1 Vom Auftraggeber zum Adressaten: Der Einfluss der internationalen Organisationen140
4.2.2 Entrepreneurs versus Kritiker143
4.2.3 Das Feld der Politikberatung in Deutschland155
4.3 Positionen und politische Agenda vor und nach PISA183
4.3.1 Politische Entscheidungsträger185
4.3.2 Neue Akteure auf dem Feld der Bildungspolitik203
4.3.3 Gewerkschaften und Verbände im bildungspolitischen Feld209
4.3.4 Argumentationsmuster der Kritiker220
4.4 Zwischenfazit222
5. Transformation auf Länderebene: Transformation der Schulpraxis?228
5.1 Vorbemerkungen228
5.1.1 Bildungspolitik der Länder und Probleme der analytischen Einordnung228
5.1.2 Schulpraxis: Transformation als Anpassung?229
5.2 Das Fallbeispiel Niedersachsen233
5.2.1 Pfadabhängigkeit und Wandel233
5.2.2 Niedersachsen als Vorreiter: Kooperationen mit der Bertelsmann Stiftung253
5.2.3 Externe Evaluation: Die Niedersächsische Schulinspektion (NSchI)279
5.2.4 Eigenverantwortliche Schulen erzählen: Die Reaktionen der Schulpraxis289
5.3 Zusammenfassung319
6. Schlussbetrachtung322
6.1 Neues Paradigma: Lebenslanges Lernen in der Wissensgesellschaft322
6.2 Hybridisierung von altem und neuem Paradigma336
6.3 Reproduktion sozialer Ungleichheit unter neuen Bedingungen342
Abkürzungen346
Tabellen349
Abbildungen350
Literatur351
Zertifizierung von Schulen durch den Club of Rome408
Interviewfragen411